Blog Blindgaengerin

Nadja Schulz-Berlinghoff

Django Reinhardt mit der Gitarre auf der Bühne. Weißer Anzug, weinrotes Hemd mit Krawatte. Die dunklen Haare streng zurückgekämmt, dazu ein kleiner Schnurrbart. Django schaut beim Spielen auf seine linke Hand, die Greifhand.

Django – ein Leben für die Musik

Ein- beziehungsweise beidhändig agieren sie alle drei blitzschnell und mit flinken Fingern präzise auf den Punkt: Ihr Name ist Django! Zwei sind Revolverhelden und beweisen ihre todbringende Fingerfertigkeit nur als rein fiktive Filmfiguren. Der Erste bereits vor 51 Jahren in dem Italowestern „Django“ und Nummer zwei in dem US-amerikanischen Spielfilm „Django Unchained“ von 2012. Über den Dritten im Bunde startete jetzt am 26. Oktober ein Kinofilm aus Frankreich! „Django – Ein Leben für die Musik“ Das Team der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH war von dem Filmportrait des legendären, natürlich nicht fiktiven Jazzgitarristen Django Reinhardt genauso fasziniert wie das des Berlinale Festivals. Deshalb gibt es für den diesjährigen Berlinale-Eröffnungsfilm jetzt zum regulären Kinostart eine Marie! Sie macht mit der Audiodeskription und den erweiterten Untertiteln, produziert und finanziert von der Kinoblindgänger gGmbH, diesen großartigen Film für alle barrierefrei erlebbar. Dazu gehört wie immer auch die Bereitstellung der Marie (barrierefreie Fassung) auf der App Greta und Starks. Das übernahm für „Django“ der Verleih. Dafür ein herzliches Dankeschön an den „Weltkino Filmverleih“! Django Reinhardt wurde als Sohn französischsprachiger Sinti 1910 in Belgien geboren. Nach einigen Jahren mit seinen Eltern in Nizza, Italien, Korsika und Nordafrika wuchs er ab 1918 in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Paris auf. Schon als 12-jähriger begann er seine professionelle Musikerkarriere. Der französische Regisseur Étienne Comar konzentriert sich in seinem Spielfilm auf Djangos Leben ab 1943 und endet mit einer sehr berührenden Szene kurz nach Kriegsende im Mai 1945. Der virtuose Gitarrist gilt als Begründer und Vorreiter des europäischen Jazz und schuf mit dem Gypsy-Swing einen neuen Musikstil. Dieser Rhythmus, daß jeder mit muß! (singt Udo Lindenberg) Und dieser Hörschnipsel mit Audiodeskription ist der beste Beweis! Hörschnipsel 1: Hoppla, beinahe wäre die Marie der Kinoblindgänger gGmbH vor Begeisterung von ihrem Filmstreifen gepurzelt! Diese Kostprobe stammt von einem Konzert des berühmten Quintette du Hot Club de France im einem Pariser Theatersaal im Sommer 1943. Django spielt die Solo-, sein Bruder Joseph die Begleitgitarre. Djangos Welt, in der nur Platz für Musik ist, scheint bis dahin in Ordnung zu sein. Sogar im Konzertsaal anwesende uniformierte Nazis können sich dem Bann der doch als „Negermusik“ verpönten Rhythmen nicht ganz entziehen. Aber schon am selben Tag ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Reichspropagandaminister Goebbels zitiert Django mit seinen Mitspielern ins Deutsche Reich, für eine Tournee zur Erheiterung der deutschen Soldaten. Zunächst hindert ihn nur seine gekränkte Musikerehre, der Order Folge zu leisten. Denn die absurden Auflagen der Nazis, was er wie zu spielen und vor allem nicht zu spielen habe, lassen von seiner Musik nicht mehr viel übrig. Aber schließlich erkennt auch er den Ernst der Lage. Er flieht mit seiner schwangeren Frau und seiner Mutter in die Nähe der Schweizer Grenze, wo sich bereits einige Familien seines Clans mit ihren Wagen versammelt haben. Dort wird die Situation für alle Beteiligten mit jedem Tag bedrohlicher. Der folgende Hörschnipsel gehört zu meinen Lieblingsstellen des Films. Er „zeigt“ Djangos obercoole Maman, dargestellt von Bimbam Merstein, in ihrem Element. Hörschnipsel 2: In dem Hörschnipsel ist neben den Filmfiguren nicht nur Nadja Schulz-Berlinghoff, die Sprecherin der Audiodeskription, zu hören. Denn die auf Romanes geführten Dialoge, die als Untertitel eingeblendet sind, werden von Susanne Hauf, Andreas Sparberg und Pascal Cürsgen gesprochen. Den Text der Hörfilmbeschreibung erarbeitete das sehr gut eingespielte Trio, das aus Inga Henkel, Lena Hoffmann und mir besteht. Besonders aufmerksam schauten wir Reda Kateb, dem Darsteller des Django, beim Gitarre spielen auf die Finger seiner linken Hand. Der wahre Django konnte nach einem Brandunfall nur noch mit zwei statt mit vier Fingern die Saiten greifen. Kleiner Finger und Ringfinger waren verkrümmt und versteift, ihm blieben nur Zeige- und Mittelfinger. Bei Akkorden behalf er sich zum Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen, der auf dem Griffbrett eigentlich nichts zu suchen hat. Vor diesem Hintergrund sind die Tempi, mit denen Django seine Läufe spielte, um so phänomenaler! Bei Reda Kateb, der vor den Dreharbeiten ein Jahr lang diese Art des Gitarrenspiels einübte, konnten wir diese ganz spezielle Technik beobachten und haben das auch genau beschrieben. Optisch wirkt das sehr glaubwürdig. Für den akustischen Genuß sorgte tatsächlich aber der niederländische Gitarrist Stochelo Rosenberg, der die Stücke seines Idols Django für den Film neu einspielte. Ein Leben ohne Musik ist für mich undenkbar und deshalb ist ganz klar, welcher der drei Djangos mir der liebste ist!

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Nadja Schulz-Berlinghoff im Tonstudio

Nadja Schulz-Berlinghoff und Zucchini!

Nicht mehr lange und die Blätter an den Bäumen beginnen, sich bunt zu färben. Dann wird es für alles, was in den Wäldern so kreucht und fleucht, mehr als ungemütlich. Die Jagdsaison ist eröffnet! Im letzten Herbst begab sogar ich mich zum ersten Mal auf die Jagd. Aber nicht in den Wäldern, sondern in Kinos während der Filmkunstmesse in Leipzig. Und ohne Flinte, um diese ins Korn zu werfen, sondern mit Popcorn, Cola und einer Filmliste bewaffnet. Auf dieser Liste hatten Lena und ich eine Vorauswahl aus den insgesamt 72 in Leipzig gezeigten Filmtiteln getroffen, die wir für ein neues Projekt der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH genauer ins Visier nehmen wollten. Schließlich hatten wir auch einen Treffer und erbeuteten: „Mein Leben als Zucchini“ Der Kinostart war schon im Februar. Jetzt ist dieser bezaubernde Animations- und Familienfilm als DVD und Blu-Ray erhältlich, natürlich mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln, beides von Kinoblindgänger gGmbH. Für mich war das ein guter Grund, Nadja Schulz-Berlinghoff, die auch die Audiodeskription einsprach, zu bitten, meinen Blogbeitrag über Zucchini vorzulesen. Das Ergebnis ist die dritte Audioversion in der Kategorie „Schön vorgelesen“ und dafür ein herzliches Dankeschön an Nadja und speaker-search! Übrigens wäre mir Zucchini beinahe durch die Lappen gegangen. Diese seit dem 18. Jahrhundert belegte Redensart entstammt übrigens auch der Jägersprache. Zweimal muß ich beim Durchforsten des gesamten Filmangebots wohl überlesen haben, daß die Filmmusik von Sophie Hunger stammt. Schon beim ersten Hören des Trailers – damals noch im Original – war es um mich geschehen. Und für die Audiodeskription hatte ich sofort Nadjas sanfte warme Stimme im Ohr. Jetzt steht wieder der Herbst vor der Tür und damit eine neue Jagdsaison in Leipzig bei der Filmkunstmesse. Mit viel Herzblut, aber sonst ganz unblutig. Horrido! Hier liest Nadja:      

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Andreas Sparberg vor einem professionellen Mikrophon

Den Anfang macht Andreas Sparberg!

Alles hat ein Ende, oder war da nicht mal was mit zweien? Und stimmt das überhaupt? Sicher ist, daß es kein Ende ohne einen Anfang gibt. Wer aber wann, was, wie und wo einmal angefangen hat, läßt sich rückblickend oft gar nicht mehr so genau sagen. Das soll hier auch wurscht sein! Denn jetzt und hier geht es nur um den Anfang, ein Ende ist nicht abzusehen… Ab sofort gibt es eine neue Kategorie! Sie heißt: „Schön vorgelesen“ Dort macht Andreas Sparberg als erster Vorleser mit seiner schönen und ganz schön tiefen Stimme den Anfang! Er liest: „Sie kann sich ein Bild machen“ von Christine Stöckel aus der taz vom 26.04.2017! Diesen Artikel im „Presseecho“ möchte mir meine Sprachsoftware verflixt noch mal einfach nicht vorlesen. Weil dieser Text nicht der einzige ist, der sich verweigert, und etwas schön vorgelesen zu bekommen, ja ein ganz besonderer Genuß ist, werden weitere Presseartikel und auch Blogbeiträge als Audioversion in dieser Kategorie folgen. Den Anfang machte aber eigentlich schon vor knapp zwei Jahren das inzwischen in Vergessenheit geratene Hörspiel über das erste Rendezvous der Apps Greta und CinemaConnect. Das hat gleich die Chance genutzt, sich unbemerkt in die neue Kategorie einzunisten, und da gehört es auch hin! Die schönen Stimmen darin gehören Nadja Schulz-Berlinghoff und Thomas Arnoldt. Ohne das Engagement des Tonstudios speaker-search und der Sprecherinnen und Sprecher wäre diese wunderbare neue Kategorie nicht möglich, dafür noch einmal herzlichen Dank! Nach dem Anfang geht es auch gleich weiter, Zucchini steht schon in den Startlöchern! Aber jetzt hat endlich Andreas Sparberg das Wort:        

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Eine Balalaika mit nur zwei Saiten

Die Sache hat jetzt zwei Seiten!

So ergeht es gerade auch dem Instrument auf dem Foto. Allerdings ist der Balalaika eine Saite abhanden gekommen. Mit nur zwei statt drei Saiten ist es unmöglich, ihr die melancholischen Melodien zu entlocken, die für die traditionellen russischen Volksweisen so typisch sind. Was der Balalaika fehlt, hat unsere Sache gerade dazubekommen: Wir haben für die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH eine neue Seite aufgezogen! Der Blog der Blindgängerin wurde mit der Zeit zu unübersichtlich und jetzt ist die Kinoblindgänger gGmbH dort nicht mehr eine Kategorie, sondern sie hat eine eigene Seite. Der Auszug war die Gelegenheit, auch den Blog ein bisschen umzugestalten und einmal aufzuräumen. Die einleitenden Texte sind neu geschrieben und die Blogbeiträge unter „Meine Themen“ in sechs Kategorien geordnet. Die Kinoblindgänger-Seite hat ein modernes, an die Blindgängerin angelehntes Design bekommen. Dort stellen wir uns, mit wem wir wie arbeiten und unsere Projekte kurz und knackig vor. Der Blog und die neue Seite sind eng miteinander verbunden und tauschen sich regelmäßig miteinander aus, wie bei guten Nachbarn! Wie die neu aufgezogene Saite auf einem Zupfinstrument regelmäßig nachjustiert werden muß, bis sie die Stimmung hält, sind auch wir dabei, unsere neue Seite immer wieder zu überprüfen und kleine Korrekturen vorzunehmen. Auch wenn ich die vielen Fotos auf der neuen Seite natürlich leider nicht erkennen kann, möchte ich mich bei Andi Weiland für seine Geduld bei dem mehrstündigen Fototermin im Wolf Kino und im Tonstudio speaker-search, unter anderem mit der wunderbaren Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff, ganz herzlich bedanken! In beiden Locations durften wir uns frei bewegen und ganz in Ruhe loslegen, dafür auch noch einmal vielen, vielen Dank! Aber den Löwenanteil an der Sache mit den zwei Seiten hat Lena Hoffmann bewältigt, und so viel kann ich ihr gar nicht danken, wie ich wollte!!! Zwei Monate harter Arbeit liegen hinter uns. Das ist auch der Grund für die spärlichen Blogbeiträge in letzter Zeit! Das Ergebnis findet sich hier: www.kinoblindgaenger.com   Es gibt noch jemanden, der zeitgleich mit einer neu aufgezogenen Seite an den Start geht! Die Aktion Mensch startete am 12. Juni ihre neue Kampagne zum Thema „Gemeinsamkeiten” (#wirgemeinsam). Dabei geht es um Gemeinsamkeiten von Menschen mit und ohne Behinderung, in Beruf oder Freizeit. Diese Gemeinsamkeiten sind oft schwer zu erraten, aber genau das haben mehrere Rateteams versucht. Die Filmlöwin und die Blindgängerin durften dabei sein, natürlich gemeinsam. Bei YouTube gibt es dazu zwei Videos. Die Raterunde https://www.youtube.com/watch?v=ddLOgaUd8T0   Filmlöwin und Blindgängerin stellen sich vor Auf der Webseite der Aktion Mensch ist alles über die diesjährige Kampagne zu erfahren. Dort sind neben „unserem“ auch die Videos zu zwei weiteren Gemeinsamkeiten zu sehen, die herauszufinden sind. Beim Zuschauen kann jeder für sich mit raten. Mit diesen Hinweisen belasse ich es für heute und sorge jetzt dafür, daß auch die Balalaika zu einer neuen Saite kommt!

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Filmstill aus dem Animationsfilm "Mein Leben als Zucchini": Die sieben kleinen Heimbewohner stehen an dem Geländer einer Steintreppe und reißen freudig die Arme in die Luft.

Mein Leben als Zucchini

Bienvenue und herzlich willkommen endlich in den deutschen Kinos, Zucchini! Das gilt natürlich auch für Camille, Simon, Alice, Jujube, Bea und Ahmed. Alle sieben haben nach schwierigen Zeiten in ihren Elternhäusern in dem freundlichen Kinderheim, dem Haus „Der Springbrunnen“, ein neues Zuhause gefunden. Die zierlichen Körper der kleinen Heimbewohner wirken mit ihren etwas zu groß geratenen Köpfen und zu langen Armen wie aus Knete modelliert. Ihre lieben Gesichter lassen die Herzen von Klein und Groß dahinschmelzen. Der neunjährige Zucchini zum Beispiel hat große runde Augen, dichtes blaues Haar, und seine schmale Nase und die großen Ohren sind rot. Bei den Erwachsenen, die sich bis auf Camilles Tante ganz rührend um die Kinder kümmern, stimmen die Proportionen. Aber auch sie sind nicht aus Fleisch und Blut. Genauso viel Liebe zum Detail wie bei den Puppenfiguren steckt in den Kulissen. Wir drei vom Hörfilmbeschreiber-Team haben so vieles wie möglich beschrieben, immer in den Pausen zwischen dem fröhlichen Geplapper der Kinder und ihren auch sehr ernst geführten Gesprächen. Für leider viel zu viele Feinheiten, die Regisseur Claude Barras und sein Team über drei Jahre in dem Animationsfilm für die ganze Familie liebevoll kreierten, war allerdings keine Zeit. Dieses Defizit machen die kleinen Synchronsprecher, die den Puppen ihre Stimmen leihen, so ziemlich wett. Ich war gleichermaßen von den kleinen Profis beim deutschen Film wie denen im französischsprachigen Original aus der Schweiz fasziniert. Dazu dieser Hörschnipsel aus der deutschen Audiodeskription: Für alle, denen zwar nicht die Bilder, aber die Gespräche und Filmgeräusche entgehen, gibt es die Untertitel. Diese sind wie die Audiodeskription über die App Greta und Starks erlebbar. Und möglich gemacht hat das gesamte Paket die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH! Warum Zucchinis Mutter ihren blauhaarigen Sohn ausgerechnet nach dem grünen Kürbisgemüse nannte, ist ihr Geheimnis, und das nimmt sie nach ihrem plötzlichen Tod mit ins Grab. Von der Liebe und dem Leben enttäuscht, war sie Zucchini bis auf wenige Ausnahmen eine sehr garstige, furchteinflößende und oft alkoholisierte Mutter. Trotzdem hat der kleine Junge während der ersten Tage im Kinderheim Heimweh und möchte auch weiterhin partout Zucchini genannt werden. Eine Bierdose und ein gelber mit Superman bemalter Winddrachen sind die einzigen Habseligkeiten, die ihm aus seinem alten Leben geblieben sind. Beide Dinge, die er immer wieder gegen den angriffslustigen Simon verteidigen muß, spielen bis zum Schluß eine wichtige Rolle. Erst als die taffe Camille mit den schönen langen braunen Haaren im Haus „Der Springbrunnen“ auftaucht, hellt sich Zucchinis Miene auf. Er empfindet sofort eine tiefe Zuneigung zu dem Mädchen und trennt sich sogar von der Bierdose, dem so gehüteten Andenken an seine Mutter. Auch zu dieser Episode ein Hörschnipsel aus der Audiodeskription: Bis auf zwei Songs komponierte die Filmmusik die Schweizer Musikerin Sophie Hunger. Zu hören sind sanfte Gitarrenmusik, traurige Celli, dann fetzige E-Gitarren, sphärische Klänge und eine fröhlich gepfiffene Melodie, die Aufbruchsstimmung verbreitet. Sophie findet mit ihrer Musik immer sehr feinfühlig den richtigen Ton zur jeweiligen Gefühlslage der Kinder. Diese sind inzwischen zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen und haben viel Spaß. Wenn sie zu dem Lied der Schweizer Band Grauzone tanzen und singen „Ich möchte ein Eisbär sein“, geht einem das Herz auf. Der zweite Song, der nicht aus Sophies Feder stammt, ist ihre Coverversion von „Le vent nous portera“, im Original von Noir Désir. Mit der ein bißchen melancholischen Melodie endet die Hoffnung machende Geschichte über das Leben des kleinen Jungen als Zucchini und seine neuen Freunde. Inga Henkel, Lena Hoffmann und ich haben uns sehr viel Zeit für den Text der Audiodeskription genommen, den Nadja Schulz-Berlinghoff im Tonstudio der speaker-search GmbH eingesprochen hat. Seinen ersten Auftritt hatte Claude Barras mit seinen Puppen letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes. Seitdem wurde er national und international mit so vielen Preisen ausgezeichnet, daß ich diese hier unmöglich aufzählen kann. Jetzt drücken wir Zucchini ganz fest die Daumen für den Oscar, und Toni Erdmann auch!

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Auf dem Bahnsteig eines Fernbahnhofes, im Hintergrund ein haltender ICE. Die Blindgängerin hat rote Kopfhörer auf. Sie trägt einen blauen Schal, Lederjacke und Jeans. In den Händen hält sie ein großes Schild. Es zeigt die norwegische Nationalflagge mit der Aufschrift: Welcome to Norway.

Welcome to Norway!

Vorsicht, ein Zug fährt ein! Der Zug ist schwarz und hält nach zwei kurzen Aufenthalten in Emden-Norderney und Leipzig pünktlich am 13. Oktober auf einen Schlag in ca. 100 Kinos. Erst mit dem Erwerb eines Tickets an der Kinokasse geht die Fahrt dann weiter, und zwar auf der Leinwand. Die Endstation heißt aber nicht Sehnsucht, sondern „Welcome to Norway!” Und noch einmal Vorsicht, es wird auch geschossen! Mit dem Kinostart dieses besonderen Films fällt nämlich gleichzeitig der Startschuß der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH. Lange habe ich diesen Moment herbeigesehnt! Marie kann sich wie alle Kinoblindgänger ab sofort die akustische Bildbeschreibung zu „Welcome to Norway“ mit ihrem Smartphone und Kopfhörer über die App Greta und Starks in wirklich jedem Kinosaal ins Ohr flüstern lassen. Schon Anfang Juni weckte der Film bei seiner ersten Station in Deutschland beim Internationalen Filmfestival in Emden-Norderney meine Neugierde. Und dann ging es auch schon los! Die Autorin Inga Henkel schrieb für die Audiodeskription den Text, den wir dann gemeinsam überarbeitet haben. Das Ergebnis sprach die Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff im Tonstudio der speaker-search GmbH mit ihrer schönen, ruhigen und klaren Stimme in die Dialogpausen ein. Die Regie während der Aufnahme führte Moira May und ich war natürlich auch dabei. Hier eine kurze Hörprobe: Das Fazit aller an diesem Prozeß Beteiligten über „Welcome . .“: Große Begeisterung! Zu meiner Begeisterung übernimmt der Verleih Neue Visionen die Hälfte der Produktionskosten für die Audiodeskription und Untertitel, letztere gibt es nämlich auch. Sehr spontan und unbürokratisch bekam die Kinoblindgänger gGmbH auch einen Zuschuß für die barrierefreie Ausstattung von „Welcome to Norway“ vom Deutschen Gewerkschaftsbund, ganz genau vom DGB-Bezirk Bremen – Niedersachsen – Sachsen-Anhalt. Diesen beiden unerwarteten Unterstützern und natürlich unseren Spendern und Spenderinnen gilt ein großes und herzliches Dankeschön! Und jetzt einige Details zum Film, einer Komödie trotz oder gerade wegen des ernsten und traurigen Hintergrunds! In dem sehr dünnbesiedelten und bergigen Teil Norwegens nahe der schwedischen Grenze hat der schwarze Zug schließlich sein Ziel erreicht und kommt in einem kleinen Bahnhof zum Stehen. Sofort strömen die Fahrgäste aus aller Herren Länder hinaus in die klirrende Kälte auf den Bahnsteig, den sie mit ihrem aufgeregten Stimmengewirr und viel Gepäck aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Dort werden sie bereits von dem Hotelbesitzer Primus erwartet. Anfangs noch sehr entspannt und gut gelaunt, versucht er, die Ankömmlinge in den bereitgestellten Reisebus zu lotsen. Seine Laune trübt sich allerdings schlagartig, weil er drei Leute in seinem Privatwagen mitnehmen soll. Der Bus ist zu klein. Als Erster ergreift Abedi während der Fahrt das Wort. Der sympathische junge Mann kommt nicht nur im Film als Flüchtling aus dem Kongo. Er beherrscht als Einziger der großen Gruppe die norwegische Sprache und wird sich für Primus noch als unverzichtbare Hilfe erweisen. Zoran ist Anfang 40 und stammt aus Libyen. Übellaunig und skeptisch beobachtet er die Ankunft in der norwegischen Provinz und hat sich sofort auf Primus, den wie er meint, „Scheiß-Wickinger“, eingeschossen. Das riecht nach Ärger! Mona aus dem Libanon hält sich dagegen eher zurück, aber stille Wasser sind tief. Sie ist ungefähr im selben Alter wie die 18-jährige Oda, die Tochter von Primus, die ihren Vater bei der Abholaktion begleitet. Die drei in Primus Wagen, Abedi, Zoran und Mona, sind die zentralen Filmfiguren unter den insgesamt 50 Flüchtlingen, die sich nun in der Obhut des Hotelbesitzers befinden. Nach der Fahrt durch die einsame verschneite Landschaft dirigiert Primus die Menschen in sein Hotel und begrüßt sie mit den Worten: „Welcome to this beautiful refugee camp” Erst dann erkundigt er sich, wer überhaupt Englisch verstehen oder sprechen kann, es sind nur zwei. Mit der “schönen Flüchtlingsunterkunft” meint er sein heruntergekommenes Hotel, in dem gerade einmal die Hälfte der Zimmer auch nur provisorisch bewohnbar ist. Der norwegische Regisseur Rune Denstad Langlo hieß neben dem Darsteller des Abedi auch als Statisten durchweg ehemalige Flüchtlinge in seinem Film willkommen. Einige haben Sprechrollen und all diese Menschen gemeinsam machen aus dem Film etwas ganz Besonderes. Mit kleinen Gesten vermitteln sie die Einsamkeit fern der Heimat und die traurige Stimmung und Langeweile in einer Flüchtlingsunterkunft. Es wird aber auch gemeinsam angepackt, gekocht, gefeiert, Fußball geschaut oder Tischtennis gespielt und natürlich auch gestritten. Für sehr viel Situationskomik sorgen die Sozialarbeiterin Leni und vor allem Primus, der an wirklich allen Fronten zu kämpfen hat und herzerfrischend politisch unkorrekt durch sein Hotel tobt. Von der für jeden Moment passend ausgewählten wunderbaren und unverwechselbaren Filmmusik gibt es eine Hörprobe und mehr im Trailer unter dem Link: Also Marie, schnapp dir dein Smartphone und spring mit deinen Freunden in den Zug gen Norwegen! Und pack die Kopfhörer ein!

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Ein Hörspiel

Die Apps Greta und CinemaConnect flüstern den Kinoblindgängern die Audiodeskription im Kinosaal in die Ohren. Genau diese beiden Apps verbringen einen gemeinsamen Kinoabend und tauschen sich bei dieser Gelegenheit über ihren familiären Hintergrund und ihre unterschiedliche Arbeitsweise aus. Nach dem Kinoabend habe ich die beiden ins Tonstudio „speaker-search“ nach Berlin geschickt und ihnen zwei tolle Stimmen ausgesucht. Viel Spaß beim Lauschen!

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