Blog Blindgaengerin

Hier und da unterwegs

Das Bild ist zweigeteilt. Links das Plakat des DOK Leipzig 2023. Auf hellrotem Hintergrund eine große Schere mit orangefarbenen Griffen. Die geöffneten Klingen zeigen nach unten. In weißer Schrift "DOK Leipzig 8.10. bis 15.10.2023". Auf dem rechten Bild stehen die Blindgängerin und ihre Begleiterin Mieke in einer gläsernen Vorhalle vor dem Plakat mit der Schere. Sie halten ihre Badges, die sie an Halsbändern tragen, in die Kamera.

Beim DOK 2023 in Leipzig

Eine Schere zur Hand nehmen und sich sein persönliches Programm für das 66. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2023 vom 08. bis 15. Oktober einfach zurechtschneiden? So könnte das diesjährige Motiv des DOK auf dem Festivalplakat gedeutet werden, vor dem wir beide, Mieke, meine wunderbare Begleiterin während der Festivaltage, und ich mit unseren Badges für ein Foto posieren. Auf rotem Grund prangt eine riesige Schere mit orangefarbenen Griffen und blitzenden, zum Drauflosschneiden geöffneten Klingen! Und was für ein schöner Zufall, die Farbtöne auf dem Plakat und der meines Pullis harmonieren perfekt, habe ich mir sagen lassen. Mieke und ich hatten also zur Schere gegriffen und uns von 225 Filmen aus rund 60 Ländern unser persönliches Programm herausgeschnitten. Aber bevor es heißt „Film ab!“ möchte ich mich herzlich beim DOK für die bereits fünfte Einladung zum Festival und der unter anderem damit verbundenen Presseakkreditierung für mich und meine Begleitung bedanken! Tiefe Töne von Tuben, kurz und etwas abgehackt, seien zu hören bei „The Tuba Thieves“ von Alison O’Daniel USA 2023, dachte ich irrtümlicherweise. Das kommt davon, wenn man sich vorher nicht informiert. Ansonsten hätte ich erfahren, daß dies keine Geschichte über verschwundene und wieder auftauchende Instrumente ist, sondern der Titel der Filmemacherin lediglich als Aufhänger für ihren Dokumentarfilm zu dem Thema Hören und Nicht-Hören diente. So stellte sich im Film also die Frage, was macht das Fehlen eines Klanges mit der Wahrnehmung von Musik? Und wie nehmen gehörlose Menschen Töne, Musik und Geräusche eigentlich wahr? Eine Frage, die mich brennend interessiert! Alison O’Daniel ist hörend und erzählt aus der Perspektive von Nichthörenden, die natürlich ganz oft zu Wort kommen. Es wurde fast ausschließlich in Gebärdensprache kommuniziert, die übersetzt und für das sehende Publikum als Untertitel auf der Leinwand eingeblendet war. Zu lesen war dort auch die Beschreibung der Töne, Musik und der Geräusche, also die sogenannten erweiterten Untertitel für Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Ich wiederum hätte eine Audiodeskription gebraucht, um neben der Bildbeschreibung auch diese Untertitel akustisch wahrnehmen zu können. So versank ich etwas verloren in meinem Kinosessel. Aber ganz zum Schluß meinte ich dann doch noch, ein ganz kurzes „Tröt“ einer Tuba gehört zu haben. Mieke neben mir war begeistert in die akustische Welt mit den vielen beeindruckenden Bildern eingetaucht! Die Tubadiebe waren beim diesjährigen Festival einer von 18 Filmen mit eingeblendeten erweiterten Untertiteln, das sind mehr geworden! Und wie jedes Jahr wurden ausgewählte Filmgespräche in deutsche Gebärdensprache übersetzt. Warum tauchen eigentlich immer wieder Überschriften auf mit dem Tenor: „Betroffenen eine Stimme geben“? „Betroffene haben alle eine Stimme, Menschen mit Gewalterfahrungen haben Stimmen, bloß werden sie nicht gehört!“, ein Zitat von Detlef Zander und er weiß, wovon er spricht. Seit den 50er Jahren bis weit über das Jahr 2000 hinaus wurden hunderte Kinder und Jugendliche in den Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde in der kleinen Gemeinde Korntal in der Nähe von Stuttgart mißbraucht. Zwangsarbeit, körperliche Züchtigung und sexualisierte Gewalt waren an der Tagesordnung. Detlef Zander als Betroffener machte im Jahr 2014 die Verbrechen erstmals öffentlich und engagiert sich seitdem mit anderen Opfern für die Aufarbeitung der Taten. Knapp zehn Jahre später läßt die Drehbuchautorin und Regisseurin Julia Charakter in ihrem Dokumentarfilm vor allem „Die Kinder aus Korntal“ zu Wort kommen, die immer noch um Aufklärung und Wiedergutmachung kämpfen. Die Stimmen und die ergreifend schmerzhaften Beiträge einiger Frauen und Männer haben sich fest in mein Gedächtnis eingebrannt. Für ihren Film wider das Vergessen wurden Julia Charakter und ihr Team mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet! Bei Johnny liegt die Sache anders. Ihm wird eine Stimme gegeben, weil er keine hat! In dem animierten Dokumentarfilm „Johnny & Me“ gibt die Regisseurin Katrin Rothe ihrer Protagonistin Stefanie eine Schere zur Hand. Ruckzuck ist die Miniaturausgabe von John Heartfield aus einem Bogen Pappe ausgeschnitten, spricht und los geht die Zeitreise durch sein bewegtes Leben! Der im Jahr 1891 als Helmut Herzfeld in Berlin-Schmargendorf geborene Maler und Grafiker starb 1968 in Ost-Berlin. John Heartfield gilt als Erfinder der politischen Fotomontage und geriet als überzeugter Kommunist während und nach den beiden Weltkriegen immer wieder zwischen die Fronten. Es gibt also viel zu erzählen und mir gefiel die Idee dieser mal ganz anderen Zeitreise mit Stefanie und Johnny sehr! Diese beiden unbedingt empfehlenswerten Filme hatte Mieke ausgesucht. Mir wären sie ansonsten entgangen, und zwar aus folgendem Grund: Mein Fokus liegt auf den mit Audiodeskription (AD) bei der Greta App bereitgestellten Filmen, allerdings waren diese beiden nicht darunter. Vor allem bei Johnny wäre eine Filmbeschreibung sehr hilfreich gewesen. Die MAZ war schon in Arbeit, aber nicht rechtzeitig fertig. Und ganz allgemein nachgefragt, wie zugänglich und barrierefrei war das DOK 2023? Im Sinne des diesjährigen Motivs geantwortet, das Festival schnitt hervorragend ab! Hier ein Zitat von der Website: „Unser Ziel ist, daß Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gemeinsam Filme schauen und diskutieren können. Deshalb arbeiten wir daran, daß alle Personen möglichst barrierefrei Zugang zum Festival haben.“ Erstmals gab es Beschreibungen von vielen Fotos und Filmstills auf der Website, toll! Informiert wurde auch über Aufzüge, Rampen, Rollstuhlplätze, Behindertentoiletten usw. zu allen Kinos und Spielstätten. Neu war auch das Angebot eines Begleitdienstes mit der Diakonie Leipzig. Blinde, Sehbeeinträchtigte und Festivalbesucher im Rollstuhl konnten sich von zu Hause oder einer Haltestelle aus zum gewünschten Kino begleiten lassen. Meine nächste Haltestelle und zugleich Endstation in diesem Beitrag heißt: Das Filmangebot mit Audiodeskription bei der Greta App, sechs Lang- und drei Kurzfilme! Zum zweiten Mal stellte Paula Schumann, das Budget fest im Blick, ein möglichst umfangreiches und abwechslungsreiches Programm für das blinde und hörbeeinträchtigte Publikum zusammen und stimmte sich dabei mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Programmabteilung ab. Zu ihren Aufgaben gehört auch, dafür zu sorgen, daß die Audiodeskriptionen rechtzeitig zum Festival erstellt und bei der Greta App verfügbar sind. Als Mitglied des Hörfilm e.V., der Vereinigung deutschsprachiger Filmbeschreiberinnen und Filmbeschreiber, weiß Paula genau, worauf sie dabei zu achten hat. Das macht sich bei der Qualität der Hörfilmfassungen enorm bemerkbar. Und diese schnitten auch dieses Jahr bis auf einen kleinen Ausrutscher sehr sehr gut ab! Und hier meine Filmauswahl: Beim Animationsfilm sind der Fantasie

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Die Blindgängerin und die Filmbeschreiberin Elke Cremer im Studio bei Deutschlandfunk Kultur. Sie stehen vor einem langen Tisch mit Mischpulten und Monitoren.

Was zum Nachhören

Wer schreibt, der bleibt,und die, die sprechen, auch! Worüber wir da, im Radio und im Podcast sprachen,könnt ihr da, vor euren Empfangsgeräten, ganz in Ruhe nachhören! Aber wer sprach da eigentlich mit wem und wo? Eine Station war die Medienstadt Potsdam-Babelsberg anläßlich des„Radioeins inklusiv – der Radioday zur Vielfalt am Tag der Deutschen Einheit“!Am 03. Oktober übernahmen bei Radioeins – einem Sender des RBB – den ganzen Tag Menschen das Mikrofon, die mit einer Behinderung leben. Von zehn bis elf moderierte Jonas Karpa, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte! Wille Felix Zante und ich waren seine Gäste. Wir drei Kinofans hatten uns zuvor der Jahreszeit entsprechend den grandiosen Film „Fallende Blätter“ zu Gemüte geführt und sprachen darüber, wie man als blinder oder gehörloser Mensch einen Kinofilm erlebt. https://www.radioeins.de/programm/sendungen/sendungen/369/2310/231003_sondersendung_1011_m.html?mc_cid=d960c5a8ef&mc_eid=aadcfcf9f7 Und dann hatten wir gleich zu Beginn der Sendung einen tollen Überraschungsgast! Knut Elstermann, der Filmkritiker und Moderator des Filmmagazins „12 Uhr mittags“ (jeden Samstag bei Radioeins) schaute kurz ins Studio! Im regulären Programm des Deutschlandfunks in Berlin-Schöneberg durften die Filmbeschreiberin Elke Cremer und ich über unsere gemeinsame Arbeit sprechen. Für die Anmoderation mit Hildegard Knef, dem Räuber Hotzenplotz und natürlich der sympathischen Moderatorin der Sendung, Elena Gorgis, verweise ich gleich auf den Link zum Reinhören: https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-maschinenraum-des-kulturbetriebs-5-die-audiodeskription-dlf-kultur-5554f2c9-100.html Und schon sind die sieben Minuten wie nix verflogen! Etwas länger, aber genauso kurzweilig ist die 150. Folge des Indiefilmtalk Podcast!Seit sechs Jahren sprechen Yugen Yah (Regisseur) und Susanne Braun (Theaterwissenschaftlerin) regelmäßig mit verschiedenen Leuten aus der Filmbranche.Ihre Devise lautet:“Wir wollen was ändern und die Branche öffnen, damit etablierte Filmschaffende und Talente zusammenkommen und Themen von allen Seiten beleuchtet werden.” Wir saßen an einem runden Tisch, die Animationsregisseurin und Animatorin Anne Isensee, der Musiker, Komponist und Filmbeschreiber Jonas Hauer und ich. Und natürlich Susanne Braun, der ich jetzt sofort das Wort übergebe: https://indiefilmtalk.de/episodes/150-cinaesthesie-natuerlich-barrierefrei/ Und hier zum Nachlesen der Link zu dem spannenden Projekt: https://www.filmuniversitaet.de/artikel/detail/cinaesthesie-translating-animation Es ist schön, daß das gesprochene Wort dank der Technik konserviert werden kann, das geschriebene Wort büßt deshalb aber in keiner Weise an Bedeutung ein! Darum habe ich hier über gesprochene Worte geschrieben.

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Das Bild ist zweigeteilt. In der linken Bildhälfte eine goldene Lola-Statue vor hellem blauen Licht. In der rechten Bildhälfte stehen die Blindgängerin und Seneit Debese von der Greta App vor einer weißen Wand mit den Logos des Deutschen Filmpreises und einiger Sponsoren. Die Blindgängerin trägt ein helles Cocktailkleid mit passender kurzer Jacke. Seneit trägt ein dunkelblaues langes Kleid mit freien Schultern. Beide lachen in die Kamera.

Lola 2023

Es hatte einen besseren Riecher als ich, das Alphabet! In Blindgängerins YouTube-Kanal waren die 11 LOLA TALKS mit barrierefreier Fassung in die Kategorien „Bester Spiel-, Dokumentar- und Kinderfilm“ aufgeteilt. Die Filmtitel zu den jeweiligen Talks pro Gruppe wurden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.An dieser unverfänglichen Reihenfolge hat sich nach der Verleihung des 73. Deutschen Filmpreises am 12. Mai 2023 weniger geändert als von mir gedacht.Jetzt lasse ich den spannenden Abend der Lola 23 mit so vielen Gänsehautmomenten Revue passieren und warum eigentlich nicht einmal in alphabetischer Reihenfolge?Los geht’s mit A wie Ankommen bei perfektem sonnigen LOLA-Wetter, nicht zu warm und nicht zu kalt zur Preisverleihung erstmals im Theater am Potsdamer Platz. B wie begleitet dieses Mal von Seneit Debese, Geschäftsführerin der Greta App.Nach ein, zwei Drinks und leckeren Snacks (unter anderem einer Zimtschnecke) im Foyer schlenderten wir herum und Seneit hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, übrigens sehr erfolgreich! Außerdem bekam ich von ihr während des ganzen Abends eine Rundum-Bildbeschreibung. C wie Corona, war, wie wunderbar, zum ersten Mal seit drei Jahren überhaupt kein Thema! D wie Dokumentarfilm. Ich hatte mit L wie „Liebe, D-Mark und Tod“ oder K wie „Kalle Kosmonaut“ gerechnet.Aber große Überraschung, die Lola für den besten Dokumentarfilm ging an E wie „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“!Ein Punkt für das Alphabet! E wie Ehrenpreis/ EhemaligeZitat von Volker Schlöndorff: „Der Ehrenpreis ist was Besonderes, weil er von Kollegen kommt, einfach schön, schön, schön!“ Überreicht wurde ihm die Lola von Alexandra Maria Lara, der Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Sie sprang ein, weil der Arm des ihm zu Ehren als Laudator per Livestream zugeschalteten John Malkovich einfach nicht lang genug war! Das Quartett der vier ehemaligen Präsidentinnen und Präsidenten Senta Berger, Günter Rohrbach, Iris Berben und Ulrich Matthes teilte sich die Laudatio für die vier in der Kategorie „Beste Regie“ Nominierten. Die Trophäe ging an İlker Çatak für „Das Lehrerzimmer“! F wie Filmmusik, für mich ganz wichtig, um in einem Film mit Haut und Haar zu versinken.Mir gefriert immer noch das Blut in den Adern beim Gedanken an die teils minimalistische, aber um so eindringlichere Musik in „Im Westen nichts Neues“.Nach einem Oscar erhielt Volker Bertelmann für seine Komposition jetzt auch die Lola in der Kategorie „Beste Filmmusik“! G wie gerührt waren sie alle, nachdem Laudator oder Laudatorin den Umschlag aufgerissen und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich verkündet hatten, wer sich in der gerade vorgestellten Kategorie auf der Bühne die Lola abholen darf!Ich habe noch Albrecht Schuchs brüchige Stimme im Ohr. Der bereits mehrfache Empfänger einer Lola wurde dieses Mal ausgezeichnet für die „Beste männliche Nebenrolle“ in „Im Westen nichts Neues“. Besonders emotional war Gesa Jägers Dankesrede, ausgezeichnet für „Bester Schnitt“ in „Das Lehrerzimmer“. H wie herzlich, endlich gibt mir das Alphabet das H, um allen Preisträgerinnen und Preisträgern und natürlich auch den Nominierten herzlichst zu gratulieren! I wie in Blindgängerins YouTube-Kanal gibt es jetzt eine Playlist exklusiv mit den LOLA TALKS zu den ausgezeichneten Filmen. https://youtube.com/playlist?list=PLuMDSTYBbFSdAU6c3GXtJMs2QGbS7mng2 J wie Jasmin Shakeri, als Schauspielerin, Sängerin und Songschreiberin geradezu prädestiniert, den Deutschen Filmpreis zu moderieren. Und tanzen, habe ich mir sagen lassen, kann sie auch. Wortgewandt, angriffslustig und souverän führte sie durch den Abend und hatte die Fäden fest in der Hand.Und sie führt meine Liste an: Beste Moderation! K wie Kinderfilm, hier hatte ich den besseren Riecher als das Alphabet!Ich war mir ziemlich sicher, daß die quirlige Ulja dem eher gemütlichen Räuber Hotzenplotz die Lola vor der Nase wegschnappt und lag im Gegensatz zum Alphabet richtig.Die Trophäe für den besten Kinderfilm ging an „Mission Ulja Funk“!Aber die dritte, sehr liebevoll gemachte Verfilmung der Figur des Kinderbuchautors Otfried Preußler, „Der Räuber Hotzenplotz“, war ein sehr starker Konkurrent. L wie Laudatio, die alle sehr kreativ und unterhaltsam waren.Besonders einfallsreich fand ich die Idee von Nadja Uhl, den Text ihrer Laudatio für den besucherstärksten Film „Die Schule der magischen Tiere 2“ von einer KI schreiben zu lassen. Das Ergebnis? Na ja! Sie mußte dann doch selbst ran.Klaas Heufer-Umlaufs Laudatio für „Bestes Drehbuch“ zu lauschen war ein Genuß, amüsant und die Bedeutung des Drehbuchs auf den Punkt gebracht! M wie musikalische Begleitung, für die dieses Jahr ein superprofessionell agierender DJ zuständig war. Er übernahm auch den Job des Ausbremsers, wenn die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren Dankesreden nicht zum Ende kommen konnten.Aber es geht doch nichts über Live-Musik, wie die von Karim Sebastian Elias mit seinen fantastischen Musikerinnen und Musikern in den letzten beiden Jahren. N wie nachhaltiges Veranstaltungskonzept der Deutschen Filmakademie Produktion.Dieses beinhaltet einen möglichst geringen Energieverbrauch, wenig Abfall und ein vegetarisch beziehungsweise veganes Catering. Und wie wunderbar es bei der Logowand mit 1.700 bunten saisonalen Stauden, Beet-, Balkon- und Grünpflanzen am recycelten roten Teppich geduftet haben muß! Die Gäste durften die Pflanzen nach der Veranstaltung mit nach Hause nehmen. Mache ich nächstes Mal auch. O wie Oscar-Gewinner. „Wir haben OG‘s unter uns“, meinte Jasmin Shakeri.Im Publikum saßen die frischgebackenen Oscargewinner und -gewinnerinnen von „Im Westen nichts Neues“!Und noch ein OG war im Saal. Der Film „Die Blechtrommel“, bei dem Volker Schlöndorff Regie führte, erhielt 1980 einen Oscar. P wie Premiere war die Übertragung der Show im Livestream ab 19 Uhr in der ZDF-Mediathek. Q wie Qual der Vorauswahl. Diese schöne Qual lag bis jetzt bei in jedem Jahr neu gebildeten Vorauswahl-Kommissionen. Daran wird sich wohl etwas ändern. R wie respektvoller Umgang beim Filmemachen.Wirklich alle, die sich auf der Bühne für die Lola natürlich auch bei dem gesamten Team bedankten, betonten die harmonische, faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe und den respektvollen und kollegialen Umgang miteinander. Nur so können tolle Filme entstehen! S wie Spielfilm. Der Höhepunkt des Abends ist die Vergabe der drei Lolas in der Kategorie „Bester Spielfilm“. Sie bleibt dem Präsidium der Akademie und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien vorbehalten. Claudia Roth überreichte die Lola in Gold zu meiner Überraschung an das Filmteam von „Das Lehrerzimmer“! Die Präsidentin Alexandra Maria Lara und Präsident Florian Gallenberger übergaben die Lola in Silber an das Team von „Im Westen nichts Neues“, und die in Bronze an „Holy Spider“!Das Alphabet hatte also bis

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Im roten Pulli sitzt die Blindgängerin mit Kopfhörern an ihrem Schreibtisch, auf dem Bildschirm ihres Laptops die Startseite des DOK Leipzig. Links und rechts stehen Lautsprecherboxen. Rechts neben der Tastatur liegt ein Smartphone, daneben steht eine Flasche Wermut mit einem Glas. Ein ausgepacktes Corona-Testset liegt auf dem Tisch.

Beim DOK 2022 in Leipzig

Als Aperitif oder dezent dosiert in Cocktails, Soßen und Desserts, ist Wermut mit seiner leicht bitteren Note eine feine Sache. Das kann man von dem sprichwörtlichen Wermutstropfen allerdings nicht behaupten, der auch noch so schöne Augenblicke zu trüben vermag. Eigentlich wollte ich der Einladung des DOK folgen und wieder einmal die inzwischen liebgewonnene, ganz besondere Festival-Atmosphäre in vollen Zügen genießen beim „Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2022“ Aber ein riesiger Wermutstropfen namens „Corona“ machte mir gnadenlos seinen Strich durch die Rechnung, das war bitter!Deshalb übergebe ich kurz das Wort an Felix Brückner von der befreundeten Initiative „Barrierefrei feiern“ und zitiere seinen Facebook-Post vom 21.10.2022:„Ihr Lieben, gestern war ich auf dem DOK Leipzig Festival, um mir einen Eindruck über die Barrierefreiheit zu verschaffen. Ich bin begeistert, die Programmauswahl ist sehr spannend und vielfältig und mit dem Rollstuhl ist man zwischen den beteiligten Kinos größtenteils problemlos unterwegs. Außerdem gibt es Filme mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln. Und für eine sensible Umgebung das Wichtigste, das Festival-Team ist sehr zuvorkommend und unterstützt, wo Bedarf ist. Klare Empfehlung für alle Kinofans aus dem Raum Leipzig.“ Wieder einmal blieb das Festival seinem großartigen Motto treu: „DOK Leipzig für alle“!Und das funktionierte glücklicherweise ganz wunderbar auch bei mir zu Hause! Über den DOK-Stream für Akkreditierte konnte ich auf das gesamte Programm mit 255 Filmen zugreifen. Die Qual der Filmauswahl blieb mir aber zum Glück erspart. Das Inklusions-Team des Festivals hatte ein kleines, aber feines Programm von zehn Filmtiteln aus den verschiedenen Wettbewerben geschnürt und für diese die Produktion einer barrierefreien Fassung beauftragt. Und auch bei Letzterem bewies das Team ein sehr glückliches Händchen.Trotz der knapp bemessenen Zeit arbeiteten an jeder Audiodeskription (AD) zwei sehende und eine blinde Person und fast alle Beteiligten sind Mitglieder des Hörfilm e.V., der Vereinigung deutschsprachiger Filmbeschreiberinnen und Filmbeschreiber. Das ist von Hause aus ein sehr gutes Zeichen. Die in lebendiger Sprache wohlformulierten Texte der ADs fügten sich ohne Wortwiederholungen und ohne verschachtelte Sätze geschmeidig in die Dialogpausen ein.Je nachdem, ob im Film mehr männliche oder weibliche Stimmen zu hören waren, wurde für die AD ein Sprecher beziehungsweise eine Sprecherin ausgesucht. Alle fanden den richtigen Rhythmus mit nicht zu viel und nicht zu wenig Emotion in der Stimme. Etwas mehr Gefühl darf und muß es sogar sein, wenn über fremdsprachige Dialoge gesprochen wird. Das war bei den sechs Filmen mit ausschließlich englischen, französischen oder polnischen Dialogen der Fall. Ich bekam das sogenannte Voice Over von einem tollen Aufgebot von Sprecherinnen und Sprechern in allen Altersgruppen in mein Ohr, die alle den richtigen Ton entsprechend der Gefühlslage der Protagonistinnen und Protagonisten trafen. Auf den Punkt gebracht: Nicht der kleinste Wermutstropfen trübte meinen Filmgenuß.Das war im letzten Jahr anders, ich zitiere aus meinem Bericht:„Nur einen Wermutstropfen gibt es.Bei meinen beiden vorherigen Besuchen des DOK (2017/ 2019) waren die Audiodeskriptionen durchweg gut bis sehr gut gemacht, bis auf jeweils einen Ausrutscher. Dieser Jahrgang (2021) kann da leider nicht so recht mithalten.“ Und im Jahrgang 2022 gab es nicht einmal einen Ausrutscher! Jetzt aber Filme ab auf meinem Rechner mit angeschlossenen Boxen!Die bei der Greta App verfügbaren ADs, die ich mir auf mein Handy heruntergeladen hatte, hörte ich wie gewohnt über Kopfhörer. Das hat alles prima geklappt. Interessant und horizonterweiternd waren alle zehn und bei„The Mechanics of Fluids“von Gala Hernández López taten sich für mich ganz neue Abgründe der menschlichen Seele auf.Ich beschränke mich nun auf fünf Filme und verweise auf folgenden Link, unter dem alle zehn mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung aufgelistet sind:https://www.dok-leipzig.de/filme-mit-audiodeskriptionen In den ersten drei Filmen dreht sich alles um das Thema rund um die Familie.Die Regisseurin Faustine Cros hat in ihrem Dokumentarfilm„A Life Like Any Other“vor allem ihre Mutter Valérie im Blick. Gefilmt hat mein Vater auch. In den 60ern hin und wieder ohne Ton und mit etwas verwackelten Bildern, aber nur bei besonderen familiären Anlässen oder einmal meine Schwester und mich beim Skilaufen. Faustines Vater dagegen scheint jeden Augenblick mit der Familie, seiner Frau Valérie und den beiden Kindern mit der Kamera festhalten zu müssen, sehr professionell und natürlich mit Ton. Die ersten Videos stammen aus der Zeit vor der Geburt seiner Tochter. Die inzwischen 30-jährige Faustine sichtete das umfangreiche über ungefähr zwei Jahrzehnte zusammengekommene Filmmaterial für ihren sehr persönlichen Dokumentarfilm. Im Fokus hatte sie dabei vor allem ihre Mutter, wie sie sich über die Zeit veränderte und sich in ihre eigene düstere und unnahbare Welt zurückzog. Ich hatte den Eindruck, daß Faustines Vater diesen Prozeß hilflos und fast ein bißchen unbeteiligt durch seine Kameralinse beobachtete. Aber Faustine gelingt es, mit viel Fantasie und vielen Gesprächen ihre Mutter wenigstens ein bißchen aus ihrem Loch herauszuholen und ihren Vater aus der Reserve zu locken.Der zweifach ausgezeichnete Film, in dem ausschließlich französisch gesprochen wird, und an dem auch Faustines Bruder mitwirkte, ist ein wunderschönes Familienprojekt und mein Favorit!Und erwähnen muß ich unbedingt die Sprecherin, die mit ihrer jungen Stimme Faustine zum Verwechseln ähnlich klang, nur daß sie nicht Französisch, sondern Deutsch sprach! Mit der 38-jährigen Regisseurin Astrid Menzel geht es in„Blauer Himmel, weiße Wolken“auf eine zehntägige Kanufahrt über norddeutsche Gewässer. Das klingt jetzt nicht unbedingt spektakulär. Aber sie hat nicht nur zur Unterstützung ihren Bruder, sondern die 86-jährige Großmutter mit an Bord. Meine Großmutter hätte mir einen Vogel gezeigt! Astrids Oma ist körperlich zwar noch recht fit, aber der Kopf spielt nicht mehr so recht mit. Sie wird immer vergeßlicher und verliert häufiger die Orientierung. Deshalb lebt sie seit kurzem in einem Heim, das scheint Astrid mindestens genauso zu belasten wie die Großmutter. Mit der Kanufahrt möchte die Enkelin die Oma noch einmal an Orte aus der Vergangenheit bringen. Bewundernswert, wie Astrid mit Engelsgeduld jeden Tag aufs Neue auf die alte Dame einredet und ihr erklärt, was sie eigentlich vorhaben und wo sie gerade sind.Aber bei einer Übernachtung eskaliert die Sache, die Oma wird so bockig und bösartig, daß Astrid die Aktion abbricht.Ein trauriger Film, der sehr ehrlich das Thema aufgreift, wenn die Eltern oder Großeltern einem irgendwie abhanden kommen zu scheinen. Marek Kozakiewicz erzählt sehr berührend in seinem Film„Silent Love“wie sich

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Im Foyer des Metropolis Kinos Hamburg hängen Plakate des KLAPPE AUF! Kurzfilmfestivals. Davor stehen nebeneinander die fünf Mitglieder der Jury. Jedes Mitglied hält ein Schild Richtung Kamera. Auf den Schildern steht in verschiedenen Sprachen: Kino für alle!

In der Jury beim „KLAPPE AUF! Kurzfilmfestival“

Er hat es geschafft!Nach einigen Anläufen sang das Publikum im Saal des Hamburger Metropolis Kinos begeistert und fast bühnenreif dreistimmig den Kanon „Der Hahn ist tot“! Genauso heißt auch der kultige Kurzfilm von Zoltan Spirandelli aus dem Jahr 1988.Wie seit 34 Jahren animierte auch uns der Filmemacher geduldig immer wieder von der Leinwand aus zum Mitsingen. Als ob er’s ahnt, unterbricht er, wenn es aus dem Ruder läuft, und mahnt bei „kokokokokokokokodi, kokoda“, den Rhythmus zu halten. Zum Einteilen der Stimmen läuft er geräuschvoll auf der Leinwand von einer Seite zur anderen, vielleicht auch wegen der weit verbreiteten Rechts-Links-Schwäche. Ich saß in der Mitte und sang erst ganz leise, piano, dann lauter, mezzoforte, bis ich mich dann ein fortissimo traute.Der singende Kinosaal war nur einer der grandiosen Auftakte zum 5. KLAPPE AUF! Kurzfilmfestival in Hamburg vom 26. bis 28.08. 2022! Und dann ging’s los, mit der rasanten cineastischen Fahrt auf der „Achterbahn“, dem diesjährigen Motto. Ob Spiel-, Dokumentar- oder Experimentalfilm, in allen 34 gezeigten Kurzfilmen wurde auf verschiedenste Weise das Auf und Ab einer Achterbahnfahrt thematisiert. Für mich ging es nach einem kurzen Durchatmen an der frischen Luft zum Glück nur ganz unspektakulär mit dem Fahrstuhl vom Foyer im Erdgeschoß zwei Etagen tiefer. Dort händigte mir Wolfgang vom KLAPPE AUF!-Team an der Rampe zum Kinosaal einen Funkkopfhörer aus. Über diesen bekam ich die Audiodeskriptionen für alle Filme und das, was sich zwischendurch vor der Leinwand abspielte, live in mein Ohr geflüstert.Für Menschen mit Hörbeeinträchtigung gab es die Untertitel auf der Leinwand und eine Hörunterstützung über eine Induktionsschleife.Gebärdendolmetscherinnen übersetzten die Publikumsgespräche und eine Schriftdolmetscherin machte die Worte simultan auf der Leinwand lesbar.Genau SO klappt’s auch mit dem Anspruch KINO FÜR ALLE, den sich das inklusive Festival-Team ganz groß auf die Fahne geschrieben hat! Aber wer sind eigentlich die Leute da mit mir auf dem Foto?Wir sind‘s, die Jurorinnen und Juroren des diesjährigen Festivals, und wenn ich vorstellen darf, von links nach rechts:Dario Aguirre, Rosemarie Tobor-Schmidt, Axel Behrens, ich, Pheline Roggan. Und wie funktioniert eigentlich Juryarbeit, gibt es bestimmte Bewertungskriterien, fragte ich mich?Katrin Mersmann vom Festival beruhigte mich mit den Worten „Das wird schon“.Sie war während der drei Tage für uns fünf zuständig. Bei unseren Besprechungen machte sie Notizen, gab Tipps aus ihren Erfahrungen mit früheren Jurys, hatte immer die Zeit im Blick und sorgte ganz rührend für unser leibliches Wohl! Nach dem ersten von fünf Blöcken mit sieben Filmen hatte ich, wie die anderen, drei Favoriten. Schweren Herzens verwarf ich nach den nächsten beiden Blöcken zwei, dafür kamen vier neue dazu und so weiter. Dank der gut bis sehr gut gemachten Audiodeskriptionen konnte ich bei unseren Besprechungen auf Augenhöhe mitreden. Nur bei zwei Filmen mußte ich passen, das lag aber an der extrem chaotischen Filmvorlage. Wie unterschiedlich doch der Blick auf einen Film aus so verschiedenen Perspektiven sein kann: Der von Pheline als Schauspielerin, der des Filmemachers Dario, der von Axel vom Kurzfilmverleih Hamburg, der von Rosemarie als Mitglied des Deutschen Gehörlosentheaters und meiner.Das war für uns alle spannend, höchst interessant und nicht nur einmal änderte ich meine Meinung. Dann kam die heiße Entscheidungsphase. Wir durften drei Jury-Preise vergeben und hatten immer noch zu viele Filme auf der Liste. Nur einmal sprachen wir im Eifer des Gefechts durcheinander, längst nicht so schlimm wie in gewissen abendlichen Talkshows, aber die Gebärdendolmetscherin protestierte: Sie könne so unmöglich für Rosemarie übersetzen.Das brachte Ruhe in die Runde. Wir verwarfen aktuelle Favoriten und holten ehemalige wieder hervor, ein sich wiederholendes, aber hilfreiches Auf und Ab wie bei einer Achterbahnfahrt!Aber auch die nahm ein Ende, wir hatten wieder festen Boden unter den Füßen und waren uns einig. Jetzt mußten noch die Begründungen unserer Entscheidungen formuliert werden. Dann ging es zum letzten Akt des Festivals, zur Preisverleihung auf die Bühne vor der Leinwand! Rosemarie machte den Anfang mit unserer Begründung für den dritten Preis. Mir gefallen unsere Texte so gut, daß ich daraus zitiere: „Der Film überzeugt durch seine Zugänglichkeit für ein visuell orientiertes Publikum, ohne dafür an anderer Stelle zu sparen. Ein rundum stimmiger, abwechslungsreicher Film, der auch ohne lautsprachliche Dialoge erfolgreich eine berührende Geschichte mithilfe von liebevoll animierten Charakteren erzählt. Die Jury verleiht den geteilten 3. Preis an „Meister des Lichts“ von Stefan Vogt!“ Nachtrag von mir: Die Meister sind übrigens Zimmerpflanzen. Geteilter Preis, doppelte Freud, Dario übernahm das Mikrophon.„Mit minimalen filmischen Mitteln, solider Dramaturgie und Humor entwirft der Filmemacher ein ungewöhnliches Porträt der deutschen Gesellschaft, die sich wie der Ventilator in seinem Zimmer um sich und ihre Themen dreht. Das sind Beruf, Bürokratie, Einsamkeit, Erschöpfung bis hin zu einer möglichen Liebe. Der zweite dritte Preis geht an „Der Telefonvoyeur 2.0″ von Werner Biedermann.“ Dann hatte ich das Mikro in der Hand und erklärte die Entscheidung der Jury, erstmals zwei dritte Preise zu vergeben:Wir wollten zwei Filme auszeichnen, die sich einerseits dem gehörlosen und andererseits dem blinden Publikum auf ganz besondere Weise erschließen und dabei höchsten Filmgenuß bieten.Das gelingt diesen beiden Filmen ganz vortrefflich! Und ich übergab an Axel.„Eine Stimme aus dem Radio berichtet über einen fernen Planeten, die Kamera zeigt uns verschwommene Bilder von Straßen im nächtlichen Berlin. Es ist sehr kalt und für Obdachlose gibt es kaum eine Chance, auf der Straße zu überleben. Begeistert hat die Jury die sensible Herangehensweise an das Thema und wie das Filmteam auf Augenhöhe den Protagonisten begegnet und sie begleitet. Der 2. Preis geht an den Dokumentarfilm „Nacht über Kepler 452b“ von Ben Voit.“ Und trara, den ersten Preis des fünften KLAPPE AUF! Kurzfilmfestivals verkündete Pheline. Der Preis ging an den Animationsfilm „Wochenbett“ von Henriette Rietz. „Der Film hat uns durch seine schonungslos ehrliche, sehr humorvolle und berührende Darstellung des Mutterwerdens überzeugt, das trotz seiner Alltäglichkeit oft seltsam verklärt und mystifiziert wird. Auch Menschen ohne Kinder wird ein Zugang und Eindruck zu dieser sehr privaten Situation vermittelt. „Wochenbett“ ist ein rundherum gelungener Film, der die Sprache findet, die wir brauchen, um wirkliches Verständnis füreinander zu erzeugen.“ Noch einmal einen herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerin und die Gewinner! Haben Kanons eigentlich ein Ende?Wie auch immer, das fünfte KLAPPE

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Die Blindgängerin mit ihrem Begleiter Andreas. Sie sitzen im Publikum zwischen vollbesetzten Stuhlreihen im Saal des Palais am Funkturm in Berlin.

Lola 2022

Völlig verschwitzt, aber nicht wegen der hochsommerlichen Temperaturen,die waren ja draußen, und wir drin! Im angenehm temperierten Foyer des Palais am Funkturm in Berlin schlenderten wir mit kühlem Getränk und Häppchen durch das bunte Treiben und haben schlicht vergessen, jemanden um ein Foto von uns beiden zu bitten. Also muß das Selfie ran!Andreas, mein Begleiter bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2022 am 24. Juni gab sein bestes, mir die vielen ausgefallenen, fetzigen Outfits zu beschreiben, und wußte ganz oft, wer darin steckte.Die Freude der rund 2.000 geladenen Gäste, nach zwei Jahren endlich wieder ohne Beschränkungen den deutschen Film feiern zu können, war förmlich mit Händen zu greifen und nicht zu überhören. Als schließlich alle ihre Plätze eingenommen hatten, kam Katrin Bauerfeind auf die Bühne und brachte es so auf den Punkt: Lola statt Corona! Forsch, mit Witz und Herz, mal singend und mit einem leider nur ganz kurzen Saxophon-Solo führte sie durch den Abend und drückte gleich auf die Tube. Wer bei seiner Danksagung überzieht, würde ausgebremst!Den Job des Ausbremsers übernahm wie im letzten Jahr der musikalische Leiter Karim Sebastian Elias mit hervorragenden Musikerinnen und Musikern, dieses Mal mit„Gute Nacht Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen“von Reinhard Mey, erst dezent, dann immer deutlicher. Ich sage erst einmal Guten Abend und bleibe noch ein bißchen!Kaum auf der Bühne, packte die erste Laudatorin Meltem Kaptan gleich wieder ein, und zwar in ihren Lebenskoffer unter anderem einen ganz speziellen Blick und gummiartige Transformationskünste. Für letztere ging die Lola in der Kategorie „Beste männliche Nebenrolle“ an ihren Spielkollegen Alexander Scheer in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“. Für mein subjektives, laienhaftes Empfinden hätte seine starke Präsenz im Film auch eine Nominierung als Hauptdarsteller gerechtfertigt. Wie auch immer, meinen herzlichen Glückwunsch, auch gleich an alle weiteren Preisträgerinnen und Preisträger! „Aber nicht abbeißen, Miss Moneypenny“,meinte er kauend zur neuen Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und drückte Claudia Roth auf dem Weg zur Bühne sein Lachsbrötchen in die Hand. Auf so eine Idee kann nur Christoph Maria Herbst kommen. Dann überraschte er mit der Erkenntnis: In der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“ seien nur Frauen nominiert. Und was für welche, sag ich! Jetzt hielt Meltem Kaptan für die Rolle als Rabiye strahlend eine eigene Lola in den Händen. „Dis is alles so traurig, was so lustig sein könnte“,sagt Jella Haase niedergeschlagen zu ihrem Spielpartner Albrecht Schuch in „Lieber Thomas“. Genau so könnte sich dieser Satz aus dem Munde der Katharina Thalbach im Jahr 1968 angehört haben, einfach phänomenal!Das fanden wohl auch die Mitglieder der Filmakademie und Jella Haase wurde mit dem Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin geehrt.Zuvor hatte Ulrich Tukur als Laudator Anja Schneider, Sandra Hüller und ihr je ein bezauberndes Ständchen gewidmet und sich dabei auf dem Akkordeon begleitet.Dafür gibt’s von mir die Lola in der Kategorie „Beste Laudatio“! Den traurigen Moment, wenn es heißt, Abschied zu nehmen von den im vergangenen Jahr verstorbenen Akademiemitgliedern, begleitete dieses Mal sehr berührend ein Mädchenchor mit Lou Reeds „Perfekt Day“. Die Portraits der Verstorbenen erschienen auf der Videoleinwand und Andreas flüsterte mir die erschreckend vielen Namen ins Ohr. Agieren Sie als „Soldaten der Wahrheit“,appellierte Wladimir Klitschko, zugeschaltet per Video, an alle Dokumentarfilmerinnen und-filmer. Sandra Maischberger moderierte souverän wie man sie kennt die Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. Ausgezeichnet wurde das Team von „The Other Side of the River“. Ganz knapp an einer Lola für die beste Laudatio schrappten Anneke Kim Sarnau und Bjarne Mädel vorbei. Amüsant nahmen sie die an der Aktion #allesdichtmachen Beteiligten aufs Korn. Sie hauten sich Sprüche um die Ohren mit dem Hinweis, daß es zum Glück das so wichtige Gewerk „Schnitt“ gäbe. Dem kann ich nur zustimmen. Bei der Arbeit an Hörfilmfassungen irritierte schon mal der ein oder andere nicht zur Szene passende Blick, nicht nachvollziehbare Wechsel der Kleidung oder ein blutdurchtränkter Verband war schlagartig blütenweiß. Die Lola für den besten Schnitt erhielt die völlig überraschte Gisela Zick für ihre Arbeit in „Lieber Thomas“! Musik, zwei, drei, vier!Katrin Bauerfeind gab ihr sehr schönes Solo auf dem Saxophon, plauderte mit Karim S. Elias, und Annette Focks bekam die Lola für die beste Filmmusik in „Wunderschön“ überreicht.Andreas und ich, wir spielen beide akustische Gitarre, hatten die wunderschönen, melancholischen Gitarrenklänge von Rabiye Kurnaz favorisiert, die Gänsehaut machten.Dann übernahmen Sandra Hüller, Eva Löbau und Laura Tonke das Mikrophon. Erst zierten sie sich, um dann voller Inbrunst „The Greatest Love of All“ zu schmettern, wie schon Sandra Hüller solo und grandios in „Toni Erdmann“.Mit diesem Ständchen und dem Bernd Eichinger Preis wurde das Team von Komplizen Film für seinen maßgeblichen Beitrag zur Kinokultur geehrt. Kann es nicht einen Mittelweg geben zwischen dem heute manchmal kaum verständlichem Genuschel und der übertrieben deutlichen Sprechweise in den Filmen der 50er und 60er Jahre?Maren Kroymann bevorzugt Genuschel, ich deutliches Sprechen. Sie hielt die Laudatio für die Kategorie „Beste Tongestaltung“ und ausgezeichnet wurde zu meiner Freude das Team von „Niemand ist bei den Kälbern“! Über Geräusche in diesem Film schrieb ich in einen Blogbeitrag:„Aber wo Kühe sind, gibt’s auch Fliegen. Deren Summen war im Kinosaal so präsent, daß es auf der Haut zu kribbeln schien.“ Und diesen Plagegeistern kann weder Genuschel noch übertrieben deutliches Sprechen angelastet werden! Ich mache hier ausschließlich aus Zeitgründen einen Schnitt und überspringe so wichtige Gewerke wie Kostüm, Maske, Szenenbild, Regie, Drehbuch und Kamera und komme zu den höchst dotierten Preisen „Bester Spielfilm“!Die Lola in Bronze ging an das Team von „Große Freiheit“ und die in Silber an das von „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“.Und ein Trommelwirbel für das Team von „Lieber Thomas“ für insgesamt neun Auszeichnungen und die Lola in Gold! Ziemlich durstig, wegen der „trockenen Luft“ im Saal, aber die war ja drin und wir nach der Show draußen!Auf der riesigen Terrasse hatten wir die Wahl zwischen so vielen Getränken und vegetarischen Leckereien.Wir ließen bei frisch gezapftem Bier die Show noch einmal Revue passieren, im Sitzen, und dann war es Zeit für uns zu gehen. Was ich jetzt noch zu sagen hätte, dauert keine Zigarette:Ein herzliches Dankeschön an die Akademie für den wunderbaren Abend, die tollen Plätze

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Die Blindgängerin von oben aufgenommen. In einer hellen Winterjacke steht sie auf dem Gehweg vor einem Gartenzaun. Am Zaunpfosten ist ein Mikrofon befestigt.

Beim DOK Leipzig 2021

„Hallo, ja Sie mit dem weißen Langstock, bleiben Sie bitte kurz stehen?Genau an dem Zaunpfosten. Da ist ein Mikrofon befestigt.Ich bin hier oben auf meinem Balkon und hätte eine Frage, wohin gehen Sie?“ Warum interessiert Sie das und wer sind Sie überhaupt? „Mein Name ist Pawel Lozinski. Ich mache einen Film, einen Balkon-Film über die Menschen, die hier vorbeilaufen.“ Was für eine tolle Idee! Nicht um die ganze Welt zu reisen, sondern die Leute ins Gespräch zu verwickeln, die einem direkt vor der eigenen Haustür vor die Kamera laufen.Also ich bin gerade auf den Weg ins Kino. „Ins Kino, habe ich das richtig gehört?“ Ja, ich weiß, niemand kann sich vorstellen, daß Blinde etwas davon haben, sich einen Film auf der großen Leinwand anzuschauen. Aber unter bestimmten Voraussetzungen klappt das ganz prima und dafür gesorgt hat auch in diesem Jahr das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm „DOK Leipzig für alle“ lautet das großartige Motto!Es gibt 24 verfügbare Filme mit erweiterten Untertiteln auf der Leinwand, Filmvorführungen mit Induktionsschleife, Filmgespräche mit Gebärdendolmetschung und weitgehend stufenlos erreichbare Säle.Und ich habe die Wahl zwischen sieben Filmen, für die eine Audiodeskription produziert und bei der Greta App zum Download bereitgestellt wurde! „Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht, Sie müssen auf jeden Fall wieder vorbeikommen und erzählen. Und übrigens bin ich auch auf dem Festival und stelle meinen Film „The Balcony Movie“ vor.“ Ich weiß, der steht neben drei weiteren Lang- und zwei Kurzfilmen auch auf meiner Liste. „Da kommt gerade ein sympathisch lächelnder junger Mann auf Sie zu gelaufen, warten Sie auf jemanden?“ Das wird Nino sein. Er begleitet mich nicht zum ersten Mal während eines Filmfestivals in Leipzig. Wir sind ein super eingespieltes Team und müssen jetzt los. Bis später! „Hallo, wie schön, Sie wieder zu sehen! Hatten Sie eine gute Zeit beim DOK?“ Ja, eine sehr gute und spannende Zeit, die rasend schnell verging! Ich leg gleich mal los mit der Greta App, meiner im Kinosaal unverzichtbaren Begleiterin. Sie hat sich bei allen Vorstellungen blitzschnell mit dem Filmton von der Leinwand synchronisiert und mir die Audiodeskriptionen (AD) per Kopfhörer ins Ohr geflüstert, unter anderen von „Nasim“ von Ole Jacobs und Arne Büttner„The Balcony Movie“ von Pawel Lozinski„A Sound of My Own“ von Rebecca Zehr“Pa va heng“ von Franziska von Stenglin Die Teams der ersten drei Filme zählten zu denjenigen, die am Ende des Festivals mit einer Auszeichnung nach Hause gingen. Meinen Glückwunsch, und der geht auch an das Team beim DOK für das glückliche Händchen beim Auswählen der Filme, für die eine AD produziert wurde! Nur einen Wermutstropfen gibt es.Bei meinen beiden vorherigen Besuchen des DOK waren die Audiodeskriptionen durchweg gut bis sehr gut gemacht, bis auf jeweils einen Ausrutscher. Dieser Jahrgang kann da leider nicht so recht mithalten. Hier ein paar Gründe aus meiner Sicht: Daß mit „die Frau mit Kopftuch“ oder nur „die Frau“ Nasim gemeint war, erschloß sich mir erst bei dem Filmgespräch nach der Vorstellung. Dabei stand die Namensgeberin des Films von Anfang an im Fokus der beiden Filmemacher. Sie begleiteten acht Monate die Afghanin Nasim und ihre Familie im Geflüchtetenlager Moria.Nasim hätte eigentlich gleich in der ersten Szene namentlich eingeführt werden müssen, als sie ihrem Sohn die Haare schneidet, und nicht erst, wenn ihr Name irgendwann fällt.Dann hätte man auch einfach sagen können „Nasims älterer Sohn“ statt „der ältere Sohn der Frau“. Ich konnte mir zwar ein ganz gutes Bild von dem Lager und den Menschen machen, aber formuliert war die AD doch ganz schön holprig und verschachtelt. Immer wieder hieß es „Ein anderer Tag“, das sollte sich eher aus der Beschreibung der anderen Bilder ergeben. Und hier ein paar etwas verunglückte Formulierungsbeispiele:Eine ältere Frau, anscheinend die Großmutter, starrt in der Gegend herum, geht kommentarlos davon, er trägt Hose und freien Oberkörper… Und leider konnte ich mich auch mit der Stimme des Sprechers und dem viel zu langsamen Sprechtempo nicht anfreunden. Um so mehr gefiel mir die Sprecherin der AD von „The Balcony Movie“, die mir liebevoll die vielen Menschen vor Pawel Lozinskis Balkon beschrieb.Ohne sein Wissen habe ich mich in die Filmidee des extrem sympathischen polnischen Filmemachers reingemogelt. Vor dem Balkon seiner Warschauer Wohnung habe ich natürlich nicht gestanden, hätte ich aber gerne! Die deutschen Untertitel des im Original gezeigten Films, in dem vor allem polnisch gesprochen wurde, waren für das sehende Publikum auf die Leinwand projiziert. Ich bekam sie von einem tollen Aufgebot von Sprecherinnen und Sprechern in allen Altersgruppen als Voice Over über die Greta App in mein Ohr. Das war wirklich sehr gut gemacht.Aber auch hier habe ich eine Auswahl von nicht so eleganten Formulierungen:Immer wieder hieß es überflüssigerweise „nächste Aufnahme“, „nächste Szene“ oder „als nächstes ein bewölkter Tag“.Eine lebendige Sprache verbietet Wortwiederholungen wie zum Beispiel: „Sie schiebt einen Kinderwagen, in dem ein Kind sitzt, sie gibt dem Kind irgendwas…“„Der dürre Mann, dem Pawel sein Hemd geschenkt hat“, die Erwähnung des „dürren Mannes“ hätte es auch getan.„Der Weg bleibt leer, sie kommt nicht zurück“, ohne Kommentar.Und viel zu umständlich „Allerdings ist die Kamera so eingestellt, daß nur die Beine zu sehen sind.“ Bei „A Sound of My Own“ über die Musikerin Marja Burchard, fehlte mir die klare Ansage „Das ist ein Schwarzweißfilm“!Die junge Frau führt als Bandleaderin das Krautrock-Kollektiv „Embryo“ ihres verstorbenen Vaters fort. Ich kannte weder die Tochter noch den Vater oder das Kollektiv und bin vor Neid erblaßt, wie sich Marja an gefühlt zehn verschiedene Instrumente setzt, jedes beherrscht und jedem tolle Töne entlockt! Ich denke, dieser Film mit experimentellen Elementen war die größte Herausforderung beim Texten der AD und der Sprecher brachte diese auch ganz gut in mein Ohr.Aber auch hier einige Merkwürdigkeiten:Ein weißhaariger Pianist am Flügel, sie wippt und hastet auf und ab, ihr Blick wandert aus dem Fenster, sie guckt zum Musiker neben ihr.Sie schlägt mit ganzer Kraft auf das Schlagzeug, ganz bestimmt nicht! Vielleicht mit ausladenden Bewegungen. Und jetzt ein Ende mit Schrecken bei“Pa va heng” oder „The Dust of Modern Life“ Liem, die zentrale Figur, gehört der ethnischen Minderheit der Sedang an und

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Das Bild ist zweigeteilt. Links die Blindgängerin in Abendgarderobe auf einem roten Teppich vor einer Blumenwand. Darauf sind auch Banner mit den Namen und Logos der Veranstalter und Sponsoren des Deutschen Filmpreises. Rechts die Blindgängerin neben einer großen goldenen Lola-Statue.

Lola 2021

„Tausendmal berührt“ …wäre jetzt stark übertrieben und es ist ja auch nix passiert.Ungerührt ließen die überlebensgroßen Lola-Statuen im Foyer des Berliner Palais am Funkturm nach der Gala das kleine Fotoshooting mit mir über sich ergehen. Weil sie ja im Foyer bleiben mußten, haben die Lolas leider die sehr fetzige, lebhafte und kurzweilige Show der Verleihung des 71. Deutschen Filmpreises verpaßt!Und nicht nur einmal berührt waren die 1.200 geladenen Gäste, unter denen auch meine Freundin Pascale und ich sein durften. Ganz gerührt waren vor allem die Gewinnerinnen und Gewinner, ihnen und natürlich auch den Nominierten meinen herzlichen Glückwunsch!!! Das Making-of-Video zur Lola 21 faßt in gut drei Minuten die Highlights vor und während der Preisverleihung zusammen. In den sozialen Netzwerken ist es bereits veröffentlicht.Die von Kinoblindgänger produzierte barrierefreie Fassung ist in Blindgängerins YouTube-Kanal und hier am Ende des Beitrags zu finden. Ich lasse jetzt den Abend in meinem akustischen Gedächtnis Revue passieren und beschränke mich darauf, was mir spontan und garantiert in falscher Reihenfolge in den Sinn kommt.Aber ganz sicher gleich zu Beginn meldete sich „Das Kino“ zurück, nur hörbar mit einer schönen weiblichen Stimme, die sich immer wieder einmischte. Wenn „Das Kino“ sprach, war – wie ich hinterher erfuhr – eine Frequenzlinie zu sehen, die mal mehr, mal weniger ausschlug, raffiniert! Dann kam ein etwas ungläubiges und zaghaftes „Wow“ von Lorna Ishema.Für ihre Rolle in „Ivie wie Ivie“ wurde ihr die Lola als beste Nebendarstellerin von Oliver Masucci überreicht. Er wußte noch nicht, daß er später selbst mit der begehrten Trophäe als bester Hauptdarsteller nach Hause gehen würde. Mal ganz anders war die Reaktion von Thorsten Merten, Gewinner der Kategorie „Beste männliche Nebenrolle“ in „Curveball – Wir machen die Wahrheit“.Er bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die ihm damals ein kostenloses Schauspielstudium ermöglicht hätten. Falls sein Preis dotiert sei, wolle er die Summe spenden, damit auch Söhne und Töchter nicht reicher Eltern diesen Beruf erlernen können. Ein emotionaler Höhepunkt war die von Klaus Maria Brandauer gehaltene Laudatio für Senta Berger, die mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.Eigentlich war es eine Liebeserklärung an die große Schauspielerin, die von allen im Saal inklusive Pascale und mir mit nicht enden wollenden Standing Ovations begrüßt wurde!Als sie zu sprechen begann, war mein erster Gedanke, wie wunderschön, klar, ruhig und jugendlich ihre Stimme immer noch klingt, eben unverkennbar Senta Berger!Diesen Moment des Wiedererkennens hatte ich bei Klaus Maria Brandauer leider nicht, obwohl ich das für ihn typisch leicht Näselnde in der Stimme von seinen großartigen Rollen her noch gut im Ohr habe. Claus Kleber holte mit einer sehr engagierten Laudatio die Nominierten für „Bester Schnitt“ stellvertretend für alle, die in diesem Gewerk tätig sind, aus ihren verborgenen Kammern ins Rampenlicht! Der Preis ging an Claudia Wolscht für ihre Arbeit in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“. Und jetzt ein kräftiger Tusch für die Live-Band und die beiden Sängerinnen!Die Musik ging in die Beine und mahnte sehr taktvoll alle mit einer Lola in den Händen, mit ihren Danksagungen zum Ende zu kommen.Bei den ersten zarten Tönen der melancholischen Melodie des Liedes „Als ich fortging“ der ostdeutschen Band Karussell erhoben sich alle von ihren Plätzen. Katrin Sass übernahm das Mikrophon und sang mit einer Stimme, für die mir die Worte fehlen und bei der ich Gänsehaut bekam. Ein sehr berührender Abschied von den im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedern der Filmakademie!Pascale flüsterte mir die unter den Porträts eingeblendeten Namen zu und bei Tatjana Turanskyj zuckte ich zusammen, obwohl ich von ihrem kürzlichen Tod wußte.Mir ist immer noch eine flammende Rede der feministischen Filmemacherin und Aktivistin im Ohr, die ich vor knapp zwei Jahren bei Vorbereitungen für eine Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste kennenlernte. Wie es danach auf der Bühne weiterging? Ich mache hier weiter mit Musik.Die rund 2.000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmen in einer geheimen Wahl ab, wer von den Nominierten mit einer Lola ausgezeichnet wird. In der Kategorie „Beste Filmmusik“ durfte sich Lorenz Dangel freuen. Er erklärte sehr bildhaft, wie ihn Geräusche eines weggeworfenen Kanisters und von Haarnadeln zur Musik des Films „Tides“ inspirierten. Auch ich vergebe wieder eine Lola, in der von mir gerade ausgedachten Kategorie „Beste Moderation der letzten Jahre“ und die geht an Daniel Donskoy!Er kann super singen, tanzen – das weiß ich von Pascale – und führte charmant mit seiner sympathischen Stimme, die immer noch in meinen Ohren nachklingt, durch den Abend. Auf unserem Rundgang nach der Gala taten wir, was alle taten, uns mit Köstlichkeiten stärken und mit ein, zwei Drinks anstoßen. Pascale meinte, alle, denen wir begegneten, lächelten sie an. Sie hatte den Eindruck, mit dem Gedanken, wie nett, daß sie ihre blinde Freundin als Begleitung mitgenommen habe. Dabei war es ja umgekehrt, aber sie wird schon recht haben: Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, wie Film und nicht sehen können zusammenpassen. Der Filmakademie ist auf jeden Fall trotz der Noch-Corona-Zeiten ein perfekt organisiertes Event gelungen. Besonders erwähnen möchte ich die vielen sehr aufmerksamen und hilfsbereiten Menschen im Service! Gen Mitternacht wieder bei den Lolas im Foyer angekommen, machten wir die Fotos und dann uns auf den Heimweg.Allen, die bis hierher gelesen haben, möchte ich die Textzeile eines Songs während der Gala auf den Weg geben: “Geh ins Kino, weil das Kino dich vermißt!“

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Das Bild ist zweigeteilt. Links die Blindgängerin in einer dicken Winterjacke vor dem Delphi Filmpalast. Sie hält ein Glas Sekt in die Höhe. Rechts steht sie vor einem Plakat der Berlinale 2021, das eine Bärenfigur zeigt. Die Blindgängerin trägt Jeans und eine bunte Sommerbluse. Auch hier hält sie ein Glas in der Hand und prostet fröhlich lachend der Kamera zu.

Bärenstarker Auftakt

Da stehen wir, dicht an dicht vor verschiedenen Kulissen, ich und ich, und heben unsere Gläser AUFS KINO! Das eine Ich in dicker Winterjacke beantwortete bei frostigen Temperaturen vor dem geschlossenen Delphi Filmpalast folgende Frage: „Was machst du, wenn Corona vorbei ist?“Diese Frage stellte im Januar die Abendschau Berlinerinnen und Berlinern und so auch mir.Meine unschwer zu erratende Antwort gab es in dem liebevoll gemachten, leider nicht mehr verfügbaren Filmbeitrag „Sehnsucht 2021 – Kino“. Fünf Monate später, auch wenn Corona noch nicht ganz ausgestanden ist: Das andere Ich in sommerlicher Bluse kann es kaum abwarten, im eigens für die Berlinale auf der Museumsinsel eingerichteten Freiluftkino endlich wieder einen Film auf der großen Leinwand zu erleben. Und dann noch einen und noch einen! Einen besseren Auftakt meiner endlich wieder möglichen Kinosaison als mit dem Berlinale Summer Special hätte ich mir nicht wünschen können. Der war einfach bärenstark! Drei großartige Filme in drei wunderschönen Freiluftkinos bei traumhaftem Wetter mit gekühlten Getränken in fröhlich entspannter Atmosphäre! „Nebenan“ von Daniel Brühl im Freiluftkino Friedrichshain„Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader im Freiluftkino Museumsinsel„Fabian oder der Gang vor die Hunde“ von Dominik Graf im ARTE Sommerkino Schloß Charlottenburg Bei den Orten fällt mir die Entscheidung recht leicht, das lauschige Freiluftkino Friedrichshain gefiel mir am besten. Die Filme spielen alle in Berlin, einmal in der Gegenwart, der näheren Zukunft und der Vergangenheit.Ich empfehle unbedingt alle drei! Die Audiodeskriptionen gab es über die Greta App und da war meine Favoritin die für „Ich bin dein Mensch“, gefolgt von der von „Fabian“. Bei „Nebenan“ fand ich die Sprecherin sehr gut, die Sätze waren aber oft zu lang und ein bißchen verschraubt. Statt objektiv zu beschreiben, wurde häufig gewertet.Die Greta App hat mit neuem Gesicht, aber gewohnter Bedienbarkeit immer super funktioniert. Zum Schluß ein ganz großes Dankeschön an: Die Berlinale für das kleine, aber feine barrierefreie Angebot!Das freundliche Team am Inklusions-Ticketschalter und den noch nie so unkomplizierten Kartenerwerb!An Anke Nicolai und ihr Team fürs Zusammenstellen der Filme bei der Greta App und das freundliche und aufmerksame in Empfang nehmen der Nutzerinnen und Nutzer der App bei den jeweiligen Vorstellungen! In der Musiktheorie verwendet man den Begriff Auftakt für den Anfang eines Musikstückes, das nicht mit einem vollständigen Takt beginnt.So ist es auch gerade mit den Kinos, die zwar abgesehen von den Freiluftkinos nur vereinzelt schon geöffnet haben, aber insgesamt und bundesweit dann am 01. Juli durchstarten.Ich bin guter Dinge, daß kein Delta, Gamma oder sonst was dazwischenfunkt!

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Vor dem Delphi-Filmpalast in Berlin steht die Blindgängerin in einer hellen dicken Winterjacke. Auf einer steinernen Balustrade vor ihr steht eine geöffnete Piccolo-Flasche. Die Blindgängerin hebt ein Glas Sekt hoch und prostet fröhlich der Kamera zu.

In der Abendschau und im Freundeskreis der Filmakademie

Ein toller Start ins neue Jahr und gleich zwei schöne Gründe, mit einem Glas Sekt anzustoßen! Eine eher nicht geheime Mission führte mich zum geschlossenen Delphi Filmpalast. Statt mit einer Walther PPK war ich mit Langstock, Handy und einem Piccolo bewaffnet. Susanne Bruha, die Reporterin vom RBB, war mir immer dicht auf den Fersen und nahm mich dabei mit ihrer Kamera ins Visier. Noch bis zum 21.01.2021 in der RBB-Mediathek:https://www.ardmediathek.de/rbb/video/abendschau/sehnsucht-2021-kino/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvYWJlbmRzY2hhdS8yMDIxLTAxLTE0VDE5OjMwOjAw X2E2YTE1MzY0LTA1MTctNDYwZC04YTdlLWFjZTRkZWQwNmYzMC90cmFldW1l/ „Was machst du, wenn Corona vorbei ist?“ fragt die Abendschau Berlinerinnen und Berliner. Ich durfte antworten und meine Antwort gibt’s in diesem ganz liebevoll gemachten Filmbeitrag „Sehnsucht 2021 – Kino“, untermalt mit der wohl weltweit bekanntesten Filmmusik. Statt mit einem Martini, geschüttelt und nicht gerührt, oder war es umgekehrt, habe ich mit einem Glas Sekt auf das Kino angestoßen! „Herzlich willkommen im Freundeskreis der Deutschen Filmakademie!“ Diese Nachricht gleich zu Jahresbeginn ließ mein Herz sofort höher schlagen! Der Freundeskreis der Deutschen Filmakademie steht branchennahen Personen offen, unter anderem aus den Bereichen Dramaturgie, Festivalleitung und Schauspielagenturen. Er unterstützt die Arbeit und Ziele der Filmakademie. Ich freue mich sehr, in diesem ausgewählten Kreis dabei sein zu dürfen, und bedanke mich herzlich für die Aufnahme! Als Freundin werde ich zu den Veranstaltungen eingeladen und konnte an dem ersten Web-Seminar der Deutschen Filmakademie schon teilnehmen. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, und werde versuchen, das Thema „barrierefreier Film“ so oft wie möglich ins Gespräch zu bringen. Dabei werden natürlich auch die „Barrierefreiheits-Lolas“ nicht vergessen. Aber das Jahr fängt ja gerade erst an!

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