Blog Blindgaengerin

Lena Hoffmann

Die Blindgängerin und ihre Begleitung Lena stehen vor langen weißen Schildern mit den Logos der Sponsoren der Verleihung des Deutschen Filmpreises. Im Hintergrund eine grüne Hecke. Lena hat langes braunes Haar und trägt ein türkisfarbenes Kleid mit einer weißen Jacke. Die Blindgängerin trägt ihr mittelblondes Haar schulterlang. Einen dunkelblauen Rock und ein gleichfarbiges Top kombiniert sie mit einer kupfergoldenen Jacke mit aufgenähten blauen Glasperlen.

Die Lola 2019

Foto: Claudia Schaffer, DBSV In meinem neuen Outfit traf ich sie wie 1.900 andere auch am 3. Mai im Palais am Berliner Funkturm, wo man Champagner trinkt, der aber nicht nach Cherry-Cola, C-o-l-a, Cola schmeckte, sondern einfach köstlich. Nur der Vernunft wegen beließ ich es für den Anfang bei einem Glas! Zu mir kam sie nicht, die Lola, aber 20 Glückliche durften die begehrte Trophäe beim 69. Deutschen Filmpreis in den Händen halten, eben eine L-o-l-a Lola Lo-lo-lo-lo Lola! Nein, ich bin nicht betrunken. Aber genau so hört es sich an, wenn der Sänger von The Kinks über seine aufregende Begegnung mit „Lola“ in einem Club down in Soho singt, wo der Champagner nach Cherry-Cola schmeckt! Ein bißchen berauscht von dem glamourösen Abend bei der Gala bin ich allerdings immer noch. Und ja, ich durfte zum ersten Mal LIVE dabei sein und dafür ein herzliches Dankeschön an das Team der Deutschen Filmakademie! Wir saßen im Block B in der ersten Reihe direkt bei dem wunderbaren Filmorchester Babelsberg, Lena und ich. Irgendwie mußten alle an uns vorbei, wie auch Ulrich Matthes, der neue Präsident der Filmakademie, mit der Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters. Grundsätzlich gehe ich sogar gerne ohne Begleitung zu Veranstaltungen und an helfenden Händen fehlte es mir dabei nie. So kam ich in den Genuß von vielen interessanten Begegnungen wie mit Ruth Toma, der Drehbuchautorin von z.B. „Der Junge muß an die frische Luft“, Kit Hopkins, Drehbuchautorin von z.B. „Ballon“ und Monika Bauert, Kostümbild bei z.B. „Das Boot“. Bei der Verleihung der Lolas hätte ich mir aber die Karten gelegt und war heilfroh, daß ich Lena an meiner Seite hatte. Wir sind ein super gut eingespieltes Team. Eine Menschenansammlung kann für uns nicht zu dicht, eine Treppe zu steil oder der Andrang am Buffett zu groß sein, wir schaffen das immer ganz geschmeidig! Und wurden dabei interessiert beäugt, sagt Lena. Ohne Lena wären auch Frau Grütters und Herr Matthes von mir unbemerkt direkt vor meiner Nase vorbeigegangen. Außerdem beschrieb sie mir die vielen Abendroben und brachte Ordnung in das oft sehr turbulente Treiben auf der Bühne. Dieses Jahr führte eine Doppelspitze, Désirée Nosbusch und Tedros Teclebrhan, durch die Preisverleihung. Beide Stimmen waren mir nicht so vertraut und da verlor ich doch das ein oder andere Mal den Überblick und brauchte Lenas Zugeflüster. Die Auszeichnung in 18 Kategorien mit 20 Lolas dauerte vier Stunden und ja, das ist eine lange Zeit. Aber es gebietet der Respekt vor allen Mitwirkenden an dem Kunstwerk Film, daß ihre Arbeit gleichberechtigt bei der Preisverleihung anerkannt und gekürt wird. Und nicht nur die „Barrierefreiheits-Lolas“ stehen noch in den Startlöchern! Mir wurde die Zeit während der Gala kein bißchen zu lang! Damit das auch allen, die diesen Beitrag lesen, so geht, fasse ich mich jetzt kurz. Meine persönlichen Lolas in der Kategorie „Beste Laudatio“ bekommen: Der 11-jährige Julius Weckauf spielte herzergreifend den jungen Hape in „Der Junge muß an die frische Luft“ und brachte mit seiner Laudatio für „Bestes Maskenbild“ mehr als frische Luft in den Saal! Christoph Maria Herbst könnte wahrscheinlich aus einem Telefonbuch vorlesen und ich würde an seinen Lippen hängen. Er hielt die Laudatio für den Empfänger des Bernd-Eichinger-Preises, den Produzenten Christian Becker. Wer mehr gerührt war, ist kaum zu sagen: Margarethe von Trotta, die den Ehrenpreis erhielt, oder ihre Laudatorin Katja Riemann. Maria Schrader brachte energisch auf den Punkt, wie wichtig die Arbeit der Drehbuchautorinnen und -autoren ist, ohne gutes Drehbuch kein guter Film! Bei der Vorstellung der Nominierten wurde zwischen den Dialogen aus den jeweiligen Skripten vorgelesen. Das war für mich super, eben wie ein Hörschnipsel mit Audiodeskription! Ein sehr trauriger und berührender Moment war das Gedenken an die seit der letzten Preisverleihung verstorbenen Mitglieder der Filmakademie. Begleitet von Alexander Scheer am Flügel wurden erschreckend viele Namen genannt. Und wie bekomme ich jetzt einen würdigen Bogen zu meinem Schlußwort hin? Weil das Leben eben weitergeht, am besten mit dem Neuen! Ulrich Matthes trat schon im Februar die Nachfolge von Iris Berben an und ist nun der Präsident der Deutschen Filmakademie. Sehr charmant und sympathisch, wie er Iris Berbens Arbeit noch einmal würdigte und sie musikalisch verabschiedete! Ich verabschiede mich jetzt auch und bin hoffentlich zur Lola 2020 im nächsten Jahr wieder live dabei!

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Robert Redford in blauem Jeanshemd und brauner Wildlederjacke. Die Haare zerzaust, der Ausdruck zwischen Lächeln und Grinsen. Mit der erhobenen rechten Hand formt er eine Pistole nach. Sie zielt direkt auf den Betrachter.

Ein Gauner und Gentleman

„Jetzt oder nie, her mit der Marie!“ Nix da, die hat zu tun und bleibt schön auf ihrem Filmstreifen sitzen! Aber nicht Kinoblindgängers Maskottchen mit diesem wunderschönen Namen ist das Objekt der Begierde, sondern das liebe Geld. Die einen sagen auch Kohle, Asche, Schotter oder Kies. Die Österreicher nennen es eben Marie. Österreichische Bankräuber übrigens auch, so z. B. in dem Song der Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“ über einen Banküberfall. Beweis ist obiges Zitat aus dem Songtext von 1985. Mit gleich mehreren Banküberfällen hat es Marie, so nennt Kinoblindgänger die barrierefreie Filmfassung, gerade zu tun bei „Ein Gauner und Gentleman“! Seit dem 28. März macht Robert Redford als Forrest Tucker diverse Banken in den Vereinigten Staaten unsicher, auf über 100 Leinwänden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Überall dort kann dank der Marie, also mit der Audiodeskription und den erweiterten Untertiteln über die Greta und Starks App, die Verfolgung aufgenommen werden! Aber mit Banküberfällen hat sich die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH die nötige Marie für die Produktion der Marie nicht ergaunert. Das könnten die auch gar nicht! Forrest Tucker beherrscht diese Disziplin dafür um so besser und den Bankräuber aus Leidenschaft hat es wirklich gegeben. Aus dessen langen Karriere hat sich der Regisseur David Lowery für das Drehbuch nur ein paar Monate aus dem Jahr 1981 herausgepickt. Da war Forrest 71 Jahre alt und trotz vieler Gefängnisaufenthalte kein bißchen überfallmüde! Robert Redford, nun etwas über 80, möchte seine ebenfalls sehr lange Karriere mit der Rolle als Forrest beenden. Sie ist ihm auf dem Leib geschneidert. Aber vorher muß er noch einige Banken überfallen und ein akustischer Beweis, wie ruhig, geschmeidig und höflich er dabei vorgeht, ist dieser Hörschnipsel: Fehlt eigentlich nur noch, daß sich Forrest namentlich vorstellt. Soweit geht er aber dann doch nicht. Als er die bezaubernde Jewel (Sissy Spacek) kennenlernt, behauptet er, sein Name sei Bob und er verdiene sein Geld als Handelsvertreter. Wenn er nicht gerade Banküberfälle plant oder Bankfilialen seine Besuche abstattet, verbringt er jede freie Minute mit ihr und sie reden über Gott und die Welt. Da haben sich zwei einsame Seelen getroffen und gefunden. Sie nähern sich ganz vorsichtig an und es ist eine große Freude, die beiden zu beobachten. Nur mit den Ohren geht das jetzt und hier ansatzweise mit Hörschnipsel Nummer zwei: Aber kann das mit den beiden etwas werden? Zumal sich das Netz der Ermittlungsbehörden um Forrest immer enger zuzieht. Den scheint das aber nicht im Geringsten zu beunruhigen. Er und seine zwei Komplizen, einer wird von Tom Waits gespielt, machen munter weiter. Mit dem Polizisten John Hunt (Casey Affleck) spielt er sogar ein bißchen Katz und Maus. Vielleicht ist Forrest deshalb die Ruhe in Person, weil er seine vielen Gefängnisaufenthalte meistens mit spektakulären Ausbrüchen abkürzen konnte. Diese werden, 16 an der Zahl, nacheinander in kurzen Szenen und ohne ein gesprochenes Wort gezeigt. Die ersten sechs gibt’s im dritten Hörschnipsel: Besonders dieser letzte Schnipsel beweist, wie unverzichtbar die Audiodeskription ist, um der Handlung folgen und den Film genießen zu können. Den Text der Audiodeskription erarbeiteten Inga Henkel und ich, die Redaktion machte Lena Hoffmann. Wir hatten alle drei sofort eine Frauenstimme für das Einsprechen des Textes im Ohr und entschieden uns schnell für die sehr erfahrene Ilka Teichmüller als Sprecherin. Ihre Stimme hebt sich deutlich von denen der Protagonistinnen ab. Sie klingt ein bißchen rau, ein bißchen energisch, aber auch einfühlsam, je nach der Situation. Eben einfach passend zum Gauner und Gentleman! Für die fantastische Filmmusik, die einen in die Zeit Ende der 70er, Anfang der 80er driften läßt, fallen mir Attribute ein wie: Leicht, beschwingt, spannungserzeugend, melancholisch, traurig, fröhlich und auch rockig! Unter die meist instrumentale Musik mischen sich Stücke von Scott Walker, Jackson C. Frank und mein absoluter Favorit: The Kinks mit Lola! Und jetzt ist der Film leider schon zu Ende und ich spreche noch ein letztes Mal über das liebe Geld. Selbiges wird nämlich dringend benötigt, um weitere so tolle Filme barrierefrei machen zu können. Damit die Kinoblindgänger gGmbH nicht doch unter die Bankräuber gehen muß, verweise ich hier auf die Seite https://www.kinoblindgaenger.com/spenden/ Dort gibt es mehrere Möglichkeiten, die Marie zu unterstützen. Ich sage schon einmal vielen Dank!

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Das Portrait von Elle Marja im Halbprofil vor einer unscharfen Landschaft im Hintergrund. Das junge Mädchen hat dunkle wache Augen. Die langen braunen Haare sind seitlich gescheitelt und zu einem Zopf geflochten, der über der Schulter liegt.

Das Mädchen aus dem Norden

…kommt aus Schwedisch Lappland in Norrland, dem nördlichsten Teil Schwedens, und am 05. April in die deutschen und österreichischen Kinos! Elle Marja, ganz wunderbar gespielt von Lene Cecilia Sparrok, hat das Team der Kinoblindgänger gGmbH sofort begeistert und in ihren Bann gezogen. Das war die Gelegenheit, einmal einen Film mit einer starken Frauenfigur als Projekt zu wählen! Deshalb wird „Das Mädchen“ auch von der Marie begleitet. Das heißt, es gibt eine Audiodeskription und erweiterte Untertitel, finanziert und produziert von der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH! Einfach großartig ist, daß auch in Österreich alle Kinobegeisterten barrierefrei bei „Das Mädchen aus dem Norden“ auf ihre Kosten kommen. Die barrierefreie Fassung ist nämlich für beide Länder auf der Greta und Starks App zum Download bereitgestellt!!! Obwohl es so weit in nördliche Gefilde geht, mußte sich Marie, das Maskottchen von Kinoblindgänger gGmbH, nicht warm anziehen. Der Schnee ist längst geschmolzen, die saftig grünen Bergwiesen blühen und die Rentierkälber werden gerade markiert. Dieses Ritual vollziehen die Rentierzüchter bis heute immer nach Mittsommer in den Monaten Juni und Juli. Aber darum geht es in der Geschichte, die hauptsächlich im Schweden der 30er Jahre spielt, nur am Rande, oder vielleicht doch nicht nur? Sehr behutsam und getragen von stimmungsvoller Musik gelingt der Regisseurin Amanda Kernell nach den ersten Filmminuten ein Zeitsprung in die Vergangenheit. Und schon sitzen wir mit der 14-jährigen Elle Marja auf einer Wiese. Sie wird sich in Kürze nach einem knappen Abschied von ihrer Mutter und einem herzlichen von ihren Großeltern auf den Weg in ein Internat machen, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester. Die fünfköpfige Familie gehört zu dem Volk der Samen, der Urbevölkerung Skandinaviens. Die Sami, wie sie sich selbst nennen, wurden bis in die 1970er Jahre noch als Lappen bezeichnet. Sie verstehen sich als ein eigenständiges Volk und haben bis heute eigene soziale, wirtschaftliche und politische Einrichtungen und kulturelle Traditionen beibehalten. Elle Marjas Familie züchtet Rentiere und lebt einsam in einer Kote in den Bergen. Jede Arbeitskraft zählt. Es wird erwartet, daß Elle Marja nach dem Aufenthalt in der Internatsschule eigens für Kinder von samischen Eltern schnellstmöglich zurückkehrt. Aber zunächst gibt es einen Hörschnipsel zur ersten Etappe des Schulwegs der beiden Schwestern: Hörschnipsel 1 Hier sprechen die Mädchen noch samisch miteinander und Elle Marja singt einen Joik, um ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester das Heimweh zu vertreiben. Das Joiken ist ein Spontangesang, mit dem Stimmungen und emotionale Situationen ausgedrückt werden. Mit dem Samisprechen und dem Joiken ist in der Schule allerdings unverzüglich Schluß! Es darf nur schwedisch gesprochen und gesungen werden. Elle Marja scheint als einzige der Schüler Gefallen daran zu finden. Sie ist die Klassenbeste und kann ihren Wissensdurst kaum stillen. Sie bewundert ihre Lehrerin und sucht deren Nähe. Dazu Hörschnipsel 2 Aber nach diskriminierenden Anfeindungen einiger Jungs aus dem Dorf und erniedrigenden rassenbiologischen Untersuchungen an der Schule beschließt sie, ihren eigenen sehr eigenwilligen Weg zu gehen, allen Widerständen zum Trotz. Dazu Hörschnipsel 3 So behutsam wie beim Zeitsprung am Beginn des Filmes erzählt Amanda Kernell auch die ganze Geschichte des Mädchens. Und als Tochter eines Samen weiß sie, wovon sie spricht! In Elle Marjas Gesicht läßt sich wie in einem offenen Buch lesen, was sie gerade fühlt. Ob sie begeistert, wütend, erstaunt, ernst oder freudig erregt ist, das Hörfilmbeschreiber-Team hat ihre jeweiligen Gefühlslagen möglichst genau beschrieben. Das gilt auch für die wunderschönen Landschaftsbilder, hier ist eine Hörfilmbeschreibung also unverzichtbar! Der Text der Audiodeskription stammt von der Autorin Inga Henkel und mir. Lena Hoffmann machte die Redaktion und Susanne Hauf sprach das Ergebnis mit ihrer schönen ruhigen Stimme ein. Genauso sanft wie in die Vergangenheit holt uns Amanda Kernell am Schluß wieder in die Gegenwart zurück! Und auch ich komme zum Ende, aber nicht ohne auf den Filmtrailer zu verweisen, den die Kinoblindgänger gGmbH ebenfalls barrierefrei gemacht hat! Den Trailer, noch mehr Details zum Film, und wie ihr die Projekte unterstützen könnt, findet ihr unter http://www.kinoblindgaenger.com/projekte/das-maedchen-aus-dem-norden/  

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Eine Balalaika mit nur zwei Saiten

Die Sache hat jetzt zwei Seiten!

So ergeht es gerade auch dem Instrument auf dem Foto. Allerdings ist der Balalaika eine Saite abhanden gekommen. Mit nur zwei statt drei Saiten ist es unmöglich, ihr die melancholischen Melodien zu entlocken, die für die traditionellen russischen Volksweisen so typisch sind. Was der Balalaika fehlt, hat unsere Sache gerade dazubekommen: Wir haben für die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH eine neue Seite aufgezogen! Der Blog der Blindgängerin wurde mit der Zeit zu unübersichtlich und jetzt ist die Kinoblindgänger gGmbH dort nicht mehr eine Kategorie, sondern sie hat eine eigene Seite. Der Auszug war die Gelegenheit, auch den Blog ein bisschen umzugestalten und einmal aufzuräumen. Die einleitenden Texte sind neu geschrieben und die Blogbeiträge unter „Meine Themen“ in sechs Kategorien geordnet. Die Kinoblindgänger-Seite hat ein modernes, an die Blindgängerin angelehntes Design bekommen. Dort stellen wir uns, mit wem wir wie arbeiten und unsere Projekte kurz und knackig vor. Der Blog und die neue Seite sind eng miteinander verbunden und tauschen sich regelmäßig miteinander aus, wie bei guten Nachbarn! Wie die neu aufgezogene Saite auf einem Zupfinstrument regelmäßig nachjustiert werden muß, bis sie die Stimmung hält, sind auch wir dabei, unsere neue Seite immer wieder zu überprüfen und kleine Korrekturen vorzunehmen. Auch wenn ich die vielen Fotos auf der neuen Seite natürlich leider nicht erkennen kann, möchte ich mich bei Andi Weiland für seine Geduld bei dem mehrstündigen Fototermin im Wolf Kino und im Tonstudio speaker-search, unter anderem mit der wunderbaren Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff, ganz herzlich bedanken! In beiden Locations durften wir uns frei bewegen und ganz in Ruhe loslegen, dafür auch noch einmal vielen, vielen Dank! Aber den Löwenanteil an der Sache mit den zwei Seiten hat Lena Hoffmann bewältigt, und so viel kann ich ihr gar nicht danken, wie ich wollte!!! Zwei Monate harter Arbeit liegen hinter uns. Das ist auch der Grund für die spärlichen Blogbeiträge in letzter Zeit! Das Ergebnis findet sich hier: www.kinoblindgaenger.com   Es gibt noch jemanden, der zeitgleich mit einer neu aufgezogenen Seite an den Start geht! Die Aktion Mensch startete am 12. Juni ihre neue Kampagne zum Thema „Gemeinsamkeiten“ (#wirgemeinsam). Dabei geht es um Gemeinsamkeiten von Menschen mit und ohne Behinderung, in Beruf oder Freizeit. Diese Gemeinsamkeiten sind oft schwer zu erraten, aber genau das haben mehrere Rateteams versucht. Die Filmlöwin und die Blindgängerin durften dabei sein, natürlich gemeinsam. Bei YouTube gibt es dazu zwei Videos. Die Raterunde https://www.youtube.com/watch?v=ddLOgaUd8T0   Filmlöwin und Blindgängerin stellen sich vor Auf der Webseite der Aktion Mensch ist alles über die diesjährige Kampagne zu erfahren. Dort sind neben „unserem“ auch die Videos zu zwei weiteren Gemeinsamkeiten zu sehen, die herauszufinden sind. Beim Zuschauen kann jeder für sich mit raten. Mit diesen Hinweisen belasse ich es für heute und sorge jetzt dafür, daß auch die Balalaika zu einer neuen Saite kommt!

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Filmstill aus “Ein Tag wie kein anderer“: Zwei Männer sitzen sich in Korbstühlen gegenüber. Konzentriert schauen sie sich an. Die Handflächen der beiden liegen aufeinander. Dem Jüngeren klemmt ein Joint zwischen den Lippen.

Ein Tag wie kein anderer

Das ist keine Reise nach Jerusalem, auch wenn dieser Film dort schon war, um beim Jerusalem Film Festival gleich fünf Preise abzuräumen. Aber es geht nach Israel, in eine andere Stadt, die im Gegensatz zu Jerusalem am Meer liegt, und Stühle gibt es dort auch mehr als genug. Ab dem 11. Mai ist in den Kinos jeder Tag „Ein Tag wie kein anderer“ Und der ist dank Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH barrierefrei!!! Die Audiodeskription und die erweiterten Untertitel für den Film aus Israel waren rechtzeitig zur Premierentour ab dem 08. Mai bei der App Greta und Starks zum Download bereitgestellt. Auf den ersten Blick hatten wir drei vom Hörfilmbeschreiber-Team, Inga Henkel, Lena Hoffmann und ich, ein bißchen unterschätzt, was beim Arbeiten an der Audiodeskription dann auf uns zukam. Der junge israelische Regisseur erzählt seine Filmgeschichte mit viel Ruhe und sehr behutsam. Er verzichtet auf hektische Ortswechsel. Ohne verwirrende Zeitsprünge oder Rückblenden verstreicht ein Tag Stunde für Stunde wie im Leben. Seinen wenigen, aber um so charismatischeren Filmfiguren läßt er viel Zeit bei all dem, was sie miteinander oder für sich alleine tun oder nicht tun. Eigentlich ideale Voraussetzungen, möglichst viel und genau von der Szenerie zu beschreiben, dachten wir! Aber die Tücke steckte im Detail beziehungsweise in wahnsinnig vielen und doch immer bedeutsamen Feinheiten. Der Mensch ist oft vorschnell versucht zu behaupten, daß ein Tag der schönste, anstrengendste, glücklichste, komischste, chaotischste, überraschendste, traurigste, lustigste, absurdeste oder schrecklichste in seinem Leben gewesen sei. Mit diesen Superlativen sollte man sehr vorsichtig sein, denn man weiß ja nie, was noch kommt, und das ist auch gut so! Wenn der Film einsetzt, haben Vicky und Eyal den traurigsten Tag in ihrem Leben bereits hinter sich. Und auch der siebte und letzte Tag der Schiv’a, eines jüdischen Trauerrituals, neigt sich gerade dem Ende zu. Das Begräbnis ihres gerade einmal 25 Jahre jungen Sohnes liegt eine Woche zurück. Nun ist die Zeit der Trauer vorbei und die letzten Verwandten und Freunde sind gerade dabei, sich von Vicky und Eyal zu verabschieden. Jetzt kehrt Ruhe ein und die beiden sind jedenfalls für kurze Zeit alleine. Ein Tag wie kein anderer mit einer Prise von allen der oben aufgezählten Superlative beginnt und entläßt den Kinobesucher am Ende dank des feinen jüdischen Humors mit einem lächelnden Auge! Abgerundet wird der Tag von einer genialen Filmmusik, die mal melancholisch, zwischendurch auch etwas trotzig und rhythmisch fetzig, aber nie überfrachtet ist. Aber besser als Worte vermitteln die beiden folgenden Hörschnipsel aus der Audiodeskription einen ersten Eindruck von der besonderen Stimmung dieses Films und wie wunderbar die Stimme der Sprecherin Ann Vielhaben das Filmgeschehen begleitet. Die Aufnahme entstand bei speaker-search genau während des alljährlich stattfindenden Girls’Day und so war dieser Tag für alle Beteiligten bestimmt kein Tag wie jeder andere! „Hörschnipsel“ 1 https://www.blindgaengerin.com/wp-content/uploads/2017/05/Ein-Tag-Schnipsel1.mp3 „Hörschnipsel“ 2 https://www.blindgaengerin.com/wp-content/uploads/2017/05/Ein-Tag-Schnipsel2.mp3

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Filmstill aus dem Animationsfilm "Mein Leben als Zucchini": Die sieben kleinen Heimbewohner stehen an dem Geländer einer Steintreppe und reißen freudig die Arme in die Luft.

Mein Leben als Zucchini

Bienvenue und herzlich willkommen endlich in den deutschen Kinos, Zucchini! Das gilt natürlich auch für Camille, Simon, Alice, Jujube, Bea und Ahmed. Alle sieben haben nach schwierigen Zeiten in ihren Elternhäusern in dem freundlichen Kinderheim, dem Haus „Der Springbrunnen“, ein neues Zuhause gefunden. Die zierlichen Körper der kleinen Heimbewohner wirken mit ihren etwas zu groß geratenen Köpfen und zu langen Armen wie aus Knete modelliert. Ihre lieben Gesichter lassen die Herzen von Klein und Groß dahinschmelzen. Der neunjährige Zucchini zum Beispiel hat große runde Augen, dichtes blaues Haar, und seine schmale Nase und die großen Ohren sind rot. Bei den Erwachsenen, die sich bis auf Camilles Tante ganz rührend um die Kinder kümmern, stimmen die Proportionen. Aber auch sie sind nicht aus Fleisch und Blut. Genauso viel Liebe zum Detail wie bei den Puppenfiguren steckt in den Kulissen. Wir drei vom Hörfilmbeschreiber-Team haben so vieles wie möglich beschrieben, immer in den Pausen zwischen dem fröhlichen Geplapper der Kinder und ihren auch sehr ernst geführten Gesprächen. Für leider viel zu viele Feinheiten, die Regisseur Claude Barras und sein Team über drei Jahre in dem Animationsfilm für die ganze Familie liebevoll kreierten, war allerdings keine Zeit. Dieses Defizit machen die kleinen Synchronsprecher, die den Puppen ihre Stimmen leihen, so ziemlich wett. Ich war gleichermaßen von den kleinen Profis beim deutschen Film wie denen im französischsprachigen Original aus der Schweiz fasziniert. Dazu dieser Hörschnipsel aus der deutschen Audiodeskription: Für alle, denen zwar nicht die Bilder, aber die Gespräche und Filmgeräusche entgehen, gibt es die Untertitel. Diese sind wie die Audiodeskription über die App Greta und Starks erlebbar. Und möglich gemacht hat das gesamte Paket die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH! Warum Zucchinis Mutter ihren blauhaarigen Sohn ausgerechnet nach dem grünen Kürbisgemüse nannte, ist ihr Geheimnis, und das nimmt sie nach ihrem plötzlichen Tod mit ins Grab. Von der Liebe und dem Leben enttäuscht, war sie Zucchini bis auf wenige Ausnahmen eine sehr garstige, furchteinflößende und oft alkoholisierte Mutter. Trotzdem hat der kleine Junge während der ersten Tage im Kinderheim Heimweh und möchte auch weiterhin partout Zucchini genannt werden. Eine Bierdose und ein gelber mit Superman bemalter Winddrachen sind die einzigen Habseligkeiten, die ihm aus seinem alten Leben geblieben sind. Beide Dinge, die er immer wieder gegen den angriffslustigen Simon verteidigen muß, spielen bis zum Schluß eine wichtige Rolle. Erst als die taffe Camille mit den schönen langen braunen Haaren im Haus „Der Springbrunnen“ auftaucht, hellt sich Zucchinis Miene auf. Er empfindet sofort eine tiefe Zuneigung zu dem Mädchen und trennt sich sogar von der Bierdose, dem so gehüteten Andenken an seine Mutter. Auch zu dieser Episode ein Hörschnipsel aus der Audiodeskription: Bis auf zwei Songs komponierte die Filmmusik die Schweizer Musikerin Sophie Hunger. Zu hören sind sanfte Gitarrenmusik, traurige Celli, dann fetzige E-Gitarren, sphärische Klänge und eine fröhlich gepfiffene Melodie, die Aufbruchsstimmung verbreitet. Sophie findet mit ihrer Musik immer sehr feinfühlig den richtigen Ton zur jeweiligen Gefühlslage der Kinder. Diese sind inzwischen zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen und haben viel Spaß. Wenn sie zu dem Lied der Schweizer Band Grauzone tanzen und singen „Ich möchte ein Eisbär sein“, geht einem das Herz auf. Der zweite Song, der nicht aus Sophies Feder stammt, ist ihre Coverversion von „Le vent nous portera“, im Original von Noir Désir. Mit der ein bißchen melancholischen Melodie endet die Hoffnung machende Geschichte über das Leben des kleinen Jungen als Zucchini und seine neuen Freunde. Inga Henkel, Lena Hoffmann und ich haben uns sehr viel Zeit für den Text der Audiodeskription genommen, den Nadja Schulz-Berlinghoff im Tonstudio der speaker-search GmbH eingesprochen hat. Seinen ersten Auftritt hatte Claude Barras mit seinen Puppen letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes. Seitdem wurde er national und international mit so vielen Preisen ausgezeichnet, daß ich diese hier unmöglich aufzählen kann. Jetzt drücken wir Zucchini ganz fest die Daumen für den Oscar, und Toni Erdmann auch!

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Zu Gast in Leipzig bei der Filmkunstmesse

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, daß was geschieht!“ Weiter im Text des uralten Gassenhauers heißt es dann unter anderem: „Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht, bedeutet Seligkeit und Glück“ oder „Rebellion, Rebellion in den Katakomben“ Als Erster sang der Schauspieler Gustaf Gründgens diese Zeilen in dem Film „Tanz auf dem Vulkan“. Der Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels war über die Handlung und die Filmmusik nicht unbedingt erfreut. Trotzdem lief dieser Film im Jahr 1938 erstaunlicherweise unzensiert in den Kinos des Deutschen Reichs. Ich habe nicht auf dem Vulkan getanzt, rebelliert oder mich über die Maßen alkoholisch berauscht. Aber zum Schlafen bin ich nicht nach Leipzig gekommen. Und so waren meine Leipziger Nächte sehr lang, spannend, lustig und hochinteressant. Ich bereue keine schlaflose Minute. Zum 16. Mal veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V. in Leipzig die Filmkunstmesse. Leipzig kann nämlich nicht nur Bücher, sondern auch Filme! Vom 19. Bis 23. September fanden sich dieses Jahr über tausend Kinobetreiber, Verleiher und Fachleute der Arthouse-Branche in der Messestadt ein. An zwei Tagen mischte sich auch die Blindgängerin als Vertreterin der Ki-noblindgänger gemeinnützige GmbH gemeinsam mit Lena unters Kinovolk. Nur wer ein Badge um seinen Hals trug wie früher die Schlüsselkinder den Hausschlüssel, hatte freien Zutritt zu allen Kinovorstellungen, Veranstaltungen und natürlich zu den abendlichen Partys und Preisverleihungen. Lena und ich gehörten dazu und das war ein tolles Gefühl! Ermöglicht hat das die AG Kino – Gilde, die uns freundlicherweise unkompliziert und kostenlos auf die Teilnehmerliste setzte. Dafür bedanken wir uns noch einmal herzlichst! Wir hatten also die wunderbare Qual der Wahl: Bei insgesamt 74 Filmen konnten wir uns aus Zeitgründen leider nur einige aussuchen. Konzentriert haben wir uns dabei auf ausländische Filmproduktionen, die möglichst erst im nächsten Jahr offiziell in den Kinos starten. Die Messe war die ideale Gelegenheit, sich schon einmal nach einem neuen Projekt für die Kinoblindgänger gGmbH umzuschauen. Unter den acht Filmen, die wir geschafft haben, wurden wir auch fündig! Die meisten liefen als Original mit Untertitel. Die französischsprachigen Filme verstand ich ganz gut, den auf Englisch, na ja, und beim Spanischen mußte ich dann doch weitgehend passen. Bei zwei Vorstellungen gab es die Möglichkeit, die App CinemaConnect von der Firma Sennheiser einmal auszuprobieren. Diese Gelegenheit haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Sennheiser ist Partner und Sponsor der Filmkunstmesse und stattete extra für diese beiden Vorstellungen zwei Kinosäle mit seiner Technik aus, einem WLAN. Zuerst loggten wir uns mit unseren Smartphones im Kinosaal in dieses Netz ein. Damit hatten wir über die App Zugriff auf die französische Originalfassung des Films „Einfach das Ende der Welt“, die wir über unsere Kopfhörer hören konnten. Auf der Leinwand wurde währenddessen die deutsche Sprachversion abgespielt. Im Prinzip hat das zwar funktioniert, allerdings benötigt man dazu Kopfhörer, die einen zu 100 Prozent von den Außengeräuschen abkapseln. Die Meinigen, übrigens von Sennheiser, sind für solche Zwecke nicht gedacht. Ich hatte mit einem leichten Knistern die französische Fassung über Kopfhörer, und viel lauter die deutsche gleichzeitig in meinen Ohren. Das war eindeutig zu viel und so habe ich nach einigen Minuten das Experiment abgebrochen. Was die App CinemaConnect noch so alles kann und wie sie sich dabei von der App Greta und Starks unterscheidet, kann man sich in dem Hörspiel unter folgendem Link einmal anhören: Ein Hörspiel Der nächste Film lud nach Norwegen ein, natürlich auch als Originalfassung, und endlich war es soweit! Torsten Frehse von Neue Visionen Filmverleih (oben rechts im Bild) begrüßte das Fachpublikum zu „Welcome to Norway“, der am 13. Oktober startet. Dann war ich an der Reihe, die Kinoblindgänger gGmbH kurz vorzustellen, und konnte mit der ersten barrierefreien Fassung für diesen Film auch schon ein Ergebnis vorweisen. Die von Neue Visionen und Kinoblindgänger gemeinsam finanzierte Audiodeskription und Untertitel waren auch schon über die App Greta und Starks verfügbar. Lena und ich konnten uns also gleich einmal die Audiodeskription von der Greta ins Ohr flüstern lassen. Der Letzte soll der Nächste werden! „Mein Leben als Zucchini“ stand als letzter Film auf unserem Programm. Das gesamte Publikum schmolz bei dem Animationsfilm dahin und ließ sich von der Musik von Sophie Hunger verzaubern. Dieser Familienfilm aus der Schweiz wird Projekt Nummer drei der Kino-blindgänger und bekommt zum Kinostart am 16. Februar 2017 eine barrierefreie Fassung. Vorher wird aber noch Weihnachten mit „A Holy Mess“ am 22.12.2016 gefeiert. Für Lena und mich hieß es nach der zweiten noch längeren Nacht, leider Abschied von der Filmkunstmesse zu nehmen. Aber nächstes Jahr hängen wir mindestens eine dritte Nacht dran!

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