Blog Blindgaengerin

Autorenname: Barbara

Die Büste der goldenen Lola-Statue vor schwarzem Hintergrund. In weißer Schrift: Der Deutsche Filmpreis 2022

Schön vorgelesen: Die ausführliche Version des Minifilms „Deutscher Filmpreis 2022“

In 60 Sekunden so viel GROSSES Kino, und davon kann es ja eigentlich gar nicht genug geben! Nur war leider bei der Audiodeskription für den Minifilm des Deutschen Filmpreises 2022 absolut keine Zeit, auch nur einen der 31 Clips aus 16 GROSSARTIGEN Filmen zu beschreiben und alle Schauspielerinnen und Schauspieler zu nennen. Aus diesem Dilemma entstand die Idee für eine ausführliche Version des einminütigen Minifilms! Aber wozu eigentlich der Minifilm?Informieren, die Spannung erhöhen und Lust machen auf die Verleihung des Deutschen Filmpreises am 24. Juni, auch ausgestrahlt in der ARD!Mit geschickt aneinandergereihten Filmclips wird rasant und witzig eine Minigeschichte zum Thema Kino erzählt. Gleichzeitig werden möglichst viele der Filme präsentiert, die in den 18 Kategorien Chancen auf eine Lola haben. Wir wollten mit unserer detaillierten Beschreibung aller 31 Filmclips einfach allen 16 GROSSARTIGEN Filmen und allen auftauchenden Filmschaffenden gerecht werden!Den Text schrieb Ralf Krämer, ich habe drüber geschaut und Nadja Schulz-Berlinghoff hat das Ergebnis schön vorgelesen.Darüber freute sich auch Blindgängerins seit längerem stiefmütterlich behandelte Kategorie „Schön vorgelesen“! Hier ist der Text zu hören: Aber nichtsdestotrotz sollte die barrierefreie Fassung des Minifilms, produziert und gesponsert von der Kinoblindgänger gGmbH, unbedingt angehört und angeschaut werden! Übrigens: Dieser Link funktioniert aus lizenzrechtlichen Gründen nur bis zum 31. Juli 2022, die ausführliche Version aber bleibt!Viel Spaß mit den beiden und beim Rätseln, aus welchen Filmen die 31 Clips stammen!

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Die Blindgängerin sitzt auf der Kante ihres Schreibtisches. Sie hält eine große silberfarbene Sieben in der Hand. Auf dem Tisch neben ihr ein Laptop, auf dem Monitor die Webseite des Blogs Blindgängerin.

„Zeig doch mal die Bilder!“ Gut, hier ist meine Galerie.

Bevor es etwas philosophisch weitergeht:Das Zitat aus der Überschrift stammt aus dem Song „Time is Cash, Time is Money“ der Kölner Band BAP aus dem Jahr 1986! Ich schreibe, also bin ich nicht mehr blogfrei, und das schon über sieben Jahre!Rund 150 Beiträge kamen seitdem zusammen, verteilt in acht Kategorien. Ich dachte, also war ich unterwegs in Blindgängerins Archiv auf der Suche nach den schönsten und originellsten Fotos zu den Blogbeiträgen und bin fündig geworden. Mit dem ersten Schwung eröffne ich feierlichBlindgängerins Galerie! Zu jedem der 20 Fotos gibt es einen kurzen erklärenden Kommentar und der ein oder andere macht vielleicht Lust, den Link darunter zu dem jeweiligen Blogbeitrag anzuklicken!Bei der Gelegenheit wurden die Bildbeschreibungen überarbeitet und fehlende ergänzt. Denn ein Foto ohne Alternativtext taugt nix, jedenfalls für blinde und sehbehinderte Menschen. Jeden Donnerstag, wenn in den Kinos die neuen Filme anlaufen, wollte ich einen Artikel veröffentlichen, so damals der Plan und der hat während des ersten Jahres sogar funktioniert.Mit der Gründung der Kinoblindgänger gGmbH war mit dem wöchentlichen Rhythmus allerdings schlagartig Schluß. Und verflixt noch mal, in diesem, dem achten Jahr, habe ich bis jetzt gerade einmal einen Beitrag geschafft. Dabei hat doch eigentlich das siebte den Ruf des verflixten Jahres. Ich kann dieses Phänomen aber in keiner Weise bestätigen! Jetzt aber schnell raus aus dem Archiv, den Staub aus den Klamotten geklopft und wieder zurück in die Gegenwart. Und das mit dem korrekt zitierten Satz des radikalen Zweiflers und Philosophen René Descartes aus dem 17. Jahrhundert: „Ich denke, also bin ich“ guter Dinge, daß es mit Kinoblindgängers Projekten vorangeht, die mir gerade die Zeit für den Blog nehmen! Bis dahin wünsche ich viel Spaß mit den Fotos, der nächste Schwung kommt bestimmt, und freue mich auf weitere sieben nicht blogfreie Jahre! Hier geht es zur Galerie

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Andres Schüpbach vom Team "Greta und Starks" mit der Blindgängerin vor einer hellblauen Wand mit den Logos der Berlinale: Die weiße Silhouette eines Bären, daneben der Schriftzug "Internationale Filmfestspiele Berlin".

Auch neben der Berlinale bärenstarkes Kino

„Ich will Kühe!“ So stellte ein kleines Mädchen einst im Werbeslogan eines Reiseveranstalters unmißverständlich klar, wo und mit wem sie die nächsten Ferien verbringen möchte. Genau von diesen gemütlichen Vierbeinern inklusive der Zweibeiner, mit denen sie auf dem schwiegerelterlichen Bauernhof lebt, hat die 24-jährige Christin die Nase gestrichen voll.Sie will einfach nur weg vom Land, weg von ihrem Freund, und ab in die Stadt. „Ich will eine Prinzessin werden!“ Vielleicht hatte auch Diana einst wie viele kleine Mädchen diesen Traum. Wie auch immer, er ist in Erfüllung gegangen.Einige Jahre später will auch sie einfach nur weg von ihrem Gemahl und der königlichen Familie. Sie sehnt sich nach Dingen, die einfach, gewöhnlich und real sind. Ich wollte frisch geboostert einfach wieder einmal ins Kino, konnte mich abernicht entscheiden. Also ist gleich zwei Mal an einem Tag daraus geworden mit „Niemand ist bei den Kälbern“ von Sabrina Sarabiund„Spencer“ von Pablo Larrain! Übrigens schon wegen der beiden großartigen Hauptdarstellerinnen eine sehr gute Entscheidung!Kristen Stewart als Diana und Saskia Rosendahl als Christin glaubt man sofort, wie fehl am Platz und mißverstanden sie sich in ihren so verschiedenen Welten fühlen. Ich dachte immer wieder bei mir: Dann setzt euch doch endlich in eure Autos, die eine in einen Porsche, die andere in einen alten Kombi, und gebt Gas!Aber das ist in Dianas Situation leichter gesagt als getan und bei Christin in der Mecklenburgischen Provinz will gut Ding eben Weile haben. Christins Welt dreht sich unerträglich gemächlich wie Windräder bei Flaute!Gelangweilt und pausenlos mit ihrem Handy beschäftigt trottet sie in knallengen Hotpants über den Hof und rührt unaufgefordert so gut wie keinen Finger. Nur einmal stapft sie in Gummistiefeln zum Melken in den Kuhstall. Ein anderes Mal versorgt sie wenig motiviert die Kälber. Vielleicht kommt daher der Filmtitel?Ansonsten verbringt sie sehr viel Zeit in ihrem engen Schlafzimmer vorm Spiegel beim Anprobieren diverser knapper Outfits. Dann weckt der plötzlich auftauchende Windkraftmechaniker Klaus ihr Interesse. Das ständige Muhen der Milchkühe auf dem Hof und den Weiden klingt sehr zufrieden. Sie haben sich scheinbar bedeutend mehr zu erzählen als die Dorfbewohner. Aber wo Kühe sind, gibt’s auch Fliegen. Deren Summen war im Kinosaal so präsent, daß es auf der Haut zu kribbeln schien.Saskia Rosendahl meinte in einem Interview, man müsse die mürrische, verstockte und scheinbar entscheidungsunfähige Christin aushalten. Das gelang mir bis zu einem gewissen Grad, aber am Schluß machte sie mich einfach nur wütend. So funktioniert eben gutes Kino!Und macht Lust aufs Lesen des gleichnamigen Romans von Alina Herbing. Jetzt zu Dianas Welt, in der ihr eine eisige Brise entgegenweht!Im Jahr 1991 steuert Kronprinzessin Diana, geborene Spencer, ihren grünen Porsche auf das imposante Portal von Gut Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk zu. Dort hat sich auf Einladung der Queen die königliche Familie wie jedes Weihnachten bereits versammelt. Aber Diana kommt zu spät, eine Todsünde! Deshalb steht kein Bediensteter in Livree bereit, um ihr wie den zuvor eingetroffenen Royals den Wagenschlag zu öffnen. Die einzigen, die sich auf Dianas Ankunft freuen und sie sehnsüchtig erwarten, sind ihre beiden Söhne William und Harry.Der Rest der Familie inklusive ihres Gatten Charles zeigt ihr während der Festtage die eiskalte Schulter und die Gefühlskälte war förmlich durch die Leinwand zu spüren.Diana steht auf Schritt und Tritt unter Beobachtung und wird ständig ermahnt, etwas zu tun oder zu lassen. Ihr Gemütszustand, hervorragend und so überzeugend dargestellt von Kristen Stewart, schwankt zwischen tiefer Verzweiflung, Wut, Selbstzweifeln und Resignation. Tragischerweise könnte es nach dem, was damals aus dem Buckingham-Palast an die Öffentlichkeit sickerte, genauso einst um die Psyche der Kronprinzessin Diana bestellt gewesen sein.Eine hundertprozentige Abbildung der damals 30-Jährigen ist wohl kaum möglich und diesen Anspruch hatten die Filmemacher auch nicht, im Gegenteil!Hier, wie ich denke, zwei Beispiele für die künstlerische Freiheit:Eines Nachts verlangt Diana nach Gummistiefeln, einer Taschenlampe und einer Drahtschere. Was für ein herrliches Bild, als sie dann in ihrem wunderschönen bodenlangen weißen Abendkleid über eine Wiese stapft.Noch besser gefiel mir, wie sie der königlichen Jagdgesellschaft die Fasanenjagd gründlich vermasselte! Diana im Film hat jedenfalls bis zum Schluß meine hundertprozentige Sympathie und ich drücke Kristen Stewart alle Daumen, die für ihre Leistung als beste Hauptdarstellerin bei den Oscars nominiert ist! Dank einer Audiodeskription über die Greta App in meinem Ohr konnte ich beiden Filmen prima folgen und hatte – denke ich – immer die richtigen Bilder im Kopf. Zum Beispiel war ich mit im Kuhstall beim Melken und fasziniert von dem militärischen Drill, der in der königlichen Riesenküche mit Heerscharen von Köchen und Kellnern herrschte.Sehr detailliert wurden mir auch die knappen Outfits von Christin beziehungsweise die Garderobe von Diana beschrieben. Bei „Spencer“ bin ich einige Male über die Formulierung „Sie scheint…“ gestolpert. Zum Beispiel „Sie scheint die Orientierung verloren zu haben“. Das ist keine Beschreibung, sondern eine anhand von Gesten oder Blicken einer Person gewonnene Vermutung. Wenn diese beschrieben werden, kommen Blinde auch selbst zu diesem Ergebnis.Team „Spencer“: Text Gerrit Haas, Redaktion Julia Königs Die Sprecherin Nina Machalz war für mich eine sehr schöne akustische Neuentdeckung. Nur an manchen Stellen lag mir ein bißchen zu viel Pathos in ihrer Stimme. Team „Niemand ist bei den Kälbern“: Text Petra Kirchmann, Redaktion Anke Nicolai In der mir wohl vertrauten schönen, ruhigen Stimme der Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff war immer entsprechend der Stimmung im Film die perfekte Dosis Emotion, nicht zu viel, nicht zu wenig! Und jetzt noch einmal zu mir:Ich will auf jeden Fall nicht Prinzessin sein, da wäre ich doch lieber bei den Kühen.Am liebsten will ich aber ins Kino und wie das Foto zeigt, hat es mir gerade ein ganz bestimmter Bär angetan!

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In einer Straße von New York tanzen ausgelassen junge Frauen und Männer in bunten Kostümen.

Jahresausklang mit West Side Story

„Heut Nacht, heut Nacht,ist die Welt voller Licht, mit Sonnen und Monden überall. Heut Nacht, heut Nacht,ist die Welt hell und wild, wird verrückt, Funken ins Weltall schießend.“ Das klingt zwar verdächtig nach dem Spektakel einer Silvesternacht, aber hier strahlt und funkelt das gerade entfachte Feuer einer ganz großen Liebe. „Tonight“ist ein Liebeslied, wunderschön romantisch gesungen von Maria (Rachel Zegler) und Tony (Ansel Elgort) in der von Steven Spielberg neu verfilmten „West Side Story“ Die perfekte Gelegenheit, mein kurzes, aber spannendes Kinojahr mit Freundinnen nach leckeren Tapas ausklingen zu lassen! Leonard Bernsteins Melodien hatten mich schon bei der Erstverfilmung des Musicals von 1961 infiziert. Allerdings nicht im Kino, sondern viele Jahre später in den 70ern mit meinem Sehrestchen und der Nasenspitze ganz dicht vor der Mattscheibe. Damals wie heute zählt zu meinen drei Favoriten: „America“„Amerika, ich bin gern in Amerika,ich mag die Insel Manhattan“ Dieser Tanz mit mitreißenden Rhythmen gehört den jungen puertoricanischen Frauen. Sie singen von ihren großen Erwartungen an die neue Heimat New York mit ihren verheißungsvollen Versprechungen.Und eine ist besonders präsent: Anita, die Freundin des Anführers der Sharks, ganz bezaubernd gespielt von Ariana DeBose.Sie hat einen Oscar genauso verdient wie Rita Moreno, die Darstellerin der Anita in der Erstverfilmung! Bei „America“ und den nicht untertitelten spanischen Dialogen fällt im Unterschied zur Erstverfilmung besonders Spielbergs authentische Besetzung auf. Die Mitwirkenden haben einen hispanischen Hintergrund. Außerdem ist das gesamte Ensemble viel jünger und alle singen ihre Gesangseinlagen selbst. „Dance at the Gym“ist Favorit Nummer zwei.Der spannungsgeladene Tanz der rivalisierenden Jugendlichen mit ihren Partnerinnen in einer riesigen Halle läßt schon kein gutes Ende der Geschichte erahnen. Dabei haben die Sharks und die Jets dasselbe Problem. Sowohl die Latinos als auch die Söhne europäischer Einwanderer kämpfen um Territorien, die vor ihren Augen durch dieselbe Abrißbirne verschwinden. „Cool“Mein absoluter Favorit! „Junge, Junge, hast du eine Rakete in der Tasche? Bleib cool!“ So versucht Tony die aufgeheizte Stimmung bei den Jets zu beruhigen. Er will die drohende Auseinandersetzung mit den Sharks unbedingt verhindern. Besonders angetan haben es mir bei „Cool“ die herrlich schrägen jazzigen Töne und die im Takt schnippenden Finger der Jets. Schon die Musik läßt die sich von einer auf die andere Sekunde ändernde Stimmung erahnen. Meine Favoritin außer Konkurrenz, die Greta App, war natürlich immer dabei.Mit den sehr gut gelungenen Beschreibungen der Szenerie des New York Ende der 50er Jahre, der bunten Kostüme und der Tänze konnte ich in mein Lieblingsmusical so gut wie noch nie eintauchen.Dazu trug auch bei, daß Musik und Gesang so wenig wie möglich übersprochen wurden.Der Text der Audiodeskription stammt von Michael Schorr und Jonas Hauer.Die ruhige Stimme des routinierten Sprechers Andreas Hofer klang sehr angenehm, vielleicht einen Tick zu routiniert? Und damit verabschiede ich mich sang- und klanglos und wünsche einen fantastischen und gesunden Rutsch ins neue Jahr, aber natürlich nicht ohne dieselbe Prozedur wie jedes Jahr! „Dinner for One“ in der Version von Aktion Mensch (mit Audiodeskription):

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Die Blindgängerin von oben aufgenommen. In einer hellen Winterjacke steht sie auf dem Gehweg vor einem Gartenzaun. Am Zaunpfosten ist ein Mikrofon befestigt.

Beim DOK Leipzig 2021

„Hallo, ja Sie mit dem weißen Langstock, bleiben Sie bitte kurz stehen?Genau an dem Zaunpfosten. Da ist ein Mikrofon befestigt.Ich bin hier oben auf meinem Balkon und hätte eine Frage, wohin gehen Sie?“ Warum interessiert Sie das und wer sind Sie überhaupt? „Mein Name ist Pawel Lozinski. Ich mache einen Film, einen Balkon-Film über die Menschen, die hier vorbeilaufen.“ Was für eine tolle Idee! Nicht um die ganze Welt zu reisen, sondern die Leute ins Gespräch zu verwickeln, die einem direkt vor der eigenen Haustür vor die Kamera laufen.Also ich bin gerade auf den Weg ins Kino. „Ins Kino, habe ich das richtig gehört?“ Ja, ich weiß, niemand kann sich vorstellen, daß Blinde etwas davon haben, sich einen Film auf der großen Leinwand anzuschauen. Aber unter bestimmten Voraussetzungen klappt das ganz prima und dafür gesorgt hat auch in diesem Jahr das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm „DOK Leipzig für alle“ lautet das großartige Motto!Es gibt 24 verfügbare Filme mit erweiterten Untertiteln auf der Leinwand, Filmvorführungen mit Induktionsschleife, Filmgespräche mit Gebärdendolmetschung und weitgehend stufenlos erreichbare Säle.Und ich habe die Wahl zwischen sieben Filmen, für die eine Audiodeskription produziert und bei der Greta App zum Download bereitgestellt wurde! „Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht, Sie müssen auf jeden Fall wieder vorbeikommen und erzählen. Und übrigens bin ich auch auf dem Festival und stelle meinen Film „The Balcony Movie“ vor.“ Ich weiß, der steht neben drei weiteren Lang- und zwei Kurzfilmen auch auf meiner Liste. „Da kommt gerade ein sympathisch lächelnder junger Mann auf Sie zu gelaufen, warten Sie auf jemanden?“ Das wird Nino sein. Er begleitet mich nicht zum ersten Mal während eines Filmfestivals in Leipzig. Wir sind ein super eingespieltes Team und müssen jetzt los. Bis später! „Hallo, wie schön, Sie wieder zu sehen! Hatten Sie eine gute Zeit beim DOK?“ Ja, eine sehr gute und spannende Zeit, die rasend schnell verging! Ich leg gleich mal los mit der Greta App, meiner im Kinosaal unverzichtbaren Begleiterin. Sie hat sich bei allen Vorstellungen blitzschnell mit dem Filmton von der Leinwand synchronisiert und mir die Audiodeskriptionen (AD) per Kopfhörer ins Ohr geflüstert, unter anderen von „Nasim“ von Ole Jacobs und Arne Büttner„The Balcony Movie“ von Pawel Lozinski„A Sound of My Own“ von Rebecca Zehr“Pa va heng“ von Franziska von Stenglin Die Teams der ersten drei Filme zählten zu denjenigen, die am Ende des Festivals mit einer Auszeichnung nach Hause gingen. Meinen Glückwunsch, und der geht auch an das Team beim DOK für das glückliche Händchen beim Auswählen der Filme, für die eine AD produziert wurde! Nur einen Wermutstropfen gibt es.Bei meinen beiden vorherigen Besuchen des DOK waren die Audiodeskriptionen durchweg gut bis sehr gut gemacht, bis auf jeweils einen Ausrutscher. Dieser Jahrgang kann da leider nicht so recht mithalten. Hier ein paar Gründe aus meiner Sicht: Daß mit „die Frau mit Kopftuch“ oder nur „die Frau“ Nasim gemeint war, erschloß sich mir erst bei dem Filmgespräch nach der Vorstellung. Dabei stand die Namensgeberin des Films von Anfang an im Fokus der beiden Filmemacher. Sie begleiteten acht Monate die Afghanin Nasim und ihre Familie im Geflüchtetenlager Moria.Nasim hätte eigentlich gleich in der ersten Szene namentlich eingeführt werden müssen, als sie ihrem Sohn die Haare schneidet, und nicht erst, wenn ihr Name irgendwann fällt.Dann hätte man auch einfach sagen können „Nasims älterer Sohn“ statt „der ältere Sohn der Frau“. Ich konnte mir zwar ein ganz gutes Bild von dem Lager und den Menschen machen, aber formuliert war die AD doch ganz schön holprig und verschachtelt. Immer wieder hieß es „Ein anderer Tag“, das sollte sich eher aus der Beschreibung der anderen Bilder ergeben. Und hier ein paar etwas verunglückte Formulierungsbeispiele:Eine ältere Frau, anscheinend die Großmutter, starrt in der Gegend herum, geht kommentarlos davon, er trägt Hose und freien Oberkörper… Und leider konnte ich mich auch mit der Stimme des Sprechers und dem viel zu langsamen Sprechtempo nicht anfreunden. Um so mehr gefiel mir die Sprecherin der AD von „The Balcony Movie“, die mir liebevoll die vielen Menschen vor Pawel Lozinskis Balkon beschrieb.Ohne sein Wissen habe ich mich in die Filmidee des extrem sympathischen polnischen Filmemachers reingemogelt. Vor dem Balkon seiner Warschauer Wohnung habe ich natürlich nicht gestanden, hätte ich aber gerne! Die deutschen Untertitel des im Original gezeigten Films, in dem vor allem polnisch gesprochen wurde, waren für das sehende Publikum auf die Leinwand projiziert. Ich bekam sie von einem tollen Aufgebot von Sprecherinnen und Sprechern in allen Altersgruppen als Voice Over über die Greta App in mein Ohr. Das war wirklich sehr gut gemacht.Aber auch hier habe ich eine Auswahl von nicht so eleganten Formulierungen:Immer wieder hieß es überflüssigerweise „nächste Aufnahme“, „nächste Szene“ oder „als nächstes ein bewölkter Tag“.Eine lebendige Sprache verbietet Wortwiederholungen wie zum Beispiel: „Sie schiebt einen Kinderwagen, in dem ein Kind sitzt, sie gibt dem Kind irgendwas…“„Der dürre Mann, dem Pawel sein Hemd geschenkt hat“, die Erwähnung des „dürren Mannes“ hätte es auch getan.„Der Weg bleibt leer, sie kommt nicht zurück“, ohne Kommentar.Und viel zu umständlich „Allerdings ist die Kamera so eingestellt, daß nur die Beine zu sehen sind.“ Bei „A Sound of My Own“ über die Musikerin Marja Burchard, fehlte mir die klare Ansage „Das ist ein Schwarzweißfilm“!Die junge Frau führt als Bandleaderin das Krautrock-Kollektiv „Embryo“ ihres verstorbenen Vaters fort. Ich kannte weder die Tochter noch den Vater oder das Kollektiv und bin vor Neid erblaßt, wie sich Marja an gefühlt zehn verschiedene Instrumente setzt, jedes beherrscht und jedem tolle Töne entlockt! Ich denke, dieser Film mit experimentellen Elementen war die größte Herausforderung beim Texten der AD und der Sprecher brachte diese auch ganz gut in mein Ohr.Aber auch hier einige Merkwürdigkeiten:Ein weißhaariger Pianist am Flügel, sie wippt und hastet auf und ab, ihr Blick wandert aus dem Fenster, sie guckt zum Musiker neben ihr.Sie schlägt mit ganzer Kraft auf das Schlagzeug, ganz bestimmt nicht! Vielleicht mit ausladenden Bewegungen. Und jetzt ein Ende mit Schrecken bei“Pa va heng” oder „The Dust of Modern Life“ Liem, die zentrale Figur, gehört der ethnischen Minderheit der Sedang an und

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Das Bild ist zweigeteilt. Links die Blindgängerin in Abendgarderobe auf einem roten Teppich vor einer Blumenwand. Darauf sind auch Banner mit den Namen und Logos der Veranstalter und Sponsoren des Deutschen Filmpreises. Rechts die Blindgängerin neben einer großen goldenen Lola-Statue.

Lola 2021

„Tausendmal berührt“ …wäre jetzt stark übertrieben und es ist ja auch nix passiert.Ungerührt ließen die überlebensgroßen Lola-Statuen im Foyer des Berliner Palais am Funkturm nach der Gala das kleine Fotoshooting mit mir über sich ergehen. Weil sie ja im Foyer bleiben mußten, haben die Lolas leider die sehr fetzige, lebhafte und kurzweilige Show der Verleihung des 71. Deutschen Filmpreises verpaßt!Und nicht nur einmal berührt waren die 1.200 geladenen Gäste, unter denen auch meine Freundin Pascale und ich sein durften. Ganz gerührt waren vor allem die Gewinnerinnen und Gewinner, ihnen und natürlich auch den Nominierten meinen herzlichen Glückwunsch!!! Das Making-of-Video zur Lola 21 faßt in gut drei Minuten die Highlights vor und während der Preisverleihung zusammen. In den sozialen Netzwerken ist es bereits veröffentlicht.Die von Kinoblindgänger produzierte barrierefreie Fassung ist in Blindgängerins YouTube-Kanal und hier am Ende des Beitrags zu finden. Ich lasse jetzt den Abend in meinem akustischen Gedächtnis Revue passieren und beschränke mich darauf, was mir spontan und garantiert in falscher Reihenfolge in den Sinn kommt.Aber ganz sicher gleich zu Beginn meldete sich „Das Kino“ zurück, nur hörbar mit einer schönen weiblichen Stimme, die sich immer wieder einmischte. Wenn „Das Kino“ sprach, war – wie ich hinterher erfuhr – eine Frequenzlinie zu sehen, die mal mehr, mal weniger ausschlug, raffiniert! Dann kam ein etwas ungläubiges und zaghaftes „Wow“ von Lorna Ishema.Für ihre Rolle in „Ivie wie Ivie“ wurde ihr die Lola als beste Nebendarstellerin von Oliver Masucci überreicht. Er wußte noch nicht, daß er später selbst mit der begehrten Trophäe als bester Hauptdarsteller nach Hause gehen würde. Mal ganz anders war die Reaktion von Thorsten Merten, Gewinner der Kategorie „Beste männliche Nebenrolle“ in „Curveball – Wir machen die Wahrheit“.Er bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die ihm damals ein kostenloses Schauspielstudium ermöglicht hätten. Falls sein Preis dotiert sei, wolle er die Summe spenden, damit auch Söhne und Töchter nicht reicher Eltern diesen Beruf erlernen können. Ein emotionaler Höhepunkt war die von Klaus Maria Brandauer gehaltene Laudatio für Senta Berger, die mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.Eigentlich war es eine Liebeserklärung an die große Schauspielerin, die von allen im Saal inklusive Pascale und mir mit nicht enden wollenden Standing Ovations begrüßt wurde!Als sie zu sprechen begann, war mein erster Gedanke, wie wunderschön, klar, ruhig und jugendlich ihre Stimme immer noch klingt, eben unverkennbar Senta Berger!Diesen Moment des Wiedererkennens hatte ich bei Klaus Maria Brandauer leider nicht, obwohl ich das für ihn typisch leicht Näselnde in der Stimme von seinen großartigen Rollen her noch gut im Ohr habe. Claus Kleber holte mit einer sehr engagierten Laudatio die Nominierten für „Bester Schnitt“ stellvertretend für alle, die in diesem Gewerk tätig sind, aus ihren verborgenen Kammern ins Rampenlicht! Der Preis ging an Claudia Wolscht für ihre Arbeit in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“. Und jetzt ein kräftiger Tusch für die Live-Band und die beiden Sängerinnen!Die Musik ging in die Beine und mahnte sehr taktvoll alle mit einer Lola in den Händen, mit ihren Danksagungen zum Ende zu kommen.Bei den ersten zarten Tönen der melancholischen Melodie des Liedes „Als ich fortging“ der ostdeutschen Band Karussell erhoben sich alle von ihren Plätzen. Katrin Sass übernahm das Mikrophon und sang mit einer Stimme, für die mir die Worte fehlen und bei der ich Gänsehaut bekam. Ein sehr berührender Abschied von den im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedern der Filmakademie!Pascale flüsterte mir die unter den Porträts eingeblendeten Namen zu und bei Tatjana Turanskyj zuckte ich zusammen, obwohl ich von ihrem kürzlichen Tod wußte.Mir ist immer noch eine flammende Rede der feministischen Filmemacherin und Aktivistin im Ohr, die ich vor knapp zwei Jahren bei Vorbereitungen für eine Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste kennenlernte. Wie es danach auf der Bühne weiterging? Ich mache hier weiter mit Musik.Die rund 2.000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmen in einer geheimen Wahl ab, wer von den Nominierten mit einer Lola ausgezeichnet wird. In der Kategorie „Beste Filmmusik“ durfte sich Lorenz Dangel freuen. Er erklärte sehr bildhaft, wie ihn Geräusche eines weggeworfenen Kanisters und von Haarnadeln zur Musik des Films „Tides“ inspirierten. Auch ich vergebe wieder eine Lola, in der von mir gerade ausgedachten Kategorie „Beste Moderation der letzten Jahre“ und die geht an Daniel Donskoy!Er kann super singen, tanzen – das weiß ich von Pascale – und führte charmant mit seiner sympathischen Stimme, die immer noch in meinen Ohren nachklingt, durch den Abend. Auf unserem Rundgang nach der Gala taten wir, was alle taten, uns mit Köstlichkeiten stärken und mit ein, zwei Drinks anstoßen. Pascale meinte, alle, denen wir begegneten, lächelten sie an. Sie hatte den Eindruck, mit dem Gedanken, wie nett, daß sie ihre blinde Freundin als Begleitung mitgenommen habe. Dabei war es ja umgekehrt, aber sie wird schon recht haben: Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, wie Film und nicht sehen können zusammenpassen. Der Filmakademie ist auf jeden Fall trotz der Noch-Corona-Zeiten ein perfekt organisiertes Event gelungen. Besonders erwähnen möchte ich die vielen sehr aufmerksamen und hilfsbereiten Menschen im Service! Gen Mitternacht wieder bei den Lolas im Foyer angekommen, machten wir die Fotos und dann uns auf den Heimweg.Allen, die bis hierher gelesen haben, möchte ich die Textzeile eines Songs während der Gala auf den Weg geben: “Geh ins Kino, weil das Kino dich vermißt!“

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Daniel Craig als James Bond vor einer stilisierten Pistole. Rechts auf dem Filmplakat in goldener Schrift der Titel "Keine Zeit zu sterben".

James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben

„Der Hauch des Todes“ umspielt ihn auf Schritt und Tritt, wenn er zumeist „Im Angesicht des Todes“ die Welt rettet!Bei seinen bisherigen Missionen hatte der Geheimagent James Bond allerdings einfach keine Zeit zu sterben. Der aktuelle Filmtitel läßt viel Raum für Spekulationen darüber, ob oder ob nicht?Ich könnte, wenn ich wollte, ein bißchen ausplaudern, aber mir kommt kein Sterbenswörtchen über die Lippen. Das ist Ehrensache, denn auch ich war vor einem Jahr in geheimer Mission mit Holger Stiesy unterwegs. Bei einem konspirativen, aber eher unspektakulären Treffen besprachen wir Holgers Text der Audiodeskription für „Keine Zeit zu sterben“. Was für eine große Freude und nur soviel sei zum Film verraten, beide Daumen hoch! Nachdem anschließend Hannah Schwarz ein kritisches Auge auf den Text geworfen hatte, kam die sehr routinierte Sprecherin Diana Gaul zum Zug. Und jetzt ist es endlich soweit, ich kann mir das Ergebnis im Kino über die Greta App anhören. Was für ein Fest und eine Premiere, einen Bond-Film zum Kinostart mit Hörfilmfassung über die App zu erleben! Ermöglicht hat dies Universal Pictures Germany und dafür ein ganz großes Dankeschön! Wie auch immer die Sache für Daniel Craig noch einmal als Bond ausgeht, es gibt „Ein Quantum Trost“. Denn das Leben geht weiter! Jetzt habe ich keine Zeit zu verlieren, rein in die Klamotten und los geht’s zum Palais am Funkturm.Ich sage nur soviel: LOLA!

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An einem Schreibtisch sitzt die Blindgängerin in gestreiftem Hemd mit schmaler schwarzer Krawatte und hellem Sakko. Sie locht Stapel von Papierbogen. Hinter ihr eine Regalwand mit Aktenordnern.

Coup

„Moin!“ Geht immer als Begrüßung im Norden. Nur die Kaffeetasse in Rüdis Hand läßt auf den frühen Morgen schließen. Ansonsten wäre es garantiert eine Bierflasche oder ein Kurzer.Nicht nur einmal düst er nach einer feuchtfröhlich durchfeierten Nacht direkt vom Schuppen des Motorradclubs in den Klamotten vom Vortag – Anzug, Kragen, Lederschlips – per Motorrad zur Arbeit in die Bank. Während seine Kumpels im Clubraum verteilt noch weiter ihren Rausch ausschlafen, ist sein Verstand schon hellwach. Deshalb gelingt ihm auch der grandiose „Coup“, seinen Arbeitgeber, eine Bank im Norden Hamburgs, diskret und zunächst unbemerkt um satte 2,5 Millionen DM zu erleichtern. Neugierig geworden, wie er das geschafft hat?Ganz banal eigentlich: Lochen statt Schnippeln!Aber das ist nur der erste Schritt. Die bis ins kleinste Detail aufgedröselte Auflösung gibt’s jetzt im Film von Sven O. Hill mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln über die Greta App im Kino. Marie – Kinoblindgängers mit Spenden- und Sponsorengeldern produzierte barrierefreie Filmfassungen – hatte ihre Hand auch mit im Spiel, natürlich ohne lange Finger gemacht zu haben. Eigentlich wird Marie nur bei internationalen Arthouse-Filmen aktiv, aber von „Coup“ war sie so begeistert… Sie mußte auch nicht so tief wie gewohnt in die Tasche greifen. Die Kosten teilte sie sich mit Salto Film. Aber wer hat sich diese unglaubliche Geschichte eigentlich ausgedacht?Kein Schriftsteller oder Drehbuchautor, sondern einer vom Fach!Ein Bankangestellter Anfang 20 war’s und die Geschichte spielte sich tatsächlich genauso im Jahr 1988 im Norden Hamburgs, in Luxemburg, im Frankfurter Bankenviertel und in Sydney ab. Wurde dem heute Mitte 50-jährigen seine Geschichte jetzt geklaut?Nein! Im Gegenteil, er war sofort damit einverstanden, daß Sven O. Hill die bei vielen Treffen gefilmten Original-Interviews für sein Regiedebüt „Coup“ nutzt.Mit viel Freude, oft verschmitzt lächelnd, erzählt er sehr ausführlich von damals und klingt wie ein Hamburger Urgestein. Nur seinen Namen behält er für sich. Bei den nachgespielten Szenen hat er aber einen!„Der ist ja genauso wie ich vor 30 Jahren“,so lautete sein begeisterter Kommentar über den Schauspieler und Musiker Daniel Michel, der als Rüdi seinen Coup noch einmal auf der Leinwand landet. Das Herzerfrischende an Sven O. Hills Film ist, daß sich die originalen Interviews, gemalte Animationen und nachgespielte Szenen sehr geschmeidig die Klinke in die Hand geben.Der beste Beweis ist schon der barrierefreie Trailer in Blindgängerins YouTube-Kanal! Außer Daniel Michel als Rüdi sind noch dabei:Tomasz Robak als sein Komplize TobiLeonard Kunz als Rocker SpeedyRocko Schamoni als RechtsanwaltPaula Kalenberg als Rüdis Freundin Apropos Freundin.Die Tonmeisterin Gislinde Böhringer fragte während der Sprachaufnahme der Audiodeskription bei 48hearts productions:„Der wird sich doch nicht etwa mit der Kohle vom Acker machen und Freundin und zweijährigen Sohn sitzenlassen?“Ich meinte nur abwarten! Des weiteren hatten folgende an der Audiodeskription/ den erweiterten Untertiteln Beteiligte ihr diebisches Vergnügen:Skript: Ralf Krämer, Barbara FickertRedaktion: Susanne LinzerSprecherin: Nadja Schulz-BerlinghoffErweiterte Untertitel: Anna Pristouschek Jetzt stehle ich mich vom Acker und verabschiede mich mit kriminellen Grüßen, oder doch lieber mit einem fröhlichen „Moin Moin“!

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Auf einer Wiese steht vor einem weißen Gatter in der Bildmitte ein braunes Pferd. Links neben ihm die Blindgängerin in Jeans und einem geblümten Shirt. In der Hand hält sie eine Wodkaflasche. Sie schmiegt ihre Wange an den Kopf des Pferdes. Rechts die Reitlehrerin Julia, die das Pferd hält.

Der Rausch

„Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd,bei manchen ist es umgekehrt.“ Ein Trinkspruch nur aus Sicht der Zweibeiner. Pferde saufen nämlich immer, aber ausschließlich alkoholfreies Wasser. Das dafür in riesigen Zügen. Wodka, nein danke, gab mir Pepino, der liebe Dunkelbraune mit herrlich wuscheliger Mähne, unmißverständlich zu verstehen. Statt sich für die Flasche in meiner Hand zu interessieren, ging sein Kopf bei jeder Gelegenheit runter zum lecker saftigen Gras unter seinen Hufen. Die Möhre, die aus der Hosentasche der Reitlehrerin Julia lugt, hatte er noch gar nicht entdeckt.Hier ein Dankeschön an das Gut Seeburg in Brandenburg fürs Erlauben des Fotoshootings mit Pepino, das mein Herz als Pferdenärrin höher schlagen ließ! Aber ich wollte ja eigentlich nix vom Pferd erzählen, sondern über Thomas Vinterbergs grandiosen Film „Der Rausch“ Ab sofort mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln über die Greta App im Kino! Der barrierefreie Filmtrailer ist jetzt auf dem YouTube-Kanal der Blindgängerin zu finden. Wodka, sehr wohl! Gibt’s zum ersten, aber keineswegs letzten Mal zum Kaviar.Nikolaj (Magnus Millang) feiert mit drei Freunden seinen 40. Geburtstag in einem Restaurant.Skål, prosten sich die vier immer wieder zu, wenn der Kellner schwärmerisch mit gastronomischer Lyrik nicht nur den Gästen den Mund wässrig macht. Die Marie, so nennt Kinoblindgänger seine mit Spenden- und Sponsorengeldern produzierten barrierefreien Fassungen, hat es wieder einmal in den Norden verschlagen.Der unter anderem mit einem Oscar preisgekrönte Film aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden kann doch nicht ungehört und ungesehen an den Kinofans mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung vorbeirauschen! Jetzt aber zurück ins Restaurant zu den vieren, die am selben Gymnasium unterrichten.Peter, der Musiklehrer (Lars Ranthe), ist schon bei der Champagnerrunde begeistert dabei, während der Sportlehrer Tommy (Thomas Bo Larsen) als Freund vom Frischgezapften erst überzeugt werden muß. Martin (Mads Mikkelsen) bleibt vernünftigerweise zunächst bei Wasser, weil er noch fahren und etwas für den Geschichtsunterricht vorbereiten muß. „Aber was heißt schon vernünftig“ wirft Nikolaj ein, der Psychologie unterrichtet, und bringt die Theorie des norwegischen Philosophen und Psychiaters Finn Skårderud auf den Tisch.Es sei aus vielen Gründen vernünftig, immer 0,5 Promille im Blut zu haben, meint der Wissenschaftler. Martin, der einige Probleme mit sich rumschleppt, kommt ins Grübeln und nippt nun doch an einem Wodka. Die letzten Zweifel wirft er über Bord, als er dem Gesang der Folkloretruppe lauscht: „Leere dein Glas, siehe, der Tod erwartet dich!“ Der feuchtfröhliche Abend geht zu Ende. Aber Skåderuds These bleibt in den Köpfen und die Freunde beschließen, die Theorie in die Praxis umzusetzen.Was für eine Schnapsidee! Das kann nicht gut gehen und ich verrate nur soviel, das tut es auch nicht unbedingt. Es ist jedenfalls ein Hochgenuß, dem hochkarätigen Ensemble bei den während eines Jahres durchlebten Hochs und Tiefs zuzuschauen. Dazu gehören auch Maria Bonnevie als Martins Frau Anika und Susse Wold als Rektorin. Alle an der Audiodeskription Beteiligten waren zwar berauscht, aber das hatte nichts mit irgendwelchen Flüssigkeiten zu tun.Text: Inga Henkel und Barbara Fickert, Redaktion: Lena HoffmannSprecherin: Johanna Maria Zehendner, Sprachaufnahme und Mischung: Alessandro Mongardini bei 48hearts productions/speaker-search. Die Erstellung der erweiterten Untertitel legte Kinoblindgänger wie immer vertrauensvoll in die sachkundigen Hände von Subs Hamburg.Stefanie Georgi hatte den Rausch bereits aus dem Dänischen übersetzt. Sie war mit dem Film also bereits sehr vertraut und das merkt man den SDHs auch an!Besonders gut gefällt mir bei den Untertiteln immer die Beschreibung der Musikstile.Der als funkige Instrumentalmusik beschriebene Song „Cissy Strut“ von The Meters macht sofort Gänsehaut und der Titelsong, eingeführt als schwungvoller Synth-Pop „What A Life“ von Scarlet Pleasure mag gar nicht mehr aus dem Kopf gehen! Zum Schluß muß ich den Trinkspruch allerdings etwas einschränken.Ich habe Pferde einmal genüßlich von einem Tablett Bier schlürfen gesehen und dazu paßt die Bestellung im Saloon aus einem Uraltwestern, die in meinem Kopf herumspukt:„Whiskey für mich, Bier für mein Pferd!“

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Das Bild ist zweigeteilt. Links die Blindgängerin in einer dicken Winterjacke vor dem Delphi Filmpalast. Sie hält ein Glas Sekt in die Höhe. Rechts steht sie vor einem Plakat der Berlinale 2021, das eine Bärenfigur zeigt. Die Blindgängerin trägt Jeans und eine bunte Sommerbluse. Auch hier hält sie ein Glas in der Hand und prostet fröhlich lachend der Kamera zu.

Bärenstarker Auftakt

Da stehen wir, dicht an dicht vor verschiedenen Kulissen, ich und ich, und heben unsere Gläser AUFS KINO! Das eine Ich in dicker Winterjacke beantwortete bei frostigen Temperaturen vor dem geschlossenen Delphi Filmpalast folgende Frage: „Was machst du, wenn Corona vorbei ist?“Diese Frage stellte im Januar die Abendschau Berlinerinnen und Berlinern und so auch mir.Meine unschwer zu erratende Antwort gab es in dem liebevoll gemachten, leider nicht mehr verfügbaren Filmbeitrag „Sehnsucht 2021 – Kino“. Fünf Monate später, auch wenn Corona noch nicht ganz ausgestanden ist: Das andere Ich in sommerlicher Bluse kann es kaum abwarten, im eigens für die Berlinale auf der Museumsinsel eingerichteten Freiluftkino endlich wieder einen Film auf der großen Leinwand zu erleben. Und dann noch einen und noch einen! Einen besseren Auftakt meiner endlich wieder möglichen Kinosaison als mit dem Berlinale Summer Special hätte ich mir nicht wünschen können. Der war einfach bärenstark! Drei großartige Filme in drei wunderschönen Freiluftkinos bei traumhaftem Wetter mit gekühlten Getränken in fröhlich entspannter Atmosphäre! „Nebenan“ von Daniel Brühl im Freiluftkino Friedrichshain„Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader im Freiluftkino Museumsinsel„Fabian oder der Gang vor die Hunde“ von Dominik Graf im ARTE Sommerkino Schloß Charlottenburg Bei den Orten fällt mir die Entscheidung recht leicht, das lauschige Freiluftkino Friedrichshain gefiel mir am besten. Die Filme spielen alle in Berlin, einmal in der Gegenwart, der näheren Zukunft und der Vergangenheit.Ich empfehle unbedingt alle drei! Die Audiodeskriptionen gab es über die Greta App und da war meine Favoritin die für „Ich bin dein Mensch“, gefolgt von der von „Fabian“. Bei „Nebenan“ fand ich die Sprecherin sehr gut, die Sätze waren aber oft zu lang und ein bißchen verschraubt. Statt objektiv zu beschreiben, wurde häufig gewertet.Die Greta App hat mit neuem Gesicht, aber gewohnter Bedienbarkeit immer super funktioniert. Zum Schluß ein ganz großes Dankeschön an: Die Berlinale für das kleine, aber feine barrierefreie Angebot!Das freundliche Team am Inklusions-Ticketschalter und den noch nie so unkomplizierten Kartenerwerb!An Anke Nicolai und ihr Team fürs Zusammenstellen der Filme bei der Greta App und das freundliche und aufmerksame in Empfang nehmen der Nutzerinnen und Nutzer der App bei den jeweiligen Vorstellungen! In der Musiktheorie verwendet man den Begriff Auftakt für den Anfang eines Musikstückes, das nicht mit einem vollständigen Takt beginnt.So ist es auch gerade mit den Kinos, die zwar abgesehen von den Freiluftkinos nur vereinzelt schon geöffnet haben, aber insgesamt und bundesweit dann am 01. Juli durchstarten.Ich bin guter Dinge, daß kein Delta, Gamma oder sonst was dazwischenfunkt!

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