Blog Blindgaengerin

Autorenname: Barbara

Ein Gruppenbild des Teams. Auf weißen Stühlen sitzen Ralf Krämer, Anne Isensee und Barbara Fickert nebeneinander. Rechts neben ihnen auf einem schwarzen Bürosessel sitzt Luca, eine birnenförmige weiße Figur mit blauer Umrandung und großen Kulleraugen. Luca hält in der linken Hand ein Schild mit der Aufschrift "Danke!" und winkt mit der rechten Hand Richtung Kamera. Im Hintergrund Tische mit Monitoren und einer Grünpflanze vor einer weißen Wand, an der Bilder hängen. Eine Tür ist geöffnet.

Heroes für alle

Moment mal, da fehlt doch die Hälfte!„Heroes für alle: Barrierefreie Filmfassung – Wie geht das?“Jetzt ist der Titel komplett!Mein Name ist Luca. Ich darf das etwa achtminütige animierte Erklärvideo mit diesem vielversprechenden Titel moderieren und aufpassen, dass sich keine Fehler einschleichen.Aber bevor Kinoblindgänger mit der Produktion des Videos starten kann, muss eine recht beträchtliche Summe über die Crowdfunding-Kampagne bei Startnext zusammenkommen.In dem vierminütigen Teaser für die Kampagne hatte ich schon einen ersten kurzen Einsatz, hier geht’s lang: https://www.startnext.com/heroes-fuer-alle Aus diesem Clip stammt auch das Foto. Ich sitze winkend auf einem schwarzen Bürostuhl bei den dreien, die nebeneinander auf Stühlen sitzen und – so scheint es – nach getaner Arbeit die Hände in den Schoß legen. Aber der Schein trügt! Am Drehbuch wird bereits intensiv gefeilt, damit es dann, wenn die benötigte Summe verfügbar ist, gleich losgeht.Die drei sind übrigens: Ralf Krämer, Filmbeschreiber, freier Autor und Kulturjournalist, die Animationsregisseurin Anne Isensee und die Blindgängerin.Wie eingangs erwähnt, wird das Erklärvideo animiert sein.Eine Kostprobe, was Ana María Angel vom Animationsstudio monströös mit einem digitalen Stift auf ihrem Grafikbildschirm so zaubern kann, gibt es gleich in der ersten Minute des Teasers. Und auch ich, Luca, stamme aus ihrer „Feder“.Und jetzt noch ein Satz, was es mit dem Erklärvideo auf sich hat:Es richtet sich an Filmschaffende, den Nachwuchs im Blick, und wird zeigen, wie eine qualitativ hochwertige barrierefreie Filmfassung entsteht.Ich jedenfalls kann es kaum abwarten und zähle auf euch!Das Team freut sich über jeden Like, jedes Teilen des Videos und natürlich auch über jeden Euro.

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In einem orangefarbenen Pulli und mit einem Stück Kreide in der Hand steht die Blindgängerin neben einer schwarzen Tafel. Darauf steht in orangener Schrift 6 plus 12 ist kleiner gleich 1.

Die Gleichung ihres Lebens

Was hatte es gleich noch mal mit den Primzahlen auf sich? Sie sind nur durch 1 oder durch sich selbst teilbar Wie die 1, 2, 3, 5, 7 und so weiter und so weiter und so weiter bis ∞. Aber ist auch jede höhere gerade Zahl als 2 die Summe zweier Primzahlen, wie behauptet von Christian Goldbach, einem Mathematiker aus dem 18. Jahrhundert?Bewiesen ist seine Aussage, die sogenannte Goldbachsche Vermutung, bis heute nicht. Sie zählt zu den bekanntesten ungelösten Problemen der Mathematik. Ausgerechnet mit diesem kniffligen Problem aus dem Bereich der Zahlentheorie beschäftigt sich Marguerite an der Pariser Universität ENS in ihrer Doktorarbeit. Wird es der hochbegabten Mathematikstudentin gelingen, als erste die Goldbachsche Vermutung zu beweisen? Der Film von Regisseurin Anna Novion löst es auf in „Die Gleichung ihres Lebens“, seit dem 27. Juni auch in den deutschen Kinos. X steht in mathematischen Gleichungen für eine Zahl, deren Wert noch unbekannt oder variabel ist. Im übertragenen Sinn birgt jeder Filmstart die folgenden zwei Variablen oder Unbekannten in sich:Wurde für den Film eine barrierefreie Fassung produziert?Wenn ja, wird diese zum Kinostart auch bei der Greta App zum Download bereitgestellt?In diesem Fall kann ich ganz einfach auflösen:Beides ist bei dem französisch-schweizerischen Spielfilm ohne deutsche Förderung nur dank des Engagements des Weltkino Filmverleihs passiert, wie ein Blick in die Greta App beweist. Das ist großartig, aber noch nicht alles. Obendrauf gibt es auch den Trailer, der große Lust auf den Film macht, mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln, voilà! Ella Rumpf = MargueriteBeide Frauen brillieren gleichermaßen, Marguerite in der Mathematik, Ella Rumpf in ihrer Rolle der Studentin.Marguerites Tagesablauf ist ziemlich berechenbar. Entweder läuft sie gedankenversunken mit Rucksack und an ihrem Haargummi nestelnd durch die Flure der Uni zu Hörsälen oder zu dem Büro ihres Doktorvaters. In der Mensa sitzt sie abseits ihrer Kommilitonen alleine am Tisch und abends büffelt sie in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim und brütet über Formeln. Julien Frison = LucasDer sympathische junge Mann, Marguerites Kommilitone, hat im Gegensatz zu ihr neben der Mathematik noch andere Interessen. Er spielt Posaune in einer Brass-Band und ist sehr kontaktfreudig. Zu ihrem großen Entsetzen muss sie sich mit ihm von einem Tag auf den anderen auch noch ihren verehrten Doktorvater teilen. Das Fass läuft über, als Lucas ihre Argumentation vor Publikum widerlegt. Sonia Bonny = NoaDie lebenslustige etwas chaotische junge Frau bietet Marguerite gleich bei ihrem ersten zufälligen Treffen an einer Bushaltestelle ein Zimmer in ihrer Wohnung an. Eines haben die beiden gemeinsam, sie brennen für ihre wenn auch völlig unterschiedlichen Visionen.Marguerite bringt zunächst Ordnung in die Wohnung und sorgt dank ihrer frisch erworbenen außergewöhnlichen Fähigkeiten beim Mah-Jongg-Spiel dafür, dass die Miete bezahlt werden kann. Noa kümmert sich vor allem um ihre Karriere als Sängerin und Tänzerin. Sie schleppt die noch völlig unbedarfte Marguerite in Clubs und Bars und eröffnet der Mathematikstudentin eine ganz neue Welt.Noa ist immer in fetzigen knappen Outfits unterwegs, während Marguerite immer ungeschminkt zum Beispiel ein weites graues T-Shirt, einen grünen Pullover, eine Rüschenbluse oder eine blaue Jacke trägt.Eines habe ich mit Noa übrigens gemeinsam. Unsere Mathekünste beschränken sich auf die vier Grundrechenarten. Unter meinen Matheklausuren prangte als Note meistens die vierte Primzahl, die Fünf. Marguerite + Lucas = ?Lucas nimmt nach dem großen Krach Kontakt zu Marguerite auf und ganz langsam kommen sich die beiden über ihre Leidenschaft zur Mathematik näher. Während eines Spaziergangs meint Lucas: „Und was hältst du davon, wenn wir die Primzahlverteilung als Untergrenze verwenden?“ Marguerite antwortet: „Ja, aber damit unsere Methode funktioniert, müssen wir die Siebfunktion begrenzen.“Was für ein Gespräch! Und was überhaupt bedeutet Siebfunktion?Die beiden jedenfalls rennen los in die Wohnung. Dort sind die Wände mit schwarzer Tafelfarbe gestrichen und übersät mit den wildesten Formeln. Mit oranger Kreide schreibt Lucas an eine Tafelwand. Mit weißer Kreide setzt Marguerite seine „Summe a“ in Klammern und ergänzt sie zu „a ist proportional zu n durch log n“.So arbeiten die beiden nebeneinander und immer intensiver miteinander an den Tafelwänden, tauschen dabei verstohlene Blicke, treten zurück und betrachten dann ihr Werk. Ich hätte nie für möglich gehalten, wie stimmungsvoll die Arbeit mit schnöden Zahlen und wie romantisch die Mathematik sein kann. Spezielles Licht, dominierende Farben, typische Gesten der Filmfiguren, immer wieder auftauchende Gegenstände und Symbole sind in Filmen ja kein Zufall. Dies zu vermitteln, ist nur eine der Aufgaben einer Filmbeschreibung.Dazu einige Beispiele aus der Audiodeskription, getextet von Ralf Krämer, an der wir dann gemeinsam gearbeitet haben:„Es ist Nacht. Im fahlen orangen Licht schreibt Marguerite mit Kreide an ihre Wand; Marguerite von vorn, im orangen Licht.“„In der orangen Schrift: Ein Film von Anna Novion. „Die Gleichung ihres Lebens“. Um den Schriftzug herum entsteht ein dreieckiges Gitter aus dünnen Diagonalen und Zahlen.“Und orange sind unter anderem: Türen, Seitenwände einer Rolltreppe, ein geworfener Ball, die geflieste Wand einer Cafeteria.Auch das Dreieck mit der Spitze nach oben, Marguerite nennt es die Goldbach-Pyramide, taucht immer wieder auf.Oft rückt Marguerite ihre Brille mit großen Gläsern auf ihrer Nase zurecht, nestelt mit einem Haargummi oder lässt einen kleinen Stein auf dem Tisch kreisen. Einen ersten Eindruck, wie schön sich die von Ulrike Hübschmann gesprochene Audiodeskription anhört, gibt übrigens der Trailer! Ich beende meine kleine Mathematikstunde mit gleich zwei provokanten Sätzen: Zwei Ungleichungen meines Lebens. Grundlage sind alle insgesamt 18 Filmstarts in der 26. und 27. Kalenderwoche. 6 Filme mit deutscher Beteiligung + 12 internationale ≤ 1 barrierefrei bei der Greta App verfügbar 6 Filme mit vorhandener barrierefreier Fassung ≤ 0 bei der Greta App Diese Zahlen sprechen für sich und ich hoffe, dass das vorbildliche Engagement von Weltkino Schule macht!

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Die Blindgängerin sitzt auf einer Parkbank auf einer mit Bäumen und Sträuchern umgebenen Wiese und schaut in ein Taschenbuch. Sie trägt einen blauen Pullover mit einem schwarzen Gürtel und blaue Jeans. Ein weißes Handtuch ist um die Schultern gelegt. Neben ihr auf der Bank ein Eimer mit Putzlappen, WC-Reiniger, ein Schrubber und eine große Flasche Sangria. An der Rückenlehne der Bank steht die LP "Transformer" von Lou Reed.

Perfect Days

„Perfekt!“Oft wird mit diesem Wörtchen am Ende eines Gesprächs auf den Punkt gebracht, daß alle Beteiligten mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sind. Jedenfalls für den Moment. „Perfect Day“In seinem Song aus dem Jahr 1972 philosophiert Lou Reed zu einer wunderschön melancholischen Melodie, wie er sich einen perfekten Tag vorstellt. Mit wem er diesen Tag verbringen möchte, bleibt allerdings offen.„Einfach ein perfekter Tag, im Park Sangria trinken,und dann später, wenn es dunkel wird, gehen wir nach Hause.Einfach ein perfekter Tag, Tiere im Zoo füttern,und dann später noch ins Kino…“ …zum Beispiel in „Perfect Days“! Würde Lou Reed noch leben, hätte er sich den am 21. Dezember 2023 gestarteten Spielfilm von Wim Wenders garantiert schon längst angeschaut. Die beiden waren sehr gute Freunde und der Musiker hatte in drei Filmen des Regisseurs mitgespielt. „Lou wäre auch über die Figur des Hirayama sehr froh gewesen“, meinte der Regisseur in einem Interview im „Der Standard“.Hirayama reinigt öffentliche Toiletten und verbringt seine Pausen in Parks. Im Blaumann und mit einem schwarzen Gürtel sitzt er auf Parkbänken oder Steinstufen. Aber er trinkt keine Sangria, sondern liest in Taschenbüchern. Besonders gefreut hätte sich der Singer-Songwriter auch über Hirayamas Musikgeschmack.Auf dem Weg zur Arbeit schiebt der Toilettenreiniger jedesmal eine andere Kassette mit Musik aus den 70er Jahren – auch meine Musik – in sein Autoradio. Er hört zum Beispiel ein Stück von „The Animals“ oder „Velvet Underground“. Nur Lou Reed kommt mit „Pale Blue Eyes“ und natürlich „Perfect Day“ zweimal zum Zug. Er ist Wim Wenders Lieblingsstimme in der Rockgeschichte und für ihn der Schirmpatron des Films. Wim Wenders war sehr froh, daß er für die Rolle des Hirayama den japanischen Schauspieler Koji Yakusho gewinnen konnte. Der überzeugte schon die Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Mai 2023. Ich hätte mich riesig gefreut, wenn ich mit einer Filmbeschreibung über die Greta App in die Welt des sympathischen und bescheidenen Hirayama hätte eintauchen können.„Perfect Days“ ist eine deutsch-japanische Koproduktion ohne deutsche Fördergelder. Eine Audiodeskription lag zum Kinostart nicht vor. Und was es nicht gibt, kann bei der Greta App auch nicht zur Verfügung gestellt werden.Das war so schade! Der eher dialogarme Film lebt vor allem von Bildern. Zum Beispiel – habe ich mir sagen lassen – von Koji Yakushos fantastischem Minenspiel, wie behutsam er als Hirayama mit der Natur und den Menschen umgeht, und mit welcher Sorgfalt und Hingabe er die öffentlichen Toiletten reinigt.Diese Toiletten sind natürlich etwas ganz Besonderes und spielen als Teil des sogenannten„Tokyo Toilet Project“ neben Hirayama die Hauptrolle! Zwischen 2020 und 2023 entwarfen 16 namhafte japanische Architekten und Architektinnen für den Tokioter Stadtteil Shibuya 17 Toilettenanlagen. Jede für sich ist ein Einzelstück, ästhetisch und vielfältig gestaltet und in hohem Standard und inklusiv ausgeführt. Und wie für öffentliche Toiletten besonders wichtig, aber leider die Ausnahme: Die langfristig angelegte Hygiene und Sauberkeit der stillen Örtchen. Zumindest eine vage Vorstellung von einigen der Toilettenanlagen, jede für sich ein Kunstwerk, bekam ich auf der Website: baunetz interior|design https://www.baunetz-id.de Nur so, um eine Idee zu bekommen: Dort wird eine der Anlagen als Raumschiff auf Zwischenlandung beschrieben. Eigentlich verkneife ich mir Kinobesuche, wenn für den Film keine Audiodeskription über die Greta App zur Verfügung steht. Aber bei „Perfect Days“ mußte ich einfach eine Ausnahme machen.Zum einen, weil es der Film, eingereicht von Japan, unter die fünf für den Auslandsoscar Nominierten geschafft hat und schon deshalb in aller Munde ist. Und zum anderen wegen des für mich extrem heiklen Themas „öffentliche Toiletten“! Nur wenn es unbedingt sein muß, aber eigentlich verkneife ich mir den Besuch der finsteren, nicht gerade einladend riechenden kleinen Toilettenhäuschen.Im Fall der Fälle bin ich aber immer mit einem Papiertaschentuch gewappnet und muß für den ersten Eindruck meiner Nase vertrauen. Dann vermeide ich möglichst, mit irgendetwas in Berührung zu kommen. Unterwegs, vor allem bei Bahnfahrten, verkneife ich mir jeden Schluck aus der Wasserflasche und beiße lieber in einen Apfel oder ein Stück Gurke. In Restaurants oder bei Veranstaltungen ist die Lage schon etwas entspannter und die Toiletten in der Regel ordentlich.Wenn es einmal sein muß, frage ich nach einem „Taxi zum Klo“. Ich hoffe, daß mir dies der Regisseur des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1980, Frank Ripploh, nicht übelnimmt.Bin ich in weiblicher Begleitung, ist die Sache unkompliziert. Meine Begleiterin leitet mich durch die vielen Türen des WC-Bereichs zu einer freien Kabine, wirft einen Kontrollblick hinein und unterstützt mich beim Finden eines Waschbeckens, des Seifenspenders und so weiter.Die männliche Begleitung muß draußen bleiben und ich habe mich nicht nur einmal zwischen den vielen Türen der riesigen WC-Bereiche verkeilt. Statt wie in Sofia Coppolas Film „Lost in Translation“ aus dem Jahr 2003 bin ich „Lost im WC-Bereich“.Aber letztlich habe ich immer den Weg aus den WC-Labyrinthen gefunden. Und angesichts der Tatsache, daß mehr als 40 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen haben, ist mein Problem ein Luxusproblem. Seit 2013 macht der 19. November als „Welttoilettentag“ auf diese Misere aufmerksam, ein Welttag der Vereinten Nationen im Kampf für Sanitäranlagen! Der von Japan eingereichte Spielfilm über das Tokyo Toilet Project konkurriert mit vier weiteren Filmen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.Ins Rennen um die begehrte Trophäe gehen auch der britische Beitrag „The Zone of Interest“ und für Deutschland „Das Lehrerzimmer“ von Ìlker Çatak. Am 10. März fällt in Los Angeles die Entscheidung, für welches Filmteam dieser Tag ein perfekter Tag wird!

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Das Bild ist zweigeteilt. Links das Plakat des DOK Leipzig 2023. Auf hellrotem Hintergrund eine große Schere mit orangefarbenen Griffen. Die geöffneten Klingen zeigen nach unten. In weißer Schrift "DOK Leipzig 8.10. bis 15.10.2023". Auf dem rechten Bild stehen die Blindgängerin und ihre Begleiterin Mieke in einer gläsernen Vorhalle vor dem Plakat mit der Schere. Sie halten ihre Badges, die sie an Halsbändern tragen, in die Kamera.

Beim DOK 2023 in Leipzig

Eine Schere zur Hand nehmen und sich sein persönliches Programm für das 66. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2023 vom 08. bis 15. Oktober einfach zurechtschneiden? So könnte das diesjährige Motiv des DOK auf dem Festivalplakat gedeutet werden, vor dem wir beide, Mieke, meine wunderbare Begleiterin während der Festivaltage, und ich mit unseren Badges für ein Foto posieren. Auf rotem Grund prangt eine riesige Schere mit orangefarbenen Griffen und blitzenden, zum Drauflosschneiden geöffneten Klingen! Und was für ein schöner Zufall, die Farbtöne auf dem Plakat und der meines Pullis harmonieren perfekt, habe ich mir sagen lassen. Mieke und ich hatten also zur Schere gegriffen und uns von 225 Filmen aus rund 60 Ländern unser persönliches Programm herausgeschnitten. Aber bevor es heißt „Film ab!“ möchte ich mich herzlich beim DOK für die bereits fünfte Einladung zum Festival und der unter anderem damit verbundenen Presseakkreditierung für mich und meine Begleitung bedanken! Tiefe Töne von Tuben, kurz und etwas abgehackt, seien zu hören bei „The Tuba Thieves“ von Alison O’Daniel USA 2023, dachte ich irrtümlicherweise. Das kommt davon, wenn man sich vorher nicht informiert. Ansonsten hätte ich erfahren, daß dies keine Geschichte über verschwundene und wieder auftauchende Instrumente ist, sondern der Titel der Filmemacherin lediglich als Aufhänger für ihren Dokumentarfilm zu dem Thema Hören und Nicht-Hören diente. So stellte sich im Film also die Frage, was macht das Fehlen eines Klanges mit der Wahrnehmung von Musik? Und wie nehmen gehörlose Menschen Töne, Musik und Geräusche eigentlich wahr? Eine Frage, die mich brennend interessiert! Alison O’Daniel ist hörend und erzählt aus der Perspektive von Nichthörenden, die natürlich ganz oft zu Wort kommen. Es wurde fast ausschließlich in Gebärdensprache kommuniziert, die übersetzt und für das sehende Publikum als Untertitel auf der Leinwand eingeblendet war. Zu lesen war dort auch die Beschreibung der Töne, Musik und der Geräusche, also die sogenannten erweiterten Untertitel für Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Ich wiederum hätte eine Audiodeskription gebraucht, um neben der Bildbeschreibung auch diese Untertitel akustisch wahrnehmen zu können. So versank ich etwas verloren in meinem Kinosessel. Aber ganz zum Schluß meinte ich dann doch noch, ein ganz kurzes „Tröt“ einer Tuba gehört zu haben. Mieke neben mir war begeistert in die akustische Welt mit den vielen beeindruckenden Bildern eingetaucht! Die Tubadiebe waren beim diesjährigen Festival einer von 18 Filmen mit eingeblendeten erweiterten Untertiteln, das sind mehr geworden! Und wie jedes Jahr wurden ausgewählte Filmgespräche in deutsche Gebärdensprache übersetzt. Warum tauchen eigentlich immer wieder Überschriften auf mit dem Tenor: „Betroffenen eine Stimme geben“? „Betroffene haben alle eine Stimme, Menschen mit Gewalterfahrungen haben Stimmen, bloß werden sie nicht gehört!“, ein Zitat von Detlef Zander und er weiß, wovon er spricht. Seit den 50er Jahren bis weit über das Jahr 2000 hinaus wurden hunderte Kinder und Jugendliche in den Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde in der kleinen Gemeinde Korntal in der Nähe von Stuttgart mißbraucht. Zwangsarbeit, körperliche Züchtigung und sexualisierte Gewalt waren an der Tagesordnung. Detlef Zander als Betroffener machte im Jahr 2014 die Verbrechen erstmals öffentlich und engagiert sich seitdem mit anderen Opfern für die Aufarbeitung der Taten. Knapp zehn Jahre später läßt die Drehbuchautorin und Regisseurin Julia Charakter in ihrem Dokumentarfilm vor allem „Die Kinder aus Korntal“ zu Wort kommen, die immer noch um Aufklärung und Wiedergutmachung kämpfen. Die Stimmen und die ergreifend schmerzhaften Beiträge einiger Frauen und Männer haben sich fest in mein Gedächtnis eingebrannt. Für ihren Film wider das Vergessen wurden Julia Charakter und ihr Team mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet! Bei Johnny liegt die Sache anders. Ihm wird eine Stimme gegeben, weil er keine hat! In dem animierten Dokumentarfilm „Johnny & Me“ gibt die Regisseurin Katrin Rothe ihrer Protagonistin Stefanie eine Schere zur Hand. Ruckzuck ist die Miniaturausgabe von John Heartfield aus einem Bogen Pappe ausgeschnitten, spricht und los geht die Zeitreise durch sein bewegtes Leben! Der im Jahr 1891 als Helmut Herzfeld in Berlin-Schmargendorf geborene Maler und Grafiker starb 1968 in Ost-Berlin. John Heartfield gilt als Erfinder der politischen Fotomontage und geriet als überzeugter Kommunist während und nach den beiden Weltkriegen immer wieder zwischen die Fronten. Es gibt also viel zu erzählen und mir gefiel die Idee dieser mal ganz anderen Zeitreise mit Stefanie und Johnny sehr! Diese beiden unbedingt empfehlenswerten Filme hatte Mieke ausgesucht. Mir wären sie ansonsten entgangen, und zwar aus folgendem Grund: Mein Fokus liegt auf den mit Audiodeskription (AD) bei der Greta App bereitgestellten Filmen, allerdings waren diese beiden nicht darunter. Vor allem bei Johnny wäre eine Filmbeschreibung sehr hilfreich gewesen. Die MAZ war schon in Arbeit, aber nicht rechtzeitig fertig. Und ganz allgemein nachgefragt, wie zugänglich und barrierefrei war das DOK 2023? Im Sinne des diesjährigen Motivs geantwortet, das Festival schnitt hervorragend ab! Hier ein Zitat von der Website: „Unser Ziel ist, daß Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gemeinsam Filme schauen und diskutieren können. Deshalb arbeiten wir daran, daß alle Personen möglichst barrierefrei Zugang zum Festival haben.“ Erstmals gab es Beschreibungen von vielen Fotos und Filmstills auf der Website, toll! Informiert wurde auch über Aufzüge, Rampen, Rollstuhlplätze, Behindertentoiletten usw. zu allen Kinos und Spielstätten. Neu war auch das Angebot eines Begleitdienstes mit der Diakonie Leipzig. Blinde, Sehbeeinträchtigte und Festivalbesucher im Rollstuhl konnten sich von zu Hause oder einer Haltestelle aus zum gewünschten Kino begleiten lassen. Meine nächste Haltestelle und zugleich Endstation in diesem Beitrag heißt: Das Filmangebot mit Audiodeskription bei der Greta App, sechs Lang- und drei Kurzfilme! Zum zweiten Mal stellte Paula Schumann, das Budget fest im Blick, ein möglichst umfangreiches und abwechslungsreiches Programm für das blinde und hörbeeinträchtigte Publikum zusammen und stimmte sich dabei mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Programmabteilung ab. Zu ihren Aufgaben gehört auch, dafür zu sorgen, daß die Audiodeskriptionen rechtzeitig zum Festival erstellt und bei der Greta App verfügbar sind. Als Mitglied des Hörfilm e.V., der Vereinigung deutschsprachiger Filmbeschreiberinnen und Filmbeschreiber, weiß Paula genau, worauf sie dabei zu achten hat. Das macht sich bei der Qualität der Hörfilmfassungen enorm bemerkbar. Und diese schnitten auch dieses Jahr bis auf einen kleinen Ausrutscher sehr sehr gut ab! Und hier meine Filmauswahl: Beim Animationsfilm sind der Fantasie

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Die Blindgängerin und die Filmbeschreiberin Elke Cremer im Studio bei Deutschlandfunk Kultur. Sie stehen vor einem langen Tisch mit Mischpulten und Monitoren.

Was zum Nachhören

Wer schreibt, der bleibt,und die, die sprechen, auch! Worüber wir da, im Radio und im Podcast sprachen,könnt ihr da, vor euren Empfangsgeräten, ganz in Ruhe nachhören! Aber wer sprach da eigentlich mit wem und wo? Eine Station war die Medienstadt Potsdam-Babelsberg anläßlich des„Radioeins inklusiv – der Radioday zur Vielfalt am Tag der Deutschen Einheit“!Am 03. Oktober übernahmen bei Radioeins – einem Sender des RBB – den ganzen Tag Menschen das Mikrofon, die mit einer Behinderung leben. Von zehn bis elf moderierte Jonas Karpa, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte! Wille Felix Zante und ich waren seine Gäste. Wir drei Kinofans hatten uns zuvor der Jahreszeit entsprechend den grandiosen Film „Fallende Blätter“ zu Gemüte geführt und sprachen darüber, wie man als blinder oder gehörloser Mensch einen Kinofilm erlebt. https://www.radioeins.de/programm/sendungen/sendungen/369/2310/231003_sondersendung_1011_m.html?mc_cid=d960c5a8ef&mc_eid=aadcfcf9f7 Und dann hatten wir gleich zu Beginn der Sendung einen tollen Überraschungsgast! Knut Elstermann, der Filmkritiker und Moderator des Filmmagazins „12 Uhr mittags“ (jeden Samstag bei Radioeins) schaute kurz ins Studio! Im regulären Programm des Deutschlandfunks in Berlin-Schöneberg durften die Filmbeschreiberin Elke Cremer und ich über unsere gemeinsame Arbeit sprechen. Für die Anmoderation mit Hildegard Knef, dem Räuber Hotzenplotz und natürlich der sympathischen Moderatorin der Sendung, Elena Gorgis, verweise ich gleich auf den Link zum Reinhören: https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-maschinenraum-des-kulturbetriebs-5-die-audiodeskription-dlf-kultur-5554f2c9-100.html Und schon sind die sieben Minuten wie nix verflogen! Etwas länger, aber genauso kurzweilig ist die 150. Folge des Indiefilmtalk Podcast!Seit sechs Jahren sprechen Yugen Yah (Regisseur) und Susanne Braun (Theaterwissenschaftlerin) regelmäßig mit verschiedenen Leuten aus der Filmbranche.Ihre Devise lautet:“Wir wollen was ändern und die Branche öffnen, damit etablierte Filmschaffende und Talente zusammenkommen und Themen von allen Seiten beleuchtet werden.” Wir saßen an einem runden Tisch, die Animationsregisseurin und Animatorin Anne Isensee, der Musiker, Komponist und Filmbeschreiber Jonas Hauer und ich. Und natürlich Susanne Braun, der ich jetzt sofort das Wort übergebe: https://indiefilmtalk.de/episodes/150-cinaesthesie-natuerlich-barrierefrei/ Und hier zum Nachlesen der Link zu dem spannenden Projekt: https://www.filmuniversitaet.de/artikel/detail/cinaesthesie-translating-animation Es ist schön, daß das gesprochene Wort dank der Technik konserviert werden kann, das geschriebene Wort büßt deshalb aber in keiner Weise an Bedeutung ein! Darum habe ich hier über gesprochene Worte geschrieben.

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Eine Barbie-Puppe mit langen blonden Haaren sitzt im tiefen Schnee, der aus Watte ist. Sie trägt ein pinkfarbenes Kleid, schaut in die Kamera und winkt mit einem pinkfarbenen Tuch. Auf dem verschneiten Berg hinter ihr ein grüner VW-Käfer. Auf seinem Dach steht ein geöffneter blauer Koffer. Am Gipfel des Watte-Schneeberges stehen grüne Tannen mit Schnee in den Zweigen. Dahinter ein klarer blauer Himmel.

Die Blindgängerin im Barbie-Land!

„Er hat den Barbie-Koffer vergessen, mein Opa!“ Kaum hatte die Premierenvorstellung am pinkfarbenen Teppich von „Barbie“ im Theater am Potsdamer Platz begonnen, erwachte in mir das kleine Mädchen von damals und es schoss mir durch den Kopf:„…bei meiner Seel‘, wie ist es meiner Barbiepuppe damals bloß ergangen?“ Der auf dem Autodach abgestellte blaue Plastikkoffer, kaum größer als ein Schuhkarton, wird bei der ersten Kurve in den Schweizer Bergen im hohen Bogen am Straßenrand in einem riesigen Schneehaufen gelandet sein. Ich stellte mir vor, wie meine Barbie-Puppe zuerst mächtig durchgeschüttelt und vielleicht aus dem Koffer herauskatapultiert wurde. Oder in ihrer Behausung zusammengekauert vor Kälte schlotterte oder sogar von einem Schneepflug zermalmt wurde?Und im Nachhinein gefragt: Welche Folgen hatte das Schicksal meiner Puppe für ihr Pendant im Barbie-Land? Diesen Ort in Pink und aus Plastik kreierten Noah Baumbach (Drehbuch) und Greta Gerwig (Drehbuch und Regie).Dort führen, wie ich das verstanden habe, alle irdischen Barbie- und Ken-Puppen als lebensgroße Plastikpuppen unter sich ein sorgloses unbeschwertes Leben.Diese Parallelwelt ist mit allen Utensilien ausgestattet, die das Barbie-Universum so hergibt, und liebevoll bis ins letzte Detail durchgestylt. Morgens erwacht Barbie, ganz zauberhaft gespielt von Margot Robbie, in ihrer Traumvilla in einem Bett in Form einer Muschel unter einer Glitzerdecke. Im Badezimmer steht sie unter der Dusche, aus der natürlich kein Wasser kommt, und die Haarbürste schwebt über ihrem blonden langen Haar. In der geräumigen Küche springt eine Waffel aus dem Toaster. Herzallerliebst ist das kleine Sahnehäubchen, das heranschwebt und zielsicher auf der Waffel landet. Dann schaut auch noch das Sahnehäubchen namens Ryan Gosling als ihr Freund Beach-Ken vorbei!Ach ja, das Leben ist so schön und könnte eigentlich auf ewig so schön weitergehen!Aber plötzlich bekommt Barbies Glücksendlosschleife einen Knacks, und dann auch noch diese Plattfüße und Cellulitis! Jetzt kommt im Film die reale Welt ins Spiel und auf die dramatische Lage meiner Barbie-Puppe übertragen könnte es sich Mitte der 60er Jahre folgendermaßen zugetragen haben:In der Parallelwelt läge Barbie mit Frostbeulen und Schüttelfrost in ihrer Muschel. Trotz hohen Fiebers hätte sie sich gemeinsam mit Ken auf den Weg in die Schweizer Alpen gemacht. Inzwischen von Puppen zu Menschen aus Fleisch und Blut geworden, würden sie im perfekten Ski-Outfit gekonnt die Berge herunterwedeln, das Auto meines Opas finden, anhalten und mit Opas Hilfe meine Barbie aus einem Schneehaufen wie aus einer Lawine bergen oder den Koffer gerade noch vor dem heranfahrenden Schneepflug retten.Was für eine fast filmreife Geschichte. Ich hätte als damals Siebenjährige mit im Auto nicht schlecht gestaunt, Barbie und Ken in Lebensgröße und als Menschen zu treffen! Aber halt, ganz so war es doch nicht.Der Barbie-Koffer wurde nur beinahe vergessen und im letzten Moment vor der Heimfahrt wohl doch noch eingepackt. Jedenfalls versicherte mir meine Schwester, daß sie später und sogar ihre Söhne Anfang der 90er Jahre mit meiner Barbie samt Koffer spielten. Was für ein Glück für meine Barbie, die durch so viele Kinderhände ging und der Opa ist rehabilitiert!Ich kann mir meinen Irrtum nur so erklären, daß mein Interesse schon wegen der fisseligen kleinen Klamotten und den vielen winzigen Schühchen, bei denen immer einer fehlte, doch stark nachgelassen hatte. Aber der Film „Barbie“ ist einfach wundervoll!!!Und ich tu’s noch einmal, Barbie, natürlich wieder mit Audiodeskription über die Greta App!Ich ziehe meinen Hut vor dem Beschreiber-Team Silke Nagel und Jonas Hauer.Bei den vielen Barbies, Kens und den schier unendlich vielen Details nicht den Überblick zu verlieren und sich auf die wichtigsten zu konzentrieren, war bestimmt die größte Herausforderung. Und dann noch die Tanzszenen!Die für mich bis jetzt unbekannte Sprecherin Larissa Koch war eine sehr gute Wahl! Auch wenn es noch so turbulent wurde, behielt sie die Ruhe und zwischen dem vielen Geplapper der Barbies hob sich ihre Stimme sehr gut ab. Ein besonders großes Dankeschön geht an Warner Bros. Ohne das Engagement des Verleihs hätte ich bei „Barbie“ in die Röhre geguckt. Kaum auszuhalten der Gedanke, daß wirklich alle außer mir über den Film mit der berühmtesten Puppe der Welt sprechen, die übrigens nicht nur meine Namensvetterin, sondern auch genauso alt ist wie ich! Und wegen des pinkfarbenen Fadens:Wie von Nina Hagen gesungen, den Farbfilm zu vergessen, hätte bei der Premiere fatale Folgen gehabt:„Nun glaubt uns niemand, wie schön‘s hier war – haha!Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel‘,alles pink und pink und pink und später nicht mehr wahr!“

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Das Bild ist zweigeteilt. In der linken Bildhälfte eine goldene Lola-Statue vor hellem blauen Licht. In der rechten Bildhälfte stehen die Blindgängerin und Seneit Debese von der Greta App vor einer weißen Wand mit den Logos des Deutschen Filmpreises und einiger Sponsoren. Die Blindgängerin trägt ein helles Cocktailkleid mit passender kurzer Jacke. Seneit trägt ein dunkelblaues langes Kleid mit freien Schultern. Beide lachen in die Kamera.

Lola 2023

Es hatte einen besseren Riecher als ich, das Alphabet! In Blindgängerins YouTube-Kanal waren die 11 LOLA TALKS mit barrierefreier Fassung in die Kategorien „Bester Spiel-, Dokumentar- und Kinderfilm“ aufgeteilt. Die Filmtitel zu den jeweiligen Talks pro Gruppe wurden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.An dieser unverfänglichen Reihenfolge hat sich nach der Verleihung des 73. Deutschen Filmpreises am 12. Mai 2023 weniger geändert als von mir gedacht.Jetzt lasse ich den spannenden Abend der Lola 23 mit so vielen Gänsehautmomenten Revue passieren und warum eigentlich nicht einmal in alphabetischer Reihenfolge?Los geht’s mit A wie Ankommen bei perfektem sonnigen LOLA-Wetter, nicht zu warm und nicht zu kalt zur Preisverleihung erstmals im Theater am Potsdamer Platz. B wie begleitet dieses Mal von Seneit Debese, Geschäftsführerin der Greta App.Nach ein, zwei Drinks und leckeren Snacks (unter anderem einer Zimtschnecke) im Foyer schlenderten wir herum und Seneit hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, übrigens sehr erfolgreich! Außerdem bekam ich von ihr während des ganzen Abends eine Rundum-Bildbeschreibung. C wie Corona, war, wie wunderbar, zum ersten Mal seit drei Jahren überhaupt kein Thema! D wie Dokumentarfilm. Ich hatte mit L wie „Liebe, D-Mark und Tod“ oder K wie „Kalle Kosmonaut“ gerechnet.Aber große Überraschung, die Lola für den besten Dokumentarfilm ging an E wie „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“!Ein Punkt für das Alphabet! E wie Ehrenpreis/ EhemaligeZitat von Volker Schlöndorff: „Der Ehrenpreis ist was Besonderes, weil er von Kollegen kommt, einfach schön, schön, schön!“ Überreicht wurde ihm die Lola von Alexandra Maria Lara, der Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Sie sprang ein, weil der Arm des ihm zu Ehren als Laudator per Livestream zugeschalteten John Malkovich einfach nicht lang genug war! Das Quartett der vier ehemaligen Präsidentinnen und Präsidenten Senta Berger, Günter Rohrbach, Iris Berben und Ulrich Matthes teilte sich die Laudatio für die vier in der Kategorie „Beste Regie“ Nominierten. Die Trophäe ging an İlker Çatak für „Das Lehrerzimmer“! F wie Filmmusik, für mich ganz wichtig, um in einem Film mit Haut und Haar zu versinken.Mir gefriert immer noch das Blut in den Adern beim Gedanken an die teils minimalistische, aber um so eindringlichere Musik in „Im Westen nichts Neues“.Nach einem Oscar erhielt Volker Bertelmann für seine Komposition jetzt auch die Lola in der Kategorie „Beste Filmmusik“! G wie gerührt waren sie alle, nachdem Laudator oder Laudatorin den Umschlag aufgerissen und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich verkündet hatten, wer sich in der gerade vorgestellten Kategorie auf der Bühne die Lola abholen darf!Ich habe noch Albrecht Schuchs brüchige Stimme im Ohr. Der bereits mehrfache Empfänger einer Lola wurde dieses Mal ausgezeichnet für die „Beste männliche Nebenrolle“ in „Im Westen nichts Neues“. Besonders emotional war Gesa Jägers Dankesrede, ausgezeichnet für „Bester Schnitt“ in „Das Lehrerzimmer“. H wie herzlich, endlich gibt mir das Alphabet das H, um allen Preisträgerinnen und Preisträgern und natürlich auch den Nominierten herzlichst zu gratulieren! I wie in Blindgängerins YouTube-Kanal gibt es jetzt eine Playlist exklusiv mit den LOLA TALKS zu den ausgezeichneten Filmen. https://youtube.com/playlist?list=PLuMDSTYBbFSdAU6c3GXtJMs2QGbS7mng2 J wie Jasmin Shakeri, als Schauspielerin, Sängerin und Songschreiberin geradezu prädestiniert, den Deutschen Filmpreis zu moderieren. Und tanzen, habe ich mir sagen lassen, kann sie auch. Wortgewandt, angriffslustig und souverän führte sie durch den Abend und hatte die Fäden fest in der Hand.Und sie führt meine Liste an: Beste Moderation! K wie Kinderfilm, hier hatte ich den besseren Riecher als das Alphabet!Ich war mir ziemlich sicher, daß die quirlige Ulja dem eher gemütlichen Räuber Hotzenplotz die Lola vor der Nase wegschnappt und lag im Gegensatz zum Alphabet richtig.Die Trophäe für den besten Kinderfilm ging an „Mission Ulja Funk“!Aber die dritte, sehr liebevoll gemachte Verfilmung der Figur des Kinderbuchautors Otfried Preußler, „Der Räuber Hotzenplotz“, war ein sehr starker Konkurrent. L wie Laudatio, die alle sehr kreativ und unterhaltsam waren.Besonders einfallsreich fand ich die Idee von Nadja Uhl, den Text ihrer Laudatio für den besucherstärksten Film „Die Schule der magischen Tiere 2“ von einer KI schreiben zu lassen. Das Ergebnis? Na ja! Sie mußte dann doch selbst ran.Klaas Heufer-Umlaufs Laudatio für „Bestes Drehbuch“ zu lauschen war ein Genuß, amüsant und die Bedeutung des Drehbuchs auf den Punkt gebracht! M wie musikalische Begleitung, für die dieses Jahr ein superprofessionell agierender DJ zuständig war. Er übernahm auch den Job des Ausbremsers, wenn die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren Dankesreden nicht zum Ende kommen konnten.Aber es geht doch nichts über Live-Musik, wie die von Karim Sebastian Elias mit seinen fantastischen Musikerinnen und Musikern in den letzten beiden Jahren. N wie nachhaltiges Veranstaltungskonzept der Deutschen Filmakademie Produktion.Dieses beinhaltet einen möglichst geringen Energieverbrauch, wenig Abfall und ein vegetarisch beziehungsweise veganes Catering. Und wie wunderbar es bei der Logowand mit 1.700 bunten saisonalen Stauden, Beet-, Balkon- und Grünpflanzen am recycelten roten Teppich geduftet haben muß! Die Gäste durften die Pflanzen nach der Veranstaltung mit nach Hause nehmen. Mache ich nächstes Mal auch. O wie Oscar-Gewinner. „Wir haben OG‘s unter uns“, meinte Jasmin Shakeri.Im Publikum saßen die frischgebackenen Oscargewinner und -gewinnerinnen von „Im Westen nichts Neues“!Und noch ein OG war im Saal. Der Film „Die Blechtrommel“, bei dem Volker Schlöndorff Regie führte, erhielt 1980 einen Oscar. P wie Premiere war die Übertragung der Show im Livestream ab 19 Uhr in der ZDF-Mediathek. Q wie Qual der Vorauswahl. Diese schöne Qual lag bis jetzt bei in jedem Jahr neu gebildeten Vorauswahl-Kommissionen. Daran wird sich wohl etwas ändern. R wie respektvoller Umgang beim Filmemachen.Wirklich alle, die sich auf der Bühne für die Lola natürlich auch bei dem gesamten Team bedankten, betonten die harmonische, faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe und den respektvollen und kollegialen Umgang miteinander. Nur so können tolle Filme entstehen! S wie Spielfilm. Der Höhepunkt des Abends ist die Vergabe der drei Lolas in der Kategorie „Bester Spielfilm“. Sie bleibt dem Präsidium der Akademie und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien vorbehalten. Claudia Roth überreichte die Lola in Gold zu meiner Überraschung an das Filmteam von „Das Lehrerzimmer“! Die Präsidentin Alexandra Maria Lara und Präsident Florian Gallenberger übergaben die Lola in Silber an das Team von „Im Westen nichts Neues“, und die in Bronze an „Holy Spider“!Das Alphabet hatte also bis

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Die goldene Lola-Statue in einem hell erleuchteten Raum mit gläsernen Wänden und gläsernem Boden.

11 LOLA TALKS in Blindgängerins YouTube-Kanal!

Nur für zwei der heißbegehrten goldenen, in ein Filmband gehüllten Trophäen sind die Empfänger bereits bekannt. Eine wird beim Deutschen Filmpreis 2023 Volker Schlöndorff als Ehrenpreis überreicht und der Film „Die Schule der magischen Tiere 2“ wird als besucherstärkster Film des vergangenen Jahres ausgezeichnet.Aber 19 Lolas, darunter eine silberne und eine aus Bronze, und vor allem die in 19 Kategorien Nominierten müssen sich noch bis zur Preisverleihung am 12. Mai gedulden. Die Verleihung findet erstmals im Theater am Potsdamer Platz statt. Und wer kann sich dieses Jahr Hoffnung auf eine Lola machen?Da hatte die Deutsche Filmakademie mit ihrer Kampagne, den LOLA TALKS, eine ganz wunderbare Idee!Und genauso wunderbar: Für 11 dieser Talks in den drei Kategorien „Bester Spiel-, Dokumentar- und Kinderfilm“ produzierte die Kinoblindgänger gGmbH eine Audiodeskription und erweiterte Untertitel.Hier ist der Link zur Playlist „11 LOLA TALKS barrierefrei zum Deutschen Filmpreis 2023“ in Blindgängerins YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=gRu61TjrIs&list=PLuMDSTYBbFSd5cdYetXdP0etgdWsXdzy9 Und welche Idee steckt hinter der Kampagne?In 33 Gesprächen, den sogenannten LOLA TALKS, stellt die Deutsche Filmakademie die diesjährigen Nominierten in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), dem ZDF und der Kinoblindgänger gGmbH (bei 11 Talks) in kurzen Videos vor. Diese bieten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen und die Möglichkeit, die Filme, ihre Gewerke und Protagonist:innen näher kennenzulernen.Alle 33 Videos gibt es hier: https://www.deutscher-filmpreis.de/lola-talks/ und dort: https://www.zdf.de/suche?q=lola+talks&synth=true&sender=Gesamtes+Angebot&from=&to=&attrs=&abName=ab-2023-05-08&abGroup=gruppe-c Die Kinoblindgänger gGmbH freut sich, die 11 Talks rechtzeitig barrierefrei präsentieren zu können, und bedankt sich für die großartige Zusammenarbeit bei:Anne Leppin & Maria Köpf (Projektleitung) und Marlen Richter (Producerin)von der Deutschen FilmakademieText der Audiodeskription: Ralf KrämerRedaktion: Die BlindgängerinSprecherin der Audiodeskription: Nadja Schulz-BerlinghoffErweiterte Untertitel: SUBS HamburgTechnische Abwicklung/Sprachaufnahme/Mischung: speaker-search GmbH

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Gezeichnete Trickfilmfiguren. Ein Mann mit Knollennase und heruntergezogenen Mundwinkeln sitzt auf einem braunen Sessel neben einer Stehlampe. Er trägt ein weißes Hemd, darüber Hosenträger. Hinter dem Sessel eine geöffnete Tür. In der Türöffnung steht eine blonde Frau, sie ruft in das Zimmer.

Loriots große Trickfilmrevue

Ein Geschenk, ein Geschenk! Ein Klavier, ein Klavier ist zwar nicht drin,dafür aber zum Beispiel ein falsches Häschen, das deutsche Hausschwein, die Nudelkrise, eine Mainzelfrau, und auch an Musik fehlt es nicht. Lust bekommen, das Geschenk ganz auszupacken?Das geht seit dem 20. April 2023 im Kino bei „Loriots große Trickfilmrevue“ Für diesen Blogbeitrag konnte ich einen Gastautor gewinnen. Ich fand ihn im Zimmer in einem Sessel sitzend und fragte „Was machst Du da?“Er: „Ich sitze hier.“Ich: „Wie, Du sitzt da? Einfach so? Willst Du nicht was lesen?“Er: „Später vielleicht. Jetzt möchte ich einfach nur hier sitzen.“Ich: „Möchtest Du nicht was schreiben?“Da sprang er vom Sessel und lief zu seinem Laptop. Also übergebe ich jetzt an den Gastautor. Da er in der Bloggerszene bisher noch völlig namenlos ist, nennen wir ihn einfach Jürgen Schulz-Lüdenscheidt. Jürgen S.-L.: Na, ganz so war es nicht! Da geht die Blindgängerin doch etwas spröde mit der Wahrheit um. Tatsächlich rief sie aus ihrem Büro rüber in das meinige: „In dem Text soll es um Knollennasen gehen! Da wärest Du doch eigentlich prädestiniert…“ Aber mit dem Geschenk hat sie recht. Gleich 31 Trickfilme des großartigen Vicco von Bülow alias „Loriot“, dem Meister des feinen Humors und Erfinder der Knollennasenmännchen, hintereinander und am Stück auf der großen Leinwand, das ist ein Geschenk! Wer kennt sie nicht, die liebenswert-kauzigen und natürlich knollennasigen Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheidt in der Badewanne? Wer heute eine Gummiente sehen kann, ohne an die beiden zu denken, bewegt sich hart an der Grenze zum Kulturbanausen (oder ist einfach noch jung). Neben anderen Klassikern wie „Das gekochte Ei“ bietet der Film aber auch Loriot-Freunden noch Überraschungen. Manches ist weithin unbekannt, manches war nur vergessen. Vom ehrenwerten Beruf des Hasenbrüters durfte ich erstmalig erfahren, die „Comedian Harmonists“ waren eine schöne Wiederentdeckung. Der Film erscheint zu Loriots 100. Geburtstag. Er ist also ein Geschenk nicht nur für das Publikum, sondern posthum auch für den Zeichner und Erfinder der Figuren. Die Idee dazu hatte der Regisseur Peter Geyer, die Töchter Loriots, Susanne und Bettina von Bülow, wirkten als Produzentinnen mit. Die Trickfilme, oft noch aus den 60er Jahren und ursprünglich für das Fernsehen produziert, wurden behutsam neu gezeichnet und koloriert. Alles wirkt frischer, aber völlig unverfälscht. Die Kinoblindgänger gGmbH hat dazu eine barrierefreie Fassung produziert und bei der Greta App bereitgestellt. Es stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Es ist doch eine deutsche Produktion, da besteht doch die Verpflichtung, eine barrierefreie Fassung zu erstellen? Diese Verpflichtung besteht nur, wenn der Film öffentlich gefördert wird. „Loriot“ ist aber rein privat finanziert, ganz ohne Steuergelder. Für eine barrierefreie Fassung waren dann keine Mittel mehr vorhanden. Jakob Kijas vom Salzgeber-Filmverleih wurde auf die Kinoblindgänger mit ihrer „Herbst-/ Winteraktion“ aufmerksam. Gemeinsam wurde das Problem gelöst. „Aaaah ja!“ würde jetzt der Fernsehreporter im Loriot-Trickfilm sagen. Das Team von Kinoblindgänger hatte dabei mächtig viel Spaß an der Arbeit! Text der Audiodeskription (AD): Inga HenkelRedaktion der AD: Barbara Fickert und Jürgen SchulzSprecherin der AD: Yesim Meisheit („Das war meine lustigste AD!“)Erweiterte Untertitel: SUBS Hamburg, Anna Pristouschek So können wirklich alle Freunde und Freundinnen Loriots und seiner knollennasigen Figuren das Geschenk für sich auspacken. Das mit dem „Geschenk“ darf man jetzt vielleicht nicht ganz so pingelig sehen wie gewisse Herren die Kochzeit bei einem 4-Minuten-Frühstücksei. Eine Kinokarte muß man schon bezahlen, aber ein Ticket für 31 Filme? Das ist doch so gut wie geschenkt! Also runter vom Sessel und rein ins Kino! Ich setz‘ mich derweil wieder hin. Einfach so. Schon mal kurz reingucken und/ oder reinhören läßt es sich auf Blindgängerins YouTube-Kanal. Dort gibt es fünf kleine Teaser, natürlich mit barrierefreier Fassung:

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Ein gezeichnetes Bild: Kitty mit rotem welligen Haar steht in einem schlicht eingerichteten Zimmer. Sie liest in einem kleinen Buch mit rotem Einschlag. Hinter ihr ein leerer Schreibtisch mit Leselampe und ein Bett mit grüner Tagesdecke. An der Wand ein einfaches Holzregal und einige Schwarzweißfotos mit Porträts, darunter Clark Gable.

Wo ist Anne Frank

„Anne? Margot? Otto? Edith? Wo sind denn alle?“ ruft ein rothaariges Mädchen in einem schummrigen, menschenleeren Museumsraum beunruhigt in „Wo ist Anne Frank“, dem gezeichneten Animationsfilm von Ari Folman, seit dem 23. Februar im Kino! Diese Frage, auf die es seit Langem mit trauriger Gewißheit eine Antwort gibt, ließ Marie auf ihrem Filmstreifen aufhorchen und nach einer längeren Pause sofort aktiv werden. Marie, so nennt die Kinoblindgänger gGmbH ihre mit Spenden- und Sponsorengeldern produzierten barrierefreien Fassungen. Wer sich ein Bild von Marie machen möchte, kann das auf Kinoblindgängers Webseite tun. „Der aus einer ganz neuen Perspektive erzählte, so klug gemachte berührende Film über Anne Frank und ihre Familie muß unbedingt auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung zugänglich sein“,waren sich Marie und „Anderes Sehen e.V.“ sofort einig.Ein herzliches Dankeschön für die großartige Unterstützung an den engagierten Verein, Deutschlands größter Initiative zur Förderung und autonomen Mobilität blinder Kinder! Das Kinoblindgänger-Team stürzte sich unverzüglich in die Arbeit und die Audiodeskription und erweiterten Untertitel waren rechtzeitig zum Kinostart bei der Greta App bereitgestellt.Den barrierefreien Trailer gab es bereits vorher in Blindgängerins YouTube-Kanal. Die Audiodeskription spricht wie auch die im Film Sascha Gluth. Aber wer ist eigentlich das rothaarige Mädchen?Während sich Familie Frank von Juni 1942 bis August 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nazis versteckte, schrieb Anne ein Tagebuch in Briefform. Als Adressatin ihrer Briefe hatte sie sich eine beste Freundin namens Kitty ausgedacht.Heute ist der Ort des Verstecks ein weltweit bekanntes Museum und genau dort geschieht an einem stürmischen Morgen folgendes:In dem schummrigen Museumsraum zerspringt das Glas des Schaukastens, in dem Annes Original-Tagebuch aufgeschlagen liegt. In der ersten Zeile steht in Schreibschrift: „Liebe Kitty“, daneben steckt ein Füller in einem Halter. Dicke schwarze Tintentropfen fallen auf die Buchseiten.Wie von Zauberhand löst sich die Schrift vom Papier. Feine schwarze Linien schlängeln sich im Lichtkegel empor. Aus ihnen formt sich ein Arm mit Hand.Füße berühren den Steinboden. Aus den Linien wird ein schlankes Mädchen in einem altmodischen graugrünen Kleid mit weißem Kragen. Sie hat rotes gewelltes Haar, blaue Augen und Sommersprossen. Im Museumsraum verhallen Kittys Rufe nach Anne ungehört. Das ändert sich, als sie über eine schmale Treppe in ein Zwischengeschoss schleicht, durch eine halbhohe Luke steigt und über eine zweite Treppe in Annes kleines Zimmerchen gelangt. Dort auf dem Schreibtisch liegt nun das Tagebuch und Kitty beginnt darin zu blättern!Mehr verrate ich wieder einmal nicht. Susanne Linzer, Ralf Krämer und ich hatten jedenfalls beim Texten der Audiodeskription ganz schön zu tun, diesem quirligen Teenager-Mädchen auf den Fersen zu bleiben. Mal plaudert sie mit Anne in der Vergangenheit, mal flüchtet sie im Jetzt mit dem Original-Tagebuch über die vereisten Grachten und Amsterdamer Straßen vor der Polizei.Mal ist sie für ihr Gegenüber unsichtbar, mal löst sich ihr Körper in feinen, sich nach oben schlängelnden Linien auf, um sich kurz danach wieder zu stabilisieren.Kitty verfügt über einen genauso wachen Verstand wie Anne und bleibt nicht in der Vergangenheit stecken, ganz im Gegenteil. Ich kann nur allen empfehlen, sich ebenfalls im Kino an Kittys Fersen zu heften und es zu genießen, einen Film in dem wunderbaren Ort KINO zu erleben. Dieses Vergnügen war Anne, wie sie ihrem Tagebuch anvertraute, in den letzten Jahren ihres kurzen Lebens nicht mehr vergönnt.

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