Blog Blindgaengerin

Lola 2021

„Tausendmal berührt“

…wäre jetzt stark übertrieben und es ist ja auch nix passiert.
Ungerührt ließen die überlebensgroßen Lola-Statuen im Foyer des Berliner Palais am Funkturm nach der Gala das kleine Fotoshooting mit mir über sich ergehen.

Weil sie ja im Foyer bleiben mußten, haben die Lolas leider die sehr fetzige, lebhafte und kurzweilige Show der Verleihung des 71. Deutschen Filmpreises verpaßt!
Und nicht nur einmal berührt waren die 1.200 geladenen Gäste, unter denen auch meine Freundin Pascale und ich sein durften. Ganz gerührt waren vor allem die Gewinnerinnen und Gewinner, ihnen und natürlich auch den Nominierten meinen herzlichen Glückwunsch!!!

Das Making-of-Video zur Lola 21 faßt in gut drei Minuten die Highlights vor und während der Preisverleihung zusammen. In den sozialen Netzwerken ist es bereits veröffentlicht.
Die von Kinoblindgänger produzierte barrierefreie Fassung ist in Blindgängerins YouTube-Kanal und hier am Ende des Beitrags zu finden.

Ich lasse jetzt den Abend in meinem akustischen Gedächtnis Revue passieren und beschränke mich darauf, was mir spontan und garantiert in falscher Reihenfolge in den Sinn kommt.
Aber ganz sicher gleich zu Beginn meldete sich „Das Kino“ zurück, nur hörbar mit einer schönen weiblichen Stimme, die sich immer wieder einmischte. Wenn „Das Kino“ sprach, war – wie ich hinterher erfuhr – eine Frequenzlinie zu sehen, die mal mehr, mal weniger ausschlug, raffiniert!

Dann kam ein etwas ungläubiges und zaghaftes „Wow“ von Lorna Ishema.
Für ihre Rolle in „Ivie wie Ivie“ wurde ihr die Lola als beste Nebendarstellerin von Oliver Masucci überreicht. Er wußte noch nicht, daß er später selbst mit der begehrten Trophäe als bester Hauptdarsteller nach Hause gehen würde.

Mal ganz anders war die Reaktion von Thorsten Merten, Gewinner der Kategorie „Beste männliche Nebenrolle“ in „Curveball – Wir machen die Wahrheit“.
Er bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die ihm damals ein kostenloses Schauspielstudium ermöglicht hätten. Falls sein Preis dotiert sei, wolle er die Summe spenden, damit auch Söhne und Töchter nicht reicher Eltern diesen Beruf erlernen können.

Ein emotionaler Höhepunkt war die von Klaus Maria Brandauer gehaltene Laudatio für Senta Berger, die mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.
Eigentlich war es eine Liebeserklärung an die große Schauspielerin, die von allen im Saal inklusive Pascale und mir mit nicht enden wollenden Standing Ovations begrüßt wurde!
Als sie zu sprechen begann, war mein erster Gedanke, wie wunderschön, klar, ruhig und jugendlich ihre Stimme immer noch klingt, eben unverkennbar Senta Berger!
Diesen Moment des Wiedererkennens hatte ich bei Klaus Maria Brandauer leider nicht, obwohl ich das für ihn typisch leicht Näselnde in der Stimme von seinen großartigen Rollen her noch gut im Ohr habe.

Claus Kleber holte mit einer sehr engagierten Laudatio die Nominierten für „Bester Schnitt“ stellvertretend für alle, die in diesem Gewerk tätig sind, aus ihren verborgenen Kammern ins Rampenlicht! Der Preis ging an Claudia Wolscht für ihre Arbeit in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“.

Und jetzt ein kräftiger Tusch für die Live-Band und die beiden Sängerinnen!
Die Musik ging in die Beine und mahnte sehr taktvoll alle mit einer Lola in den Händen, mit ihren Danksagungen zum Ende zu kommen.
Bei den ersten zarten Tönen der melancholischen Melodie des Liedes „Als ich fortging“ der ostdeutschen Band Karussell erhoben sich alle von ihren Plätzen. Katrin Sass übernahm das Mikrophon und sang mit einer Stimme, für die mir die Worte fehlen und bei der ich Gänsehaut bekam. Ein sehr berührender Abschied von den im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedern der Filmakademie!
Pascale flüsterte mir die unter den Porträts eingeblendeten Namen zu und bei Tatjana Turanskyj zuckte ich zusammen, obwohl ich von ihrem kürzlichen Tod wußte.
Mir ist immer noch eine flammende Rede der feministischen Filmemacherin und Aktivistin im Ohr, die ich vor knapp zwei Jahren bei Vorbereitungen für eine Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste kennenlernte.

Wie es danach auf der Bühne weiterging? Ich mache hier weiter mit Musik.
Die rund 2.000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmen in einer geheimen Wahl ab, wer von den Nominierten mit einer Lola ausgezeichnet wird. In der Kategorie „Beste Filmmusik“ durfte sich Lorenz Dangel freuen. Er erklärte sehr bildhaft, wie ihn Geräusche eines weggeworfenen Kanisters und von Haarnadeln zur Musik des Films „Tides“ inspirierten.

Auch ich vergebe wieder eine Lola, in der von mir gerade ausgedachten Kategorie „Beste Moderation der letzten Jahre“ und die geht an Daniel Donskoy!
Er kann super singen, tanzen – das weiß ich von Pascale – und führte charmant mit seiner sympathischen Stimme, die immer noch in meinen Ohren nachklingt, durch den Abend.

Auf unserem Rundgang nach der Gala taten wir, was alle taten, uns mit Köstlichkeiten stärken und mit ein, zwei Drinks anstoßen. Pascale meinte, alle, denen wir begegneten, lächelten sie an. Sie hatte den Eindruck, mit dem Gedanken, wie nett, daß sie ihre blinde Freundin als Begleitung mitgenommen habe. Dabei war es ja umgekehrt, aber sie wird schon recht haben: Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, wie Film und nicht sehen können zusammenpassen.

Der Filmakademie ist auf jeden Fall trotz der Noch-Corona-Zeiten ein perfekt organisiertes Event gelungen. Besonders erwähnen möchte ich die vielen sehr aufmerksamen und hilfsbereiten Menschen im Service!

Gen Mitternacht wieder bei den Lolas im Foyer angekommen, machten wir die Fotos und dann uns auf den Heimweg.
Allen, die bis hierher gelesen haben, möchte ich die Textzeile eines Songs während der Gala auf den Weg geben:

“Geh ins Kino, weil das Kino dich vermißt!“

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