Blog Blindgaengerin

Christian Clavier

Die Blindgängerin mit ihren Freundinnen Astrid und Pascale auf einer Bank neben einem roten Teppich. Direkt hinter ihnen das Filmplakat "Monsieur Claude und sein großes Fest". Auf dem Plakat die große Filmfamilie. Links daneben eine Werbetafel mit dem Bild eines Marmeladenglases.

Monsieur Claude und sein großes Fest

Langeweile? Kommt wie bei den vorherigen Filmen auch dieses Mal im Kinosaal bei „Monsieur Claude und sein großes Fest“ garantiert nicht eine Sekunde auf. Kein Wunder bei dieser Familie! Und wer hält Monsieur Claude und seine Frau Marie, wieder einmal ganz wunderbar gespielt von Christian Clavier und Chantal Lauby, so auf Trab? Manchmal stehen sich die beiden, fast auf den Tag 40 Jahre glücklich verheiratet, ein bißchen selbst im Weg. Großen Wirbel verursachen ihre vier bezaubernden, etwas chaotischen Töchter, alle mit einem leichten Hang zur Egozentrik. Auch ihre liebenswerten Ehemänner aus Algerien, Israel, China und von der Elfenbeinküste geben ihr Bestes und überraschen mit immer wieder neuen Geschäftsideen.Aber richtig drunter und drüber geht’s erst, als deren Eltern zu Claudes großem Fest aus allen Himmelsrichtungen anreisen, jeweils mit einem saftigen Eheproblem im Gepäck.Als ob das nicht genug wäre: Für viel Unruhe zwischendurch sorgt ein ganz neues Gesicht, der deutsche Helmut Schäfer, herrlich deutsch gespielt von dem in Frankreich lebenden Jochen Hägele, ursprünglich aus Stuttgart. Bei der Premiere im Kino der Berliner Kulturbrauerei jedenfalls knickerten alle während der 98 Filmminuten pausenlos vergnügt vor sich hin und es wurde auch lauthals gelacht. Vor der Vorstellung entstand im Foyer das Foto für den Blogbeitrag.Wir, meine beiden Freundinnen Astrid, Pascale und ich, haben uns dazu einfach in Monsieur Claudes 18-köpfiges Familienfoto reingeschummelt. Und was hat es mit dem großen Marmeladenglas auf dem Plakat neben uns auf sich?Der traditionelle französische Konfitürenproduzent „Bonne Maman“ ist Sponsor des Films und nach der Veranstaltung gingen alle mit einem Glas Marmelade nach Hause. Hab schon genascht, schmeckt köstlich! Aber das Beste, jedenfalls für Kinobegeisterte mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung, kommt zum Schluß:Wie schon bei den beiden Filmen aus den Jahren 2014 und 2019 hat der Filmverleih Neue Visionen wieder eine barrierefreie Fassung gesponsert und bei der Greta App bereitgestellt, ein ganz großes Dankeschön dafür!!! Ich durfte gemeinsam mit Bettina Hutschek und Ralf Krämer an der Hörfilmfassung arbeiten.Viel Zeit zum Beschreiben ließ uns das Schauspiel-Ensemble nicht, aber wir nutzten jede noch so kleine Redepause, vor allem, um zu sortieren, wer da gerade wo mit wem zetert oder herumwitzelt.Die Sprecherin Yesim Meisheit mußte sich bei den vielen schnell zu sprechenden Stellen ganz schön sputen. Dabei klang sie aber nie gehetzt und ihre Stimme paßte perfekt in das Stimmengewirr! Erst mit Rockmusik, die mir ins Bein ging, und dann mit einer wunderschönen melancholischen Ballade klang M. Claudes Fest jedenfalls für uns im Kinosaal leider viel zu schnell aus.Mohamed, Rachids Vater und Isabelles Schwiegervater, hatte nämlich auch seine Band, die „Elektrischen Hyänen“, mit im Gepäck! Nach der Vorstellung beantworteten der Regisseur Philippe de Chauveron und Jochen Hägele sehr sympathisch die vielen Fragen aus dem Publikum. Und von diesem kamen auch schon einige Ideen für eine Fortsetzung. Ich bin gespannt!

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Eine Regalwand aus hellem Holz. Auf dem Unterschrank steht eine Musikanlage mit Plattenspieler. Die Blindgängerin kniet davor und hebt den Tonarm an. Auf dem Plattenteller liegt statt einer LP eine große runde Uhr.

Nur eine Stunde Ruhe!

Nur eine Stunde Ruhe versucht der Zahnarzt und Jazzmusikliebhaber Michel während der 75 Filmminuten, einem ganz gewöhnlichen Samstag abzutrotzen. Er möchte sich einfach nur die frisch erworbene Schallplatte von Niel Youart, seiner Meinung nach dem Jazzklarinettisten schlechthin, aus den 50er Jahren zu Gemüte führen. Gerade hat er bei einem Bummel über einen Pariser Flohmarkt genau diese ihm in seiner immensen Sammlung noch fehlende Schallplatte entdeckt, hat mit seinen Begeisterungsausbrüchen noch den Preis in die Höhe getrieben, und denkt dennoch, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Bestens gelaunt muß er bereits auf dem Heimweg zwei Telefonanrufe seiner Mutter abwehren, einen Patienten mit Zahnschmerzen vertrösten und seine Geliebte, die ihn dringlichst zu einem Treffen zitiert, abwimmeln. In der weiträumigen und nobel eingerichteten Wohnung angekommen, liegt die schwarze Scheibe endlich auf dem Plattenteller eines Plattenspielers im Wert eines Kleinwagens! Die Nadel schwebt über der Rille, setzt auf, und als knisternd die ersten Takte des Stückes „Me, Myself and I“ erklingen und er entzückt mitsummt, heult der Staubsauger auf, begleitet von lauten Schniefgeräuschen der putzenden Maria. Zeitgleich fordert die bildschöne psychisch leicht angeschlagene Gattin genau jetzt ein seit Jahren überfälliges klärendes Gespräch. Ein polnischer Handwerker portugiesischer Herkunft trifft bei äußerst geräuschvollen Durchbrucharbeiten die Abwasserleitung, sorgt für die Flutung eines der Zimmer und ruft den Mieter der darunterliegenden Wohnung, bei dem es jetzt durchregnet, auf den Plan. Wenn nicht gerade jemand unaufschiebbar genau jetzt mit ihm sprechen muß, wie auch sein bester ihn stets anpumpender Freund, klingelt entweder das Telefon oder es bimmelt an der Wohnungstür. Auf eine Stippvisite kommt der 30-jährige Sohn – von Beruf Globalisierungsgegner – vorbei, um seine schmutzige Wäsche bei Muttern abzugeben. Er lebt auf Papas Kosten in der Wohnung eine Etage höher, in der er einer neunköpfigen Flüchtlingsfamilie Asyl gewährt. Aber Michel gibt nicht auf! Immer wieder schwebt die Nadel über der schwarzen Scheibe, um wenn überhaupt, nur für einige Runden auf der Platte zu verweilen. Schön, daß dem guten alten Vinyl so eine bedeutende Rolle zugedacht wurde. Ich konnte mich mit dem auch schon wieder überholten Tonträger CD nie anfreunden. Die seelenlosen Plastikhüllen wollen sich schnell auflösen und gestapelt bei der geringsten Erschütterung umstürzen. An Schallplatten mag ich den Geruch und in Reih und Glied nebeneinandergestellt, geben sie im Regal auch ein schönes Bild ab. Die Lage eskaliert, als die Gemeinschaft der Hausbewohner wegen Regens sowohl draußen als auch in der darunterliegenden Wohnung spontan das für diesen Nachmittag anberaumte Mieterfest in Michels Wohnung verlagert. Sie rücken mit Kind und Kegel und mitgebrachten Speisen an. Der Sohn beschließt derweil, die Flüchtlingsfamilie in die größere und komfortablere Wohnung seiner Eltern umzuquartieren. Ruhe kehrt erst wieder ein, als Michel, nun von allen guten wie schlechten Geistern verlassen, allein in seiner völlig verwüsteten Wohnung zurückbleibt. Nur das kleine etwa fünfjährige Mädchen aus der Flüchtlingsfamilie ist dageblieben. Mit seinen großen dunklen Kulleraugen hat es Michel schon immer das Herz erweicht. Als er sich nun endlich wieder seiner Schallplatte widmen will und dabei erneut scheitert, gesellt sich das Mädchen zu ihm. Und bringt ihn auf eine gute Idee. Während der sehr kurzweiligen 75 Minuten steht Michel, gespielt von Christian Clavier, häufig kurz vor dem Kollaps. Er hatte doch kaum Zeit, sich von den Strapazen als M. Claude, Vater von vier Töchtern im heiratsfähigen Alter, zu erholen… Dem wachsamen Augenpaar an meiner Seite, das natürlich noch viel mehr Spaß hatte als ich, ist übrigens nicht entgangen, daß durch das Kappen der Frischwasserleitung die Abwasserleitung abgesperrt werden sollte, so ist das halt in Frankreich! Aber Komödien können sie unschlagbar gut, und das liegt bei diesem Film auch an den ausnahmslos tollen Darstellern!!!

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