Blog Blindgaengerin

Filmkunstmesse Leipzig

Die Blindgängerin und ihr Begleiter Nino. Sie halten Popcorntüten in den Händen. Beide tragen Masken.

Auf der Filmkunstmesse 2020

Hundertprozentige Planungssicherheit gab es noch nie, aber zur Zeit gibt es so gut wie gar keine. Viele Veranstaltungen werden deshalb gleich verschoben oder komplett ins Netz verlegt. Aber nicht die 20. Filmkunstmesse in Leipzig Die „AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater“ entschied, das Festival zwar auch digital, aber hauptsächlich analog stattfinden zu lassen, und setzte damit ein so wichtiges Signal an die Kino- und Filmbranche! Kinoblindgänger durfte zum fünften Mal bei dem jährlichen Branchentreffen dabei sein und ich habe mich während der zwei Tage immer sicher gefühlt! Das lag vor allem an der hervorragenden Organisation und dem ausgeklügelten Hygiene- und Sicherheitskonzept. Aber auch ich hatte mich dieses Mal anders organisiert. Mein Sicherheitskonzept hieß Nino! Wir sind inzwischen nach einigen gemeinsam erlebten Filmfestivals ein eingespieltes Team. Nino, der junge Mann auf dem Foto neben mir, war immer an meiner Seite. Ich mußte also niemanden ansprechen, um mir zu helfen, von A nach B zu kommen. Er hatte sich im Vorfeld um die Akkreditierungsunterlagen und die online-Buchungen der Tickets gekümmert. Wie sonst spontan irgendwo hinzugehen, ging dieses Jahr nämlich gar nicht. Das war ein ganz wichtiger Punkt des Sicherheitskonzepts. Im Kinosaal saßen wir nicht direkt nebeneinander. Die Plätze vor, hinter und neben mir waren immer frei, also eine 50-prozentige Auslastung der Säle bei größtmöglichem Abstand. Der Mittwoch stand zunächst im Fokus Diversität! Bei dem Panel „Female Spirits – weibliche Filme sichtbar machen“ stellten fünf Regisseurinnen ihre Filmprojekte vor. Von Katrin Schlössers Film „Szenen meiner Ehe“ hatte ich schon gehört, weil ich seitens der Produktion um Rat wegen der zu erstellenden Audiodeskription gefragt wurde. Auch bei der anschließenden öffentlichen Podiumsdiskussion ging es um das Thema Vielfalt: „Das Gesellschaftsbild im Film – Deutschland hat viele Gesichter“. Aber sind die auch im Kino zu sehen? Nein, und darüber herrschte auch Einigkeit auf dem Podium! Bei der Gelegenheit wies die Medienwissenschaftlerin Prof. Elizabeth Prommer auf die von einem breiten Bündnis inklusive Kinoblindgänger getragene Initiative „Vielfalt im Film“ (VIF) hin. Am Donnerstag war dann Kino mit Popcorn angesagt und ich war auf Ninos Filmauswahl gespannt. Unter den drei Filmen „Falling“, der deutschen Produktion „Räuberhände“ und „Coup“ von Sven O. Hill, war “Coup”, der Gewinner des Förderpreises Neues Deutsches Kino, unser absoluter Favorit! Diese witzige Mischung von dokumentarischem Material, nachgespielten Szenen und Animationen kommt im nächsten Frühjahr ins Kino, unbedingt vormerken! Nur soviel sei verraten: Es geht um einen Bankräuber, dem man jeden Pfennig gönnt. Der krönende Abschluß der Filmkunstmesse ist jedes Jahr die Preisverleihung der Gildepreise am Donnerstagabend. In der Location „Täubchenthal“ ließen Nino und ich bei etwas kühleren Temperaturen und ein, zwei Gläsern Wein die sehr schönen Tage ausklingen. Die AG Kino hat jedenfalls bewiesen, daß und wie auch ohne Planungssicherheit eine Veranstaltung mit rund 800 Besucherinnen und Besuchern über fünf Tage erfolgreich und sicher über die Bühne gehen kann! Und Nino, hat wie immer viel Spaß gemacht mit dir!

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Ein Selfie zeigt Seneit Debese von der Greta und Starks App und die Blindgängerin. Sie stehen vor einem großen Plakat der 19. Filmkunstmesse Leipzig 2019.

Die Filmkunstmesse Leipzig 2019

Ich schreibe, also bin ich… …gewesen in Leipzig bei der 19. Filmkunstmesse und ich denke, also bedanke ich mich wieder einmal beim Veranstalter, der AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V., ganz herzlich fürs Akkreditieren! Schon zum vierten Mal durften zwei vom Team der Kinoblindgänger gGmbH bei allen Kinovorstellungen, Seminaren, Workshops und abendlichen Events dabei sein! Dieses Jahr war ich zwar alleine für Kinoblindgänger bei der Fachmesse unterwegs, aber nie länger als ein paar Minuten allein. Wie auch unter rund 1.200 Menschen, deren Herzen das Kino weit über das berufliche Interesse hinaus höher schlagen läßt! Meines ja auch. Kaum angekommen, verschlug es mich am Mittwochnachmittag auf die kanarische Insel La Gomera in einem der Säle des Passage Kinos, dem Herzen der Filmkunstmesse. In diesem deutsch-rumänisch-französischen Thriller fiel in der gezeigten Fassung kein deutsches Wort. Es wurde fast ausschließlich rumänisch gesprochen und auf gomerisch gepfiffen. Die bis heute hauptsächlich auf La Gomera praktizierte Pfeifsprache El Silbo zu erlernen, scheint ziemlich schwierig zu sein. Wer sie beherrscht, kann dann aber über einige Kilometer brisante Informationen zwitschern, die nur für ganz bestimmte Ohren gedacht sind. Meine Ohren würden sich über eine deutsche Fassung von „La Gomera“ – vielleicht sogar mit Audiodeskription – beim Kinostart im Februar 2020 freuen! Dann könnte ich auch nachvollziehen, warum das Publikum gelacht hat und bei einer Szene ziemlich erschrocken aufstöhnte. Von den Kanaren ging die Reise auf der Leinwand weiter dahin, wo ich gerade war, nämlich nach Leipzig! Dort spielt im geschichtsträchtigen Sommer und Herbst 1989 „Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“. Der Kinostart des Familienfilms am 09. Oktober 2019 ist deshalb kein Zufall. Mein Platznachbar erzählte mir ganz begeistert, wie liebevoll die Figuren und die Kulisse gezeichnet seien. Und mir ging die Geschichte von Fritzi, ihrer Freundin Sophie und dem Hund Sputnik ans Herz! Ich trau’s mich kaum zu sagen, aber ich habe nur diese beiden der über 70 Filme geschafft, die die Verleiher während der fünftägigen Filmkunstmesse präsentierten. Der Grund war das spannende und interessante Angebot von Seminaren, Workshops und Diskussionen wie z.B. die unter dem Motto: „Wie politisch ist Kino heute? Welche Rolle spielt der Ort Kino für öffentliche Debatten?“ Allein die Tatsache, daß über diese Frage in einem Kinosaal öffentlich diskutiert wurde, ist schon ein Teil der Antwort! Nicht nur die sehr engagierten Gäste, auch das Publikum beteiligte sich lebhaft an der Debatte. Besonders beeindruckt war ich vom Mut der Kinobetreiberin Karin Leicher aus Hachenburg. Nach ihrer Ankündigung, AfD-Mitgliedern freien Eintritt zu der Aufführung von „Schindlers Liste“ am 27.01.2019 zu gewähren, wurde sie massiv bedroht. Trotz großer Sorge um sich und ihre Familie hielt sie an ihrem Entschluß fest! Der Mittwoch klang wie jedes Jahr mit der Verleiherparty aus. Nur aus Vernunftgründen verabschiedete ich mich dort schon gegen 0.30 Uhr von einer sehr lustigen Runde. Am Donnerstag schon um neun Uhr stellten in einem Seminar mit Workshop einige Anbieter ihre Lösungen zum Thema „Digitale Kundenkommunikation“ vor. Bei jedem Kinobesuch versuche ich, mir die Filmtitel zu merken, für die im Vorprogramm Trailer gespielt wurden. Ein aussichtsloses Unterfangen! Eine super Lösung ist die von Katja Struwe präsentierte Trailer App, die einen nach dem Kinobesuch per Push Message an die gezeigten Trailer erinnert! Auch Seneit Debese kam zu Wort. Sie stellte einige Neuigkeiten bei der Greta und Starks App vor, die bereits über 40 Tausend Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Danach stellten wir uns für ein Selfie vor das Plakat der Filmkunstmesse! Beim Gedanken an Ostpakete kommt mir als absoluter Nasenmensch zwar kein spezieller Geruch in die Nase, aber die Erinnerung an die besten Dresdner Stollen überhaupt! Die bekamen wir immer zur Weihnachtszeit als Dankeschön für die Westpakete. Bei den Empfängern von Westpaketen scheinen allerdings bis heute ganz bestimmte Geruchserinnerungen aufzukommen. Diesem Phänomen gehen Maja Stieghorst und Brit-J. Grundel sehr amüsant in ihrem Film „Der Duft des Westpakets“ nach! Die beiden waren zwei von sechs Filmemacherinnen, die ihre Projekte unter dem Motto „Female Spirit“ vorstellten. Ich werde auf jeden Fall die Witterung zu einer Kinovorstellung über die Westpakete aufnehmen! Wie jedes Jahr hatte die Filmkunstmesse ihren Höhepunkt Donnerstag abends mit der Verleihung der Gilde Filmpreise. Und wie immer verteilte der Filmkritiker Knut Elstermann in seiner gewohnt lockeren sympathischen Art die Trophäen. Riesig gefreut hat mich der Preis der Jugendjury an „For Sama“. Für diesen ganz besonderen Dokumentarfilm hat Kinoblindgänger gGmbH dank der Unterstützung von Aktion Mensch gerade die barrierefreie Fassung produziert! Dann konnte ich beglückt von vielen tollen Gesprächen und mit neuen Eindrücken den Heimweg antreten. Und ich hoffe, also freue ich mich schon einmal auf die Filmkunstmesse Leipzig 2020!

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Zu Gast in Leipzig bei der Filmkunstmesse

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, daß was geschieht!“ Weiter im Text des uralten Gassenhauers heißt es dann unter anderem: „Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht, bedeutet Seligkeit und Glück“ oder „Rebellion, Rebellion in den Katakomben“ Als Erster sang der Schauspieler Gustaf Gründgens diese Zeilen in dem Film „Tanz auf dem Vulkan“. Der Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels war über die Handlung und die Filmmusik nicht unbedingt erfreut. Trotzdem lief dieser Film im Jahr 1938 erstaunlicherweise unzensiert in den Kinos des Deutschen Reichs. Ich habe nicht auf dem Vulkan getanzt, rebelliert oder mich über die Maßen alkoholisch berauscht. Aber zum Schlafen bin ich nicht nach Leipzig gekommen. Und so waren meine Leipziger Nächte sehr lang, spannend, lustig und hochinteressant. Ich bereue keine schlaflose Minute. Zum 16. Mal veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V. in Leipzig die Filmkunstmesse. Leipzig kann nämlich nicht nur Bücher, sondern auch Filme! Vom 19. Bis 23. September fanden sich dieses Jahr über tausend Kinobetreiber, Verleiher und Fachleute der Arthouse-Branche in der Messestadt ein. An zwei Tagen mischte sich auch die Blindgängerin als Vertreterin der Ki-noblindgänger gemeinnützige GmbH gemeinsam mit Lena unters Kinovolk. Nur wer ein Badge um seinen Hals trug wie früher die Schlüsselkinder den Hausschlüssel, hatte freien Zutritt zu allen Kinovorstellungen, Veranstaltungen und natürlich zu den abendlichen Partys und Preisverleihungen. Lena und ich gehörten dazu und das war ein tolles Gefühl! Ermöglicht hat das die AG Kino – Gilde, die uns freundlicherweise unkompliziert und kostenlos auf die Teilnehmerliste setzte. Dafür bedanken wir uns noch einmal herzlichst! Wir hatten also die wunderbare Qual der Wahl: Bei insgesamt 74 Filmen konnten wir uns aus Zeitgründen leider nur einige aussuchen. Konzentriert haben wir uns dabei auf ausländische Filmproduktionen, die möglichst erst im nächsten Jahr offiziell in den Kinos starten. Die Messe war die ideale Gelegenheit, sich schon einmal nach einem neuen Projekt für die Kinoblindgänger gGmbH umzuschauen. Unter den acht Filmen, die wir geschafft haben, wurden wir auch fündig! Die meisten liefen als Original mit Untertitel. Die französischsprachigen Filme verstand ich ganz gut, den auf Englisch, na ja, und beim Spanischen mußte ich dann doch weitgehend passen. Bei zwei Vorstellungen gab es die Möglichkeit, die App CinemaConnect von der Firma Sennheiser einmal auszuprobieren. Diese Gelegenheit haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Sennheiser ist Partner und Sponsor der Filmkunstmesse und stattete extra für diese beiden Vorstellungen zwei Kinosäle mit seiner Technik aus, einem WLAN. Zuerst loggten wir uns mit unseren Smartphones im Kinosaal in dieses Netz ein. Damit hatten wir über die App Zugriff auf die französische Originalfassung des Films „Einfach das Ende der Welt“, die wir über unsere Kopfhörer hören konnten. Auf der Leinwand wurde währenddessen die deutsche Sprachversion abgespielt. Im Prinzip hat das zwar funktioniert, allerdings benötigt man dazu Kopfhörer, die einen zu 100 Prozent von den Außengeräuschen abkapseln. Die Meinigen, übrigens von Sennheiser, sind für solche Zwecke nicht gedacht. Ich hatte mit einem leichten Knistern die französische Fassung über Kopfhörer, und viel lauter die deutsche gleichzeitig in meinen Ohren. Das war eindeutig zu viel und so habe ich nach einigen Minuten das Experiment abgebrochen. Was die App CinemaConnect noch so alles kann und wie sie sich dabei von der App Greta und Starks unterscheidet, kann man sich in dem Hörspiel unter folgendem Link einmal anhören: Ein Hörspiel Der nächste Film lud nach Norwegen ein, natürlich auch als Originalfassung, und endlich war es soweit! Torsten Frehse von Neue Visionen Filmverleih (oben rechts im Bild) begrüßte das Fachpublikum zu „Welcome to Norway“, der am 13. Oktober startet. Dann war ich an der Reihe, die Kinoblindgänger gGmbH kurz vorzustellen, und konnte mit der ersten barrierefreien Fassung für diesen Film auch schon ein Ergebnis vorweisen. Die von Neue Visionen und Kinoblindgänger gemeinsam finanzierte Audiodeskription und Untertitel waren auch schon über die App Greta und Starks verfügbar. Lena und ich konnten uns also gleich einmal die Audiodeskription von der Greta ins Ohr flüstern lassen. Der Letzte soll der Nächste werden! „Mein Leben als Zucchini“ stand als letzter Film auf unserem Programm. Das gesamte Publikum schmolz bei dem Animationsfilm dahin und ließ sich von der Musik von Sophie Hunger verzaubern. Dieser Familienfilm aus der Schweiz wird Projekt Nummer drei der Kino-blindgänger und bekommt zum Kinostart am 16. Februar 2017 eine barrierefreie Fassung. Vorher wird aber noch Weihnachten mit „A Holy Mess“ am 22.12.2016 gefeiert. Für Lena und mich hieß es nach der zweiten noch längeren Nacht, leider Abschied von der Filmkunstmesse zu nehmen. Aber nächstes Jahr hängen wir mindestens eine dritte Nacht dran!

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