Die Blindgängerin mit Helm und Rucksack hockt auf einer Wiese am Boden. Sie hält Seile mit Karabinerhaken in den Händen. Die große weiße Plane hinter ihr soll einen entfalteten Fallschirm nach der Landung darstellen. Auf ihrem dunkelblauen T-Shirt steht in weißer Schrift “Mission Possible“.

Mission: Impossible – Fallout

„Alles Gute kommt von oben.“ Diese Redensart biblischen Alters hat ihren Ursprung im Brief des Jakobus, dort heißt es: „Alle gute Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts.“ Wie auch immer, seitdem sich der Mensch mit todbringenden Waffen im Gepäck in die Lüfte aufschwingen kann, kommt viel zu viel Schlechtes von oben. Und im Nuklearzeitalter muß er nicht einmal das. Alles, was nach oben entweicht, wird zwar zunächst vom Winde verweht, kommt aber unweigerlich irgendwann irgendwo wieder auf die Erde zurück. Er ist nicht zu hören, zu sehen, zu fühlen oder zu riechen, der radioaktive Niederschlag bzw. Fallout, ausgelöst von einer atomaren Explosion am Boden! Um die Welt vor solch einer Katastrophe zu retten, wird das Team von Ethan Hunt (Tom Cruise) losgeschickt zur sechsten „Mission: Impossible – Fallout“ Ich schickte mich auch, nämlich an, wieder einmal allein ins Kino zu gehen. Dabei entschied mich für den Zoopalast Berlin. Wie bei all meinen Alleingängen in den Kinos begleitete mich auch hier das aufmerksame nette Kinopersonal bis zu meinem Platz und versorgte mich mit Getränken usw. Die jungen Leute waren sehr interessiert, wie ich von dem Film überhaupt etwas mitbekommen könnte. Eine Audiodeskription für den US-amerikanischen Actionthriller gäbe es zwar nicht, meinte ich etwas enttäuscht. Aber ich hatte mir extra mein Shirt mit dem Aufdruck „Mission Possible“ übergestreift und war gespannt, was geht! Ein besonderes Highlight würde für mich die Filmmusik sein, bei der ich jedesmal eine Gänsehaut bekomme, und natürlich der Sound im größten Saal des Zoopalasts. Der war wieder einmal grandios, kam von oben und einfach von überall und konnte mich über die ein oder andere gefühlte dialogfreie Ewigkeit hinwegtrösten. Aber ich hätte doch zu gerne etwas über Ethan Hunts Körperhaltung und Mimik erfahren, als er im freien Fall von sehr weit oben kam. Zumal sich Tom Cruise dabei, wie bei allen anderen waghalsigen Szenen auch, nicht doubeln ließ. Abgesehen von dem Detail, daß sich sein Fallschirm extrem niedrig über den Dächern von Paris öffnete, schwebte ich nur im Dunkeln so mit. Etwas später raste ich wohl immer haarscharf an höllischen Abgründen vorbei. Ich glaube es war Benji (Simon Pegg) aus Ethan Hunts Team, der sich laut fragte: „Zur Hölle, was macht er da?“ Diese Frage blieb für mich wie viele weitere offen! Zu hören waren das Aufheulen von PS-starken Motoren, berstendes Metall, das Splittern von Glas, quietschende Bremsen, Rufe, Schreie und Schießereien. Mindestens einmal stürzte etwas in ein Gewässer. Im nachhinein mußte das die Seine gewesen sein. Man war also immer noch oder schon wieder in Frankreich. Zum Beschreiben wäre bei diesen beiden actionlastigen Beispielen viel Zeit gewesen. Und allen, die wie auch ich mit Hörfilmbeschreibungen zu tun haben, hätte es in den Fingern gejuckt! Mein Rettungsanker war dann die Filmmusik. In meinem Sessel versunken lauschte ich dem unsichtbaren Orchester und war überrascht, als nach über zwei Stunden plötzlich Schluß war. Dabei zog sich das Thema der Filmmusik wie ein roter Faden durch das Spiel der fantastischen Musiker. Die tiefen Klänge der Celli verbreiteten Dramatik und kündigten Gefahr an. Die gipfelte dann im schnellen nervenzerreißenden Gefiedel der Violinen. Die Bläser und Hörner bliesen zum Angriff und die fantastischen Percussion-Einlagen brachten noch einmal mehr Geschwindigkeit in die Sache. So dachte ich mir das wenigstens! Zusammengefaßt hatte ich eher einen schönen Konzert- als Kinoabend. Meine Mission, möglichst viel vom Film mitzubekommen, war tendenziell eine unmögliche. Aber den Blick statt nach oben nach vorne gerichtet, glaube ich an eine siebte „Mission: Impossible“ mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln über die Greta und Starks App! Denn nichts ist unmöglich!

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