Nur eine Stunde Ruhe versucht der Zahnarzt und Jazzmusikliebhaber Michel während der 75 Filmminuten, einem ganz gewöhnlichen Samstag abzutrotzen.
Er möchte sich einfach nur die frisch erworbene Schallplatte von Niel Youart, seiner Meinung nach dem Jazzklarinettisten schlechthin, aus den 50er Jahren zu Gemüte führen.
Gerade hat er bei einem Bummel über einen Pariser Flohmarkt genau diese ihm in seiner immensen Sammlung noch fehlende Schallplatte entdeckt, hat mit seinen Begeisterungsausbrüchen noch den Preis in die Höhe getrieben, und denkt dennoch, ein Schnäppchen gemacht zu haben.
Bestens gelaunt muß er bereits auf dem Heimweg zwei Telefonanrufe seiner Mutter abwehren, einen Patienten mit Zahnschmerzen vertrösten und seine Geliebte, die ihn dringlichst zu einem Treffen zitiert, abwimmeln.
In der weiträumigen und nobel eingerichteten Wohnung angekommen, liegt die schwarze Scheibe endlich auf dem Plattenteller eines Plattenspielers im Wert eines Kleinwagens!
Die Nadel schwebt über der Rille, setzt auf, und als knisternd die ersten Takte des Stückes „Me, Myself and I“ erklingen und er entzückt mitsummt, heult der Staubsauger auf, begleitet von lauten Schniefgeräuschen der putzenden Maria. Zeitgleich fordert die bildschöne psychisch leicht angeschlagene Gattin genau jetzt ein seit Jahren überfälliges klärendes Gespräch. Ein polnischer Handwerker portugiesischer Herkunft trifft bei äußerst geräuschvollen Durchbrucharbeiten die Abwasserleitung, sorgt für die Flutung eines der Zimmer und ruft den Mieter der darunterliegenden Wohnung, bei dem es jetzt durchregnet, auf den Plan.
Wenn nicht gerade jemand unaufschiebbar genau jetzt mit ihm sprechen muß, wie auch sein bester ihn stets anpumpender Freund, klingelt entweder das Telefon oder es bimmelt an der Wohnungstür.
Auf eine Stippvisite kommt der 30-jährige Sohn – von Beruf Globalisierungsgegner – vorbei, um seine schmutzige Wäsche bei Muttern abzugeben. Er lebt auf Papas Kosten in der Wohnung eine Etage höher, in der er einer neunköpfigen Flüchtlingsfamilie Asyl gewährt.
Aber Michel gibt nicht auf!
Immer wieder schwebt die Nadel über der schwarzen Scheibe, um wenn überhaupt, nur für einige Runden auf der Platte zu verweilen.
Schön, daß dem guten alten Vinyl so eine bedeutende Rolle zugedacht wurde. Ich konnte mich mit dem auch schon wieder überholten Tonträger CD nie anfreunden.
Die seelenlosen Plastikhüllen wollen sich schnell auflösen und gestapelt bei der geringsten Erschütterung umstürzen.
An Schallplatten mag ich den Geruch und in Reih und Glied nebeneinandergestellt, geben sie im Regal auch ein schönes Bild ab.
Die Lage eskaliert, als die Gemeinschaft der Hausbewohner wegen Regens sowohl draußen als auch in der darunterliegenden Wohnung spontan das für diesen Nachmittag anberaumte Mieterfest in Michels Wohnung verlagert. Sie rücken mit Kind und Kegel und mitgebrachten Speisen an. Der Sohn beschließt derweil, die Flüchtlingsfamilie in die größere und komfortablere Wohnung seiner Eltern umzuquartieren.
Ruhe kehrt erst wieder ein, als Michel, nun von allen guten wie schlechten Geistern verlassen, allein in seiner völlig verwüsteten Wohnung zurückbleibt. Nur das kleine etwa fünfjährige Mädchen aus der Flüchtlingsfamilie ist dageblieben. Mit seinen großen dunklen Kulleraugen hat es Michel schon immer das Herz erweicht.
Als er sich nun endlich wieder seiner Schallplatte widmen will und dabei erneut scheitert, gesellt sich das Mädchen zu ihm. Und bringt ihn auf eine gute Idee.
Während der sehr kurzweiligen 75 Minuten steht Michel, gespielt von Christian Clavier, häufig kurz vor dem Kollaps. Er hatte doch kaum Zeit, sich von den Strapazen als M. Claude, Vater von vier Töchtern im heiratsfähigen Alter, zu erholen…
Dem wachsamen Augenpaar an meiner Seite, das natürlich noch viel mehr Spaß hatte als ich, ist übrigens nicht entgangen, daß durch das Kappen der Frischwasserleitung die Abwasserleitung abgesperrt werden sollte, so ist das halt in Frankreich!
Aber Komödien können sie unschlagbar gut, und das liegt bei diesem Film auch an den ausnahmslos tollen Darstellern!!!