Blog Blindgaengerin

Autorenname: Barbara

Die Blindgängerin mit drei jungen Männern im Foyer des Kinos Cinestar in Leipzig

Beim DOK Leipzig 2019

Ich war noch niemals im Knast! Aber gerade bestand die Möglichkeit beim 62. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm! Wie vor zwei Jahren schrieb sich das Festival die wunderbar inklusive, schnörkellose Devise ganz groß auf die Fahne „Wir wollen, daß möglichst viele Menschen DOK Leipzig besuchen können.“ und setzte damit für andere Filmfestspiele nach wie vor wegweisende Maßstäbe! In diesem Jahr enthielt das barrierefrei geschnürte Paket 40 Filme mit deutschen und deskriptiven Untertiteln. Diese wurden bei den Vorstellungen für alle lesbar auf die Leinwand projiziert.Für 17 Filme standen teils eigens für das Festival produzierte Hörfilmfassungen bei der Greta App zum Download bereit. Davon landeten zehn in meinem persönlichen Päckchen, beziehungsweise auf meinem Smartphone. Ein Ohrenschmaus, aber auch ein ganz schön sportliches Programm für knapp drei Tage, zu dem mich das Festival-Team eingeladen hatte.Dafür ein ganz großes Dankeschön! Mit meiner Presseakkreditierung konnte ich mich theoretisch so frei und uneingeschränkt wie ein Fisch im Wasser durch alle Filmvorstellungen, Veranstaltungen und auch Partys bewegen. Und praktisch funktionierte das deshalb ganz prima, weil Franziska von morgens bis abends an meiner Seite war. Organisiert hat mir diese liebe Begleitung Susanne Jahn, zuständig für die Inklusion beim DOK. Nur aus dem Knast mußte ich, beziehungsweise mein Handy, wegen Sicherheitsbedenken draußen bleiben.Das hätte ich dort aber unbedingt gebraucht, um mir „Robolove“ und vorher den Kurzfilm „Warum Schnecken keine Beine haben“ mit Audiodeskription über die Greta App beim DOK im Knast in der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen anschauen zu können.Seit einigen Jahren bewertet eine Gefangenen-Jury ausgewählte Filme und vergibt dann den sogenannten „Gedanken-Aufschluß-Preis“. Und der ging in diesem Jahr an „Robolove“ von Maria Arlamovsky.Ich wäre schon sehr gerne dabei gewesen, wenn der Knast zum Kinosaal wird, und mit den jungen Leuten nach dem gemeinsamen Schauen der Filme ins Gespräch gekommen.Und warum haben nun Schnecken keine Beine? Nach wie vor keine Ahnung! Das großartige an Dokumentarfilmen ist, daß Fragen beantwortet werden, auf die man wie bei den Schnecken erst einmal kommen muß. Hier noch ein paar solcher Fragen und Antworten: Wie ergeht es Frauen in einem abgelegenen armenischen Bergdorf, wo die Männer neun Monate im Jahr am Stück im weit entfernten Russland zum Geldverdienen sind?Nach Tamara Stepanyans berührendem und sensiblem Film „Village of Women“ mit einer gelungenen Audiodeskription kann ich mir das ganz gut vorstellen.Und ganz wichtig, die in Armenisch geführten Gespräche und Interviews bekam ich wie die Audiodeskription ins Deutsche als Voice Over über die Greta App in mein Ohr.So konnte ich mir ein Bild von den charismatischen Frauen, den Kindern, gelegentlich auch von einem Mann und der wunderschönen, rauen Landschaft machen. Die Hörfilmbeschreibung harmonierte sehr schön mit dem Rhythmus des Lebens im Dorf, wo die Uhren sehr langsam ticken! Nächste Frage: Was sind „Space Dogs“? Laika, eine Moskauer Straßenhündin zum Beispiel!Sie wurde 1957 als erstes Lebewesen gezielt ins Weltall katapultiert und verstarb gleich nach dem Start der Kapsel. Nach einer Legende, die sich bis heute hält, soll sie als Geist auf die Erde zurückgekehrt sein und seitdem durch die Straßen Moskaus ziehen.So auch Schwarzschnauze und Hinkebein, die mal gemeinsam als Team, mal als Rivalen oder solo durch die russische Metropole stromern. Was sie dabei alles erleben, halten Elsa Kremser und Levin Peter mit der Kamera fest. Zwischendurch gibt es Archivaufnahmen aus der Sowjetzeit von Laborversuchen, wie Hunde auf Weltraumflüge vorbereitet wurden.Das war schon thematisch nicht unbedingt mein Film.Und dann ließ auch noch die Audiodeskription sehr zu wünschen übrig!Menschliche Dialoge waren die Ausnahme. Meistens hörte ich von den Hunden verursachte Geräusche oder die typische Geräuschkulisse einer Großstadt. Es wäre also viel Zeit für die Beschreibung der Hunde, ihrer Mimik und Gestik und der Umgebung gewesen. Das geschah aber extrem spärlich mit minutenlangem Schweigen zwischendurch. Viel zu oft bemerkte ich Gefühlsregungen im Publikum, die ich mir nicht erklären konnte, ein ganz schlechtes Zeichen!Und dann wurden Geräusche beschrieben, auf die ich gefühlt Minuten warten mußte, das ist kein gutes Timing! Diese Audiodeskription war ein Ausrutscher, die Qualität aller anderen war gut bis sehr gut, möchte ich an dieser Stelle betonen! Frage Nummer 3: Wie ticken „Russlands Millenniumskinder“? Ganz verschieden und ganz anders, als ich vermutet hätte! Die sieben inzwischen volljährigen jungen Leute, mit denen Irene Langemann sprach, haben eins gemeinsam, sie sind alle am 31.12.1999 an verschiedenen Orten in Russland geboren.Und genauso lange ist Putin an der Macht. Das hat ihnen weniger geschadet, als man meinen könnte. Es war mir eine Freude, die sieben Persönlichkeiten näher kennengelernt zu haben!Die deutschen Untertitel, die für das sehende Publikum im Kinosaal auf die Leinwand projiziert waren, bekam ich von Sprecherinnen und Sprechern als Voice Over über die Greta App in mein Ohr. Das war eine Menge, weil die jungen Leute sehr viel zu erzählen hatten. Ich konnte dem aber sehr gut folgen. Zunächst hörte ich immer ganz kurz die Stimmen der Millenniumskinder und dann das deutsche Voice Over.Das war hervorragend getimed und gemischt! Vierte Frage: Was machen Fußballspieler nach ihrer Profikarriere? Wie verschieden die Wege sein können, zeigen Christoph Hübner und Gabriele Voss sehr kurzweilig in „Nachspiel“! Zu Wort kommen die drei einstigen Hoffnungsträger der Profimannschaft Borussia Dortmund Florian Kringe, Heiko Hesse und Mohammed Abdulai.Ich habe den drei jungen Männern sehr gerne zugehört und war überrascht, als der Film nach der 8. Nachspielfilmminute plötzlich zu Ende war. Die Audiodeskription war sehr gut gemacht! Das fand auch einer der drei Studenten der Uni Leipzig, die mich in den Film begleitet hatten, und der die Greta App während der Vorstellung ausprobierte.Sie drehten während des DOK einen Beitrag für ihr Seminar „Magazinproduktion“ zum Thema Barrierefreiheit und Kino und ich war eine ihrer Protagonistinnen. Ich bin sehr auf das Ergebnis gespannt!Und dann hieß es für mich nach einem Selfie mit den drei sympathischen jungen Leuten Abpfiff! Ich freue mich schon aufs Wiederkommen im nächsten Jahr zum DOK nach Leipzig, ob mit oder ohne Knast! Nachtrag: Hier der Vollständigkeit halber noch die sechs aus Zeitgründen leider unkommentierten Filmtitel von meiner Liste! „In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran“ von Narges Kalhor gewann total verdient den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts! „Waldstück“ von Hannes Schilling „It Takes

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Der Moderator Markus Kavka und die Blindgängerin im Gespräch. Sie sitzen in einem Kinosaal auf roten Polstersesseln. Im Hintergrund Filmplakate.

Im TV bei „Unicato“!

Je später der Abend, desto schöner das Fernsehprogramm! Ein Beispiel dafür ist das Kurzfilmmagazin Unicato – Junger Film im MDR kurz nach Mitternacht an jedem zweiten Mittwoch im Monat beim Mitteldeutschen Rundfunk. Und heute wird es in der Nacht vom 13. auf den 14. November wieder einmal später und umso schöner! Um 0:20 Uhr dreht sich bei Unicato INKLUSIVE alles um inklusive Filmkultur. Und ab sofort ist die Sendung für vier Wochen online unter Unicato INKLUSIVe Filmkultur Ich durfte mit dem Moderator Markus Kavka, der sehr sympathisch durch die Sendung führte, in Leipzig ins Kino Cineding gehen und über meine Erfahrungen als blinde Cineastin erzählen. Dann schauten wir uns gemeinsam „Sandmädchen“ an, ich natürlich mit der Greta App. Der Dokumentarfilm ging mir wieder genauso unter die Haut wie vor zwei Jahren. Und kaum war der Film von Mark Michel zu Ende, kam der Filmemacher ins Cineding und sprach darüber, wie es zu dem Film über und vor allem gemeinsam mit der Protagonistin Veronika Reila kam. Leider mußte ich mich nach einigen Minuten verabschieden und habe mich riesig gefreut, als mir Mark noch schnell eine DVD von „Sandmädchen“ in die Hand drückte. Der Film hat eine beeindruckende weltweite Tour bei vielen Festivals hinter sich und gewann viele Preise! Jetzt ist „Sandmädchen“ auch als DVD und Video-on-Demand erhältlich und warum man sich dieses Angebot auf keinen Fall entgehen lassen sollte, steht hier: blindgängerin.com/sandmaedchen Jetzt aber wieder zurück zu Unicato! Nach dem Motto je später der Abend, umso interessanter die Gäste, bin ich schon sehr gespannt auf die Leute, die heute nacht zu Wort kommen. Und natürlich auf die passend zum Thema ausgewählten Kurzfilme. Diese haben extra eine Audiodeskription und erweiterte Untertitel erhalten und auch Markus Kavka macht sich die Mühe, viele Beschreibungen der gezeigten Bilder und Personen in seine Moderation aufzunehmen! Zum Schluß ein großes Dankeschön an Markus Kavka und das gesamte Unicato-Team für die nette und entspannte Atmosphäre im Cineding!

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Ein Selfie zeigt Seneit Debese von der Greta und Starks App und die Blindgängerin. Sie stehen vor einem großen Plakat der 19. Filmkunstmesse Leipzig 2019.

Die Filmkunstmesse Leipzig 2019

Ich schreibe, also bin ich… …gewesen in Leipzig bei der 19. Filmkunstmesse und ich denke, also bedanke ich mich wieder einmal beim Veranstalter, der AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V., ganz herzlich fürs Akkreditieren! Schon zum vierten Mal durften zwei vom Team der Kinoblindgänger gGmbH bei allen Kinovorstellungen, Seminaren, Workshops und abendlichen Events dabei sein! Dieses Jahr war ich zwar alleine für Kinoblindgänger bei der Fachmesse unterwegs, aber nie länger als ein paar Minuten allein. Wie auch unter rund 1.200 Menschen, deren Herzen das Kino weit über das berufliche Interesse hinaus höher schlagen läßt! Meines ja auch. Kaum angekommen, verschlug es mich am Mittwochnachmittag auf die kanarische Insel La Gomera in einem der Säle des Passage Kinos, dem Herzen der Filmkunstmesse. In diesem deutsch-rumänisch-französischen Thriller fiel in der gezeigten Fassung kein deutsches Wort. Es wurde fast ausschließlich rumänisch gesprochen und auf gomerisch gepfiffen. Die bis heute hauptsächlich auf La Gomera praktizierte Pfeifsprache El Silbo zu erlernen, scheint ziemlich schwierig zu sein. Wer sie beherrscht, kann dann aber über einige Kilometer brisante Informationen zwitschern, die nur für ganz bestimmte Ohren gedacht sind. Meine Ohren würden sich über eine deutsche Fassung von „La Gomera“ – vielleicht sogar mit Audiodeskription – beim Kinostart im Februar 2020 freuen! Dann könnte ich auch nachvollziehen, warum das Publikum gelacht hat und bei einer Szene ziemlich erschrocken aufstöhnte. Von den Kanaren ging die Reise auf der Leinwand weiter dahin, wo ich gerade war, nämlich nach Leipzig! Dort spielt im geschichtsträchtigen Sommer und Herbst 1989 „Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“. Der Kinostart des Familienfilms am 09. Oktober 2019 ist deshalb kein Zufall. Mein Platznachbar erzählte mir ganz begeistert, wie liebevoll die Figuren und die Kulisse gezeichnet seien. Und mir ging die Geschichte von Fritzi, ihrer Freundin Sophie und dem Hund Sputnik ans Herz! Ich trau’s mich kaum zu sagen, aber ich habe nur diese beiden der über 70 Filme geschafft, die die Verleiher während der fünftägigen Filmkunstmesse präsentierten. Der Grund war das spannende und interessante Angebot von Seminaren, Workshops und Diskussionen wie z.B. die unter dem Motto: „Wie politisch ist Kino heute? Welche Rolle spielt der Ort Kino für öffentliche Debatten?“ Allein die Tatsache, daß über diese Frage in einem Kinosaal öffentlich diskutiert wurde, ist schon ein Teil der Antwort! Nicht nur die sehr engagierten Gäste, auch das Publikum beteiligte sich lebhaft an der Debatte. Besonders beeindruckt war ich vom Mut der Kinobetreiberin Karin Leicher aus Hachenburg. Nach ihrer Ankündigung, AfD-Mitgliedern freien Eintritt zu der Aufführung von „Schindlers Liste“ am 27.01.2019 zu gewähren, wurde sie massiv bedroht. Trotz großer Sorge um sich und ihre Familie hielt sie an ihrem Entschluß fest! Der Mittwoch klang wie jedes Jahr mit der Verleiherparty aus. Nur aus Vernunftgründen verabschiedete ich mich dort schon gegen 0.30 Uhr von einer sehr lustigen Runde. Am Donnerstag schon um neun Uhr stellten in einem Seminar mit Workshop einige Anbieter ihre Lösungen zum Thema „Digitale Kundenkommunikation“ vor. Bei jedem Kinobesuch versuche ich, mir die Filmtitel zu merken, für die im Vorprogramm Trailer gespielt wurden. Ein aussichtsloses Unterfangen! Eine super Lösung ist die von Katja Struwe präsentierte Trailer App, die einen nach dem Kinobesuch per Push Message an die gezeigten Trailer erinnert! Auch Seneit Debese kam zu Wort. Sie stellte einige Neuigkeiten bei der Greta und Starks App vor, die bereits über 40 Tausend Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Danach stellten wir uns für ein Selfie vor das Plakat der Filmkunstmesse! Beim Gedanken an Ostpakete kommt mir als absoluter Nasenmensch zwar kein spezieller Geruch in die Nase, aber die Erinnerung an die besten Dresdner Stollen überhaupt! Die bekamen wir immer zur Weihnachtszeit als Dankeschön für die Westpakete. Bei den Empfängern von Westpaketen scheinen allerdings bis heute ganz bestimmte Geruchserinnerungen aufzukommen. Diesem Phänomen gehen Maja Stieghorst und Brit-J. Grundel sehr amüsant in ihrem Film „Der Duft des Westpakets“ nach! Die beiden waren zwei von sechs Filmemacherinnen, die ihre Projekte unter dem Motto „Female Spirit“ vorstellten. Ich werde auf jeden Fall die Witterung zu einer Kinovorstellung über die Westpakete aufnehmen! Wie jedes Jahr hatte die Filmkunstmesse ihren Höhepunkt Donnerstag abends mit der Verleihung der Gilde Filmpreise. Und wie immer verteilte der Filmkritiker Knut Elstermann in seiner gewohnt lockeren sympathischen Art die Trophäen. Riesig gefreut hat mich der Preis der Jugendjury an „For Sama“. Für diesen ganz besonderen Dokumentarfilm hat Kinoblindgänger gGmbH dank der Unterstützung von Aktion Mensch gerade die barrierefreie Fassung produziert! Dann konnte ich beglückt von vielen tollen Gesprächen und mit neuen Eindrücken den Heimweg antreten. Und ich hoffe, also freue ich mich schon einmal auf die Filmkunstmesse Leipzig 2020!

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Die Blindgängerin sitzt mit einer Flasche Klebstoff in den Händen an einem Terrassentisch. Vor ihr liegt Bastelmaterial und daneben steht Forky, die Filmfigur, aus einem Göffel gebastelt.

Toy Story – Alles hört auf kein Kommando

Was ich mit Plastikbesteck verbinde? Ökologischen Wahnsinn und verzweifelt solange an einem Stück Fleisch auf einem Pappteller herum zu säbeln, bis sich entweder eine der Zinken oder des Messers stumpfe Schneide verabschiedet. Wie beim Einweggeschirr gibt es auch für Plastikbesteck nach dem Essen nur einen Weg, nämlich den in den Müll und das für immer! Es sei denn, man gehört zur Spezies der Göffel und ist der Neue bei „Toy Story – Alles hört auf kein Kommando“ Die vierte Episode der Geschichte (Regie: Josh Cooley) beginnt im Zimmer der kleinen Bonnie. Dort tummeln sich die tollsten Spielfiguren und sogar gleich drei Barbie-Puppen. Ich hatte eine und die war mein ganzer Stolz. Bonnies Favorit ist aber der Cowboy namens Woody, der, wenn er eins hätte, sein Leben für sie gäbe. Aber halt, er hat ja eins, wie alle anderen auch! Ist keine Menschenseele weit und breit, erwecken die Spielsachen von einer Sekunde zur anderen zum Leben und veranstalten die dollsten Sachen. Nähert sich ein Menschenkind, wuselt alles wieder in die Ausgangsposition zurück und erstarrt, als wäre nichts gewesen, faszinierend! In Lebensgefahr ist Bonnie zwar nicht, aber der erste Tag in der Vorschule rückt unaufhaltsam näher und da will sie auf keinen Fall hin. Das ruft den besorgten Woody auf den Plan. Er versteckt sich in Bonnies Rucksack, um ihr notfalls beistehen zu können. Und das ist auch gut so! Kaum haben die Eltern ihre Tochter mit aufmunternden Worten in die Obhut der freundlichen Lehrerin übergeben, geschieht das erste Malheur. Es ist Bastelstunde und bevor es losgeht, stibitzt ein frecher Junge Bonnies Utensilien. Damit sie mitbasteln kann, taucht Woody in einem Mülleimer ab und sucht nach Ersatz. Noch ist der Göffel, den er aus dem Müll auf Bonnies Tisch befördert, ein ganz normaler noch unbeleckter weißer Plastiklöffel mit Zinken an der oberen Kante. Seine Haare hat der Göffel also schon mitgebracht! Aber noch kann er weder sehen, sprechen oder laufen. Woody organisiert noch zwei ungleich große Wackelaugen, Knete, Basteldraht und zwei kleine Holzstückchen. Bonnie überlegt kurz und legt los. Als sie fertig ist, hat der Göffel zwei Augen. Seine Augenbraue und der Mund sind aus bunter Knete geformt und auf der gewölbten Löffelseite angeklebt. Der rote flauschige Basteldraht ist als Ärmchen um den Stiel gebunden. Die Holzstückchen verleihen ihm zwei kleine Füße. Eine Nase fehlt, aber er bekommt einen Namen. Bonnie nennt ihn liebevoll Forky, und der ist ab sofort ihr bester Freund! Bei mir zu Hause war übrigens auch Bastelstunde und ich bin jetzt ebenso stolze Besitzerin eines Forkys! Bonnie hat jetzt nur noch Augen für den Göffel, es geht eben nichts über Selbstgebasteltes! Mein kleiner Held blieb bis zum Schluß der treue Cowboy! Bonnies Glück steht für ihn an erster Stelle und dafür tut er alles, was möglich und unmöglich ist. Denn die Geschichte nimmt mit Forkys Erscheinen erst richtig Fahrt auf! Und mir haben ganz schön die Ohren geschlackert, aber ich wollte es ja wissen! Werden es meine grauen Zellen schaffen, mit den vielen Beschreibungen zwischen dem schier pausenlosen Geplapper der Spielfiguren Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen? Ja, sie haben’s geschafft, natürlich nur dank der sehr gut gemachten Hörfilmbeschreibung über die Greta und Starks App! Alles zu beschreiben, funktioniert besonders bei temporeichen computeranimierten Trickfilmen nicht, aber Tanja Eichler und Jonas Hauer brachten so viele Details wie möglich unter. Deshalb mußte sich Ilka Teichmüller beim Einsprechen ganz schön sputen, klang aber nie gehetzt! Meine Einstellung zu Plastikbesteck ist zwar immer noch dieselbe, aber für Forky mache ich mal eine Ausnahme, der ist ja auch nachhaltig! Wie gesagt, bleibt der kleine Cowboy Woody bis zuletzt mein kleiner Held und eine kleine Heldin habe ich auch gefunden. Ich war ganz entzückt von Porzellinchen, der taffen Hirtin mit ihren drei Schäfchen Schnick, Schnack und Schnuck! Ob die beiden vielleicht zueinanderfinden? Ich verrat nix!

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Ein kräftiger grau-weißer Kater sitzt auf einem Fensterbrett, die Vorderpfoten hängen lässig über den Rand. Er schaut aufmerksam und selbstbewußt.

Der König der Löwen

„Im nächsten Leben werde ich Katze bei uns!“ Aus diesem Spruch spricht Herrchens purer Neid und meiner auch!Nach einem guten Frühstück und einem ausgedehnten Spaziergang an einem gemütlichen Fleckchen drinnen oder draußen den Tag verschlafen. Kommt zwischendurch Langeweile auf, könnte man ja für Chaos auf den Schreibtischen der Dosenöffner sorgen, die Mäusefront im Garten aufmischen oder die Katzen in der Nachbarschaft besuchen.Das klingt verdächtig nach „Hakuna Matata“! Wem das nichts sagt, der war noch nicht in „Der König der Löwen“ und sollte das auf jeden Fall nachholen! „Hakuna Matata“ ist Suaheli und heißt so viel wie „keine Sorgen“.Aber ganz ohne Sorgen geht es auch in den Katzenwelten nicht zu.Und wir zwei Menschen waren gerade eine gefühlte Ewigkeit in größter Dauersorge um unseren kleinen Löwenkönig, der eines Morgens aus Gründen, die wir nie erfahren werden, nicht zum Frühstück erschienen war. Die großangelegte nervenzehrende Suche hatte nach sieben Wochen ein Ende, aber leider ein sehr trauriges!Für Einen allerdings ein gutes. Beim Suchen lief uns ein völlig entkräftetes Katerchen quasi in die Arme, das jetzt bei uns ein Zuhause hat und uns über den größten Katzenjammer hinwegtröstet. Große Trauer herrscht auch bei den Filmlöwinnen!Bis zu seinem plötzlichen Tod regierte Mufasa, der König der Löwen, weise und gerecht sein Reich, das sogenannte „Geweihte Land“.Alle Tiere, Beute- wie Raubtiere, haben dort gleichermaßen ihr Auskommen.Nach dem „Ewigen Kreis des Lebens“ werden Raubtiere nach ihrem Tod zu Gras und dienen dann den Beutetieren als Nahrung. So schließt sich der Kreis.Eine schon fast philosophische Sicht auf das Naturgesetz „Fressen und gefressen werden“, die mich die grausamen Geräusche bei Tierdokus in Zukunft vielleicht besser ertragen läßt! Jetzt ist Simba an der Reihe, in die väterlichen Pfotenspuren zu treten, wäre da nicht der böse Löwenonkel Scar!Als Baby wurde Simba vom Schamanen Rafiki, einem Mandrill, den Tieren des Geweihten Landes auf dem „Königsfelsen“ als Thronnachfolger präsentiert. Inzwischen ist der Sohn von Mufasa und der Löwin Sarabi zu einem lebenslustigen Löwenjungen herangewachsen. Und Scar schlägt noch einmal erbarmungslos zu, nachdem er seinen Bruder Mufasa mit einem Prankenhieb ins Jenseits befördert hat.Er raunt dem verängstigten Simba zu, daß dieser die alleinige Schuld am Tod seines Vaters trägt und hetzt dann die Meute der gefräßigen Hyänen auf seinen Neffen. Aber Totgeglaubte leben länger!Das wird der grausame Herrscher Scar, der sich selbst zum Löwenkönig ernennt und das Geweihte Land zu einer Brache herunterwirtschaftet, noch schmerzlich zu spüren bekommen. Und Katzen haben sogar neun Leben!Eins davon wird Simba von dem Erdmännchen Timon und dem Warzenschwein Pumbaa geschenkt. Die witzigen Gesellen finden den vor Durst und Erschöpfung in der afrikanischen Wüste zusammengebrochenen Löwenjungen und nehmen ihn mit in ihre Oase.Dort wird nach der Philosophie „Hakuna Matata“ gelebt und es vergehen für Simba viele sorglose Jahre. Bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt, als plötzlich seine Jugendfreundin Nala auftaucht und … Gewaltig gut gebrüllt hat „Der König der Löwen“ schon einmal vor 25 Jahren in den Kinos als Zeichentrickfilm. Jetzt tut er das wieder als Animationsfilm von Jon Favreau schon deshalb auf ganz besondere Weise, weil die Audiodeskription und erweiterten Untertitel über die Greta und Starks App verfügbar sind. Das ist großartig! Natürlich nicht gebrüllt, vielmehr wohl dosiert bekam ich die Beschreibung der Tiere, Landschaften und der Kämpfe von einer mir sehr vertrauten Stimme in die Ohren.Ilka Teichmüller versteht es, den Text der Audiodeskription mit nicht zu viel und nicht zu wenig Gefühl zu sprechen. Bei den vielen Gesangseinlagen wird nicht nur gesungen, sondern im Hintergrund passieren viele interessante Dinge. Diese Informationen in den Pausen oder auch während des Refrains zu plazieren, ohne das Lied zu zerstören, ist ganz schön knifflig.Aber auch Tanja Eichler und Jonas Hauer, das Hörfilmbeschreiber-Team, fanden beim Texten das richtige Maß. Austoben konnten sich die beiden bei einer längeren Dialogpause, in der ein Haarbüschel von Simba vom Winde verweht eine lange spannende Reise antritt und irgendwann bei dem Schamanen Rafiki landet. Was mir da ohne Audiodeskription alles entgangen wäre! Aber jetzt bin ich wieder in meiner Katzenwelt, lecke noch immer meine Wunden und freue mich über unseren neuen Mitbewohner.Hoffentlich denkt der Kleine gerade: „Zum Glück bin ich Katze bei euch!“  

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Die Blindgängerin steht auf dem Fahrradstreifen neben der Heerstraße. Neben ihr stauen sich die Autos stadtauswärts.

Roads

Wo fahren sie denn, wo fahren sie denn bloß alle hin? Sogar an trüben naßkalten Sonntagen scheint der Verkehrsstrom auf der Hauptverkehrsader in meiner Nähe nie abzureißen. Wollen die etwa alle ins Kino? Das ist ja immer eine gute Idee! Und dort kann man sich ganz entspannt und garantiert ohne Stau auf die Straße begeben mit Sebastian Schippers Film „Roads“ Wo geht es los? Die Tour beginnt eines Nachts in der Nähe einer Hotelanlage in der marokkanischen Sahara. Der 18-jährige Gyllen aus London (Fionn Whitehead) will mit dem dort abgestellten Wohnmobil seines Stiefvaters dem öden Familienurlaub am Hotelpool entfliehen. Aber das Gefährt streikt und die Hilfeanrufe bei seinen Kumpels enden alle auf deren Mailbox, FUCK! Beim Fluchen wird er vom gleichaltrigen William (Stéphane Bak) beobachtet. Der traut sich schließlich aus seiner Deckung, spricht Gyllen an und bringt ganz nebenbei den Motor zum Laufen. Gyllens Angebot, bei ihm mitzufahren, lehnt William jedoch ab. Er geht lieber zu Fuß weiter. William hat sich von seiner Heimat, dem Kongo, bis nach Marokko durchgeschlagen und ohne gültige Papiere ist er ständig auf der Hut, nicht von der Polizei aufgegriffen zu werden. Jetzt aber bitte nicht gleich die Schublade aufziehen „muslimischer Flüchtling“, da paßt der ernste junge Mann kein bißchen rein! Für Gyllen gibt’s, denke ich, keine Schublade. Ohne Führerschein, dafür mit einem britischen Paß in der Tasche, setzt er sich unbekümmert ans Steuer und fährt los. Der erste Dämpfer läßt allerdings nicht lange auf sich warten. Bei einem Disput mit einheimischen Wegelagerern, dem er nicht folgen kann, hat er so gut wie nichts entgegenzusetzen. Gyllen ist nur der englischen Sprache mächtig. Zum Glück ist William schon wieder zur Stelle, der die Abzocke sofort durchschaut. Schnell machen sich die zwei mit dem Wohnmobil auch im wahrsten Sinne aus dem Staub und beschließen, zusammen weiterzufahren. Das ist nicht nur für Gyllen eine ziemlich beste Idee! Und wo fahren sie eigentlich hin? Nach Frankreich, auch immer eine sehr gute Idee! Gyllen möchte zu seinem Vater nach Arcachon. Bei William ist die Sache etwas komplizierter. Er ist auf der Suche nach seinem älteren Bruder, der sich zuletzt aus Calais gemeldet hat. Die erste Etappe der Tour endet an der marokkanischen Mittelmeerküste und auf das spanische Festland geht es nur per Autofähre weiter. Aber wie soll das mit einem geklauten Wohnmobil, zweien ohne Führerschein und einem ohne gültige Papiere gelingen? Ja, sie schaffen das, aber nur knapp und mit Hindernissen! Eines heißt Moritz Bleibtreu, der als durchgeknallter Althippie zunächst die Rettung zu sein scheint. William und Gyllen bleiben nur 99 Minuten, um ihre Ziele in Frankreich zu erreichen, aber trotzdem kommt keine Hektik auf. Das mag auch an dem Wohnmobil liegen, das die Fahrt zwangsläufig entschleunigt. Es bleibt genug Zeit für viel unvorhersehbare Unterbrechungen und die beiden führen genauso viele ernste Gespräche, wie sie herumalbern und Spaß haben. Ich durfte dreimal so lange mit den sympathischen Jungs unterwegs sein und das war mir eine sehr große Freude! Wie das geht? Ich habe an der Audiodeskription mitgearbeitet. Der sehende Autor Holger Stiesy und ich sind ein eingespieltes Team. Wir waren den Jungs während ihres Trips durch drei Länder mit unseren Beschreibungen immer ganz dicht auf den Fersen, ob sie durch die Pyrenäen fuhren oder irgendwo in der Wildnis oder an Tankstellen Rast machten. Genauso wichtig war es uns auch, die Mimik und vielen kleinen Gesten der beiden wunderbaren Hauptdarsteller in Worte zu fassen. Ist der Text der Audiodeskription in trockenen Tüchern, stellt sich immer die Frage, wer diese einsprechen soll. Ich hatte bei „Roads“ sofort an einen Sprecher gedacht und mich sehr gefreut, die jüngere ruhige Stimme von Jan-Philipp Jahrke zu hören! Roger Zepp machte während der Sprachaufnahme die Tonregie. Das ist die letzte Möglichkeit, noch einmal korrigierend einzugreifen. Das Ergebnis unserer Arbeit kann man sich übrigens über die Greta und Starks App im Kino anhören! Und abschließend muß ich erklären, warum mein Artikel zu diesem sehr sehenswerten Film erst fünf Wochen nach dem Kinostart im Blog erscheint. Fast genauso lange ist unser zwei Jahre junger Kater trotz einer Großfahndung bis heute spurlos verschwunden und das hat mich ziemlich ausgebremst. Also alle bitte die Daumen drücken!

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Die Blindgängerin sitzt in einem Schulraum an einem Tisch. Vor ihr eine Kreidetafel. Die Blindgängerin trägt eine Lupenbrille, vor ihr auf dem Tisch ein Schulbuch, ein Fernglas und zwei Leselupen.

Die Kinder der Utopie

Mir ging das Herz auf! Und das wird allen so gehen, die die einmalige Chance nutzen, nur am Mittwoch, dem 15. Mai 2019 Luca, Marvin, Dennis, Johanna, Christian und Natalie im Kino zuzuschauen und zuzuhören! Sie sind im Film von Hubertus Siegert „Die Kinder der Utopie“! Die Audiodeskription und erweiterten Untertitel sind bei der Greta und Starks App bereitgestellt. Der Film läuft in über 160 Städten. Eine Kinoübersicht und weitere Informationen gibt’s auf der Website www.diekinderderutopie.de Die heute Mitte 20-jährigen besuchten die Berliner Fläming-Grundschule und wurden vor 12 Jahren mit anderen Kindern in der Klasse 5d gemeinsam unterrichtet. Und schon damals war der Regisseur Hubertus Siegert mit der Kamera dabei. Das Ergebnis seiner von den Kindern scheinbar unbemerkten Aufnahmen ist der Film „Klassenleben“. Und worin besteht jetzt die Utopie? Drei haben eine und drei keine: eine Behinderung. Was aber kein Hindernis für gemeinsames Lernen war. Ganz im Gegenteil, eine Bereicherung, wie sie alle im nachhinein sagen! „Die Kinder der Utopie“ mit vielen Ausschnitten von „Klassenleben“ ist eine wunderbare Diskussionsgrundlage für den bundesweiten Aktionsabend am 15. Mai: Inklusion unter der Lupe! Und apropos Lupe: Ich nahm Schulbücher und Klausur- und Gesetzestexte unter meine Lupen und Lupensysteme. So arbeitete ich mich während der Schulzeit und des Studiums buchstäblich durch die Texte in Schwarzschrift. An die Tafel und die gräßlich stinkenden riesigen Landkarten schaute ich durch ein kleines Fernrohr. Inzwischen sind die Hilfsmittel von damals zum Einstauben in einer Schublade gelagert und vergessen. War ich eigentlich auch ein Kind der Utopie? Irgendwie ja und nein! Während der ersten vier Schuljahre an einer Sonderschule für Sehbehinderte in Mannheim auf keinen Fall. Wir waren im Gebäude einer Regelgrundschule untergebracht und in unserem Klassenzimmer flogen die Fetzen. Unterricht fand so gut wie keiner statt. Der einzige Lehrer für ca. 15 Kinder mit den verschiedensten Voraussetzungen war mit uns, einem extrem chaotischen Haufen, völlig überfordert. Im dritten und vierten Schuljahr ging es wesentlich geordneter zu und ich habe sogar etwas gelernt. Allerdings nicht genug und ohne die allnachmittäglichen Paukereien mit meiner Mutter hätte ich die Aufnahmeprüfungen für ein Regelgymnasium niemals bestanden. Und da wollte ich unbedingt hin. Vor allem aber: Weg von der Sonderschule!!! Da sind se wieder, die Sehbehinderten! So hänselten uns die anderen Kinder auf dem Schulhof und wir wurden mißtrauisch und abweisend beäugt. Das hat mich verletzt, genervt und hing mir sehr lange nach. Auf dem Gymnasium fühlte ich mich von Anfang an pudelwohl! Ich war immer mittendrin und nichts Besonderes. Mit meinen Hilfsmitteln und erst in den letzten beiden Jahren auch etwas mehr Zeit bei den Klausuren schaffte ich ohne eine Extrarunde das Abitur, mit mittlerem Ergebnis. Das war 1978, eingeschult wurde ich im April 1966. Jetzt aber schnell zurück in die Gegenwart und abschließend ein paar Worte zur Audiodeskription. Diese empfand ich schon wegen der schönen und ruhigen Stimme der Sprecherin als sehr sensibel und behutsam. Dem Team der Hörfilmbeschreibung gelang die Balance, sich bei den emotionalen Momenten und den vielen berührenden Gefühlsausbrüchen der „Kinder der Utopie“ zurückzunehmen, ohne daß ich in der Beschreibung irgendwelche Details vermißte. Das Skript ist von Doris Würfel und Klaus Kaminski, die Redaktion machte Noura Gzara und die Sprecherin ist Silke Matthias. Die Audiodeskription hatte einen großen Anteil daran, daß mir das Herz aufgehen konnte!

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Die Blindgängerin und ihre Begleitung Lena stehen vor langen weißen Schildern mit den Logos der Sponsoren der Verleihung des Deutschen Filmpreises. Im Hintergrund eine grüne Hecke. Lena hat langes braunes Haar und trägt ein türkisfarbenes Kleid mit einer weißen Jacke. Die Blindgängerin trägt ihr mittelblondes Haar schulterlang. Einen dunkelblauen Rock und ein gleichfarbiges Top kombiniert sie mit einer kupfergoldenen Jacke mit aufgenähten blauen Glasperlen.

Die Lola 2019

Foto: Claudia Schaffer, DBSV In meinem neuen Outfit traf ich sie wie 1.900 andere auch am 3. Mai im Palais am Berliner Funkturm, wo man Champagner trinkt, der aber nicht nach Cherry-Cola, C-o-l-a, Cola schmeckte, sondern einfach köstlich. Nur der Vernunft wegen beließ ich es für den Anfang bei einem Glas! Zu mir kam sie nicht, die Lola, aber 20 Glückliche durften die begehrte Trophäe beim 69. Deutschen Filmpreis in den Händen halten, eben eine L-o-l-a Lola Lo-lo-lo-lo Lola! Nein, ich bin nicht betrunken. Aber genau so hört es sich an, wenn der Sänger von The Kinks über seine aufregende Begegnung mit „Lola“ in einem Club down in Soho singt, wo der Champagner nach Cherry-Cola schmeckt! Ein bißchen berauscht von dem glamourösen Abend bei der Gala bin ich allerdings immer noch. Und ja, ich durfte zum ersten Mal LIVE dabei sein und dafür ein herzliches Dankeschön an das Team der Deutschen Filmakademie! Wir saßen im Block B in der ersten Reihe direkt bei dem wunderbaren Filmorchester Babelsberg, Lena und ich. Irgendwie mußten alle an uns vorbei, wie auch Ulrich Matthes, der neue Präsident der Filmakademie, mit der Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters. Grundsätzlich gehe ich sogar gerne ohne Begleitung zu Veranstaltungen und an helfenden Händen fehlte es mir dabei nie. So kam ich in den Genuß von vielen interessanten Begegnungen wie mit Ruth Toma, der Drehbuchautorin von z.B. „Der Junge muß an die frische Luft“, Kit Hopkins, Drehbuchautorin von z.B. „Ballon“ und Monika Bauert, Kostümbild bei z.B. „Das Boot“. Bei der Verleihung der Lolas hätte ich mir aber die Karten gelegt und war heilfroh, daß ich Lena an meiner Seite hatte. Wir sind ein super gut eingespieltes Team. Eine Menschenansammlung kann für uns nicht zu dicht, eine Treppe zu steil oder der Andrang am Buffett zu groß sein, wir schaffen das immer ganz geschmeidig! Und wurden dabei interessiert beäugt, sagt Lena. Ohne Lena wären auch Frau Grütters und Herr Matthes von mir unbemerkt direkt vor meiner Nase vorbeigegangen. Außerdem beschrieb sie mir die vielen Abendroben und brachte Ordnung in das oft sehr turbulente Treiben auf der Bühne. Dieses Jahr führte eine Doppelspitze, Désirée Nosbusch und Tedros Teclebrhan, durch die Preisverleihung. Beide Stimmen waren mir nicht so vertraut und da verlor ich doch das ein oder andere Mal den Überblick und brauchte Lenas Zugeflüster. Die Auszeichnung in 18 Kategorien mit 20 Lolas dauerte vier Stunden und ja, das ist eine lange Zeit. Aber es gebietet der Respekt vor allen Mitwirkenden an dem Kunstwerk Film, daß ihre Arbeit gleichberechtigt bei der Preisverleihung anerkannt und gekürt wird. Und nicht nur die „Barrierefreiheits-Lolas“ stehen noch in den Startlöchern! Mir wurde die Zeit während der Gala kein bißchen zu lang! Damit das auch allen, die diesen Beitrag lesen, so geht, fasse ich mich jetzt kurz. Meine persönlichen Lolas in der Kategorie „Beste Laudatio“ bekommen: Der 11-jährige Julius Weckauf spielte herzergreifend den jungen Hape in „Der Junge muß an die frische Luft“ und brachte mit seiner Laudatio für „Bestes Maskenbild“ mehr als frische Luft in den Saal! Christoph Maria Herbst könnte wahrscheinlich aus einem Telefonbuch vorlesen und ich würde an seinen Lippen hängen. Er hielt die Laudatio für den Empfänger des Bernd-Eichinger-Preises, den Produzenten Christian Becker. Wer mehr gerührt war, ist kaum zu sagen: Margarethe von Trotta, die den Ehrenpreis erhielt, oder ihre Laudatorin Katja Riemann. Maria Schrader brachte energisch auf den Punkt, wie wichtig die Arbeit der Drehbuchautorinnen und -autoren ist, ohne gutes Drehbuch kein guter Film! Bei der Vorstellung der Nominierten wurde zwischen den Dialogen aus den jeweiligen Skripten vorgelesen. Das war für mich super, eben wie ein Hörschnipsel mit Audiodeskription! Ein sehr trauriger und berührender Moment war das Gedenken an die seit der letzten Preisverleihung verstorbenen Mitglieder der Filmakademie. Begleitet von Alexander Scheer am Flügel wurden erschreckend viele Namen genannt. Und wie bekomme ich jetzt einen würdigen Bogen zu meinem Schlußwort hin? Weil das Leben eben weitergeht, am besten mit dem Neuen! Ulrich Matthes trat schon im Februar die Nachfolge von Iris Berben an und ist nun der Präsident der Deutschen Filmakademie. Sehr charmant und sympathisch, wie er Iris Berbens Arbeit noch einmal würdigte und sie musikalisch verabschiedete! Ich verabschiede mich jetzt auch und bin hoffentlich zur Lola 2020 im nächsten Jahr wieder live dabei!

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Die Blindgängerin in einer Küche. Ihre linke Hand liegt an einer Whiskeyflasche, die auf der Arbeitsplatte steht. Mit der anderen hält sie eine Glaskaraffe an die Lippen. Darin steckt ein Stofftier, ein Goldfisch mit großen Kulleraugen.

Die Goldfische

Auch Goldfische haben, wenn sie eine Reise tun, etwas zu erzählen. Und das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen! Nur Michi (Jan Henrik Stahlberg) und das Maskottchen Goldi, der einzige echte Fisch in der Chaotengruppe „Die Goldfische“ sprechen kein einziges Wort. Die anderen vier zweibeinigen Mitbewohner der WG dafür umso mehr! Das sind Franzi (Luisa Wöllisch), Oliver (Tom Schilling), Rainman (Axel Stein) und Magda (Birgit Minichmayr). „Mußt du immer alles gleich in dich reinstopfen?“ Diesen Spruch bekam ich vor Jahren bei einem Essen in einem gediegenen Restaurant zu hören und in der Stimme lag gleich viel Wut wie Besorgnis. Kurz zuvor hatte ich verkündet, auch das kleine Tellerchen, auf dem eine Krabbe drapiert war, gleich mitverspeist zu haben. Ich dachte, das war so gedacht, aber die Muschelschale war eben eine echte Muschelschale! Diese Episode kam mir schlagartig in den Sinn, als Magda die Karaffe an ihre Lippen führt, in der Goldi gerade zwischengelagert wurde. Sie trinkt und schwupps, das war’s mit dem Goldfisch! Die Blindgängerin Magda schüttet nämlich alles, was ihr in die Finger kommt, in sich hinein, bevorzugt Whiskey. Laura (Jella Haase) ist entsetzt. Sie betreut die Wohngruppe und hat gerade erst das Aquarium samt Fisch angeschleppt. Der Mitbewohner Rainman ist wie Michi Autist und nutzt unverzüglich das Aquarium, um darin sein Shirt zu waschen. Bei dieser Aktion landet Goldi erst im Spülbecken und dann in besagter Karaffe. Mitgehangen, mitgefangen, so tritt nun auch Goldi den Kurztrip der WG in die Schweiz an. Initiator dieses Ausflugs ist Oliver. Der jung-dynamische Portfoliomanager ist nach einem schweren Autounfall querschnittsgelähmt und sitzt seit drei Monaten im Rollstuhl. Jetzt sind ihm auch noch die deutschen Steuerfahnder auf der Spur. Er muß schnellstmöglich sein prall gefülltes Schließfach in einer Züricher Bank ausräumen. „Geld stinkt nicht“ sagten schon die alten Römer. Trotzdem ist das Risiko groß, daß die Scheine bei der Kontrolle an der Schweizer Grenze von Hunden erschnüffelt werden. Aber wer kontrolliert schon einen Kleinbus mit fünf behinderten Fahrgästen? Denkt sich Oliver insgeheim und los geht’s! Die fünfte in dem liebenswerten Quintett der Goldfische ist Franzi. Sie liebt Pferde, haßt Kamele und hat das Downsyndrom. Sie sagt ohne Umschweife, was sie will, und setzt fast immer ihren Kopf durch. Es fällt auch wirklich schwer, sich ihrer Logik zu entziehen. Jetzt fehlt noch der Fahrer des Busses. Diesen Job übernimmt der Pfleger der Gruppe, der rauhe, aber herzliche Eddy (Kida Khodr Ramadan). Ihn hat Oliver als einzigen in den wahren Grund des Ausflugs eingeweiht, ob das so schlau war? Sehr klug war jedenfalls, daß sich der Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan und die Produktion Wiedemann & Berg durch die Leidmedien kompetent beraten ließen! Dabei ging es um die Handlungsstränge im Drehbuch und daß gängige Klischees über behinderte Menschen vermieden werden sollten. Ob das wirklich gelungen ist, kann ich am besten bei der blinden Magda beurteilen. Einen Goldfisch hätte ich zwar wahrscheinlich nicht verschluckt, aber Magda hatte ja meistens einen im Tee und da kann so etwas schon einmal vorkommen. Ansonsten ist sie extrem taff, macht ihr eigenes Ding und ist, wie sich das gehört, immer mit dem Langstock unterwegs. Der war ihr allerdings beim Lenken des Kleinbusses keine Hilfe. So etwas funktioniert nicht einmal im Film! Gelacht wurde bei der Gagdichte im Kinosaal fast ohne Pause und das ging nie auf Kosten der Filmfiguren, also Daumen hoch! Die Leidmedien hätten es natürlich gerne gesehen, wenn alle Rollen von Menschen mit Behinderung gespielt worden wären. Das hat nur bei Franzi geklappt, die ganz bezaubernd von Luisa Wöllisch gespielt wird, einer Schauspielerin mit Downsyndrom. Ein Grund, weshalb die anderen Filmfiguren nicht entsprechend besetzt wurden ist, daß es an bereits bekannten Schauspielern und Schauspielerinnen mit Behinderung einfach fehlt. Und da beißt sich die Katze wieder einmal in den berühmten Schwanz. Zu diesem Thema verweise ich auf die interessanten Interviews, die Leidmedien mit einigen Mitwirkenden der Goldfische führte: Die Goldfische – Leidmedien.de – Über Menschen mit Behinderung … Bei soviel Einsatz, alles richtig zu machen, versteht es sich eigentlich von selbst, daß die Audiodeskription und die erweiterten Untertitel bei der Greta und Starks App bereitgestellt waren. Sonst wäre das Geld für die Kinokarte auch eine totale Fehlinvestition gewesen! Ein bißchen habe ich das Hörfilmbeschreiberteam Flora Buchinger, Lisa Madl, Redaktion Alexander Fichert um die bestimmt oft knifflige Arbeit an den Goldfischen beneidet. Die Zeit zwischen den Dialogen war immer sehr kurz und die Aktionen auf der Leinwand dafür um so komplexer. Ich denke nur an das Drama um Goldi! Aber was ich von der Sprecherin Ilka Teichmüller zu hören bekam, ließ mich immer im gleichen Moment lachen wie die anderen auch. Das ist das beste Zeichen für eine gelungene Audiodeskription! „Die Goldfische“ ist der erste Film von Sony Pictures Entertainment, der über die Greta und Starks App bereitgestellt wurde. Ich wünsche mir und hoffe, daß aus diesem schönen Anfang eine gute Tradition wird. Denn sonst bleibt auch die beste Audiodeskription im Kinosaal meist stumm wie ein Fisch.

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Robert Redford in blauem Jeanshemd und brauner Wildlederjacke. Die Haare zerzaust, der Ausdruck zwischen Lächeln und Grinsen. Mit der erhobenen rechten Hand formt er eine Pistole nach. Sie zielt direkt auf den Betrachter.

Ein Gauner und Gentleman

„Jetzt oder nie, her mit der Marie!“ Nix da, die hat zu tun und bleibt schön auf ihrem Filmstreifen sitzen! Aber nicht Kinoblindgängers Maskottchen mit diesem wunderschönen Namen ist das Objekt der Begierde, sondern das liebe Geld. Die einen sagen auch Kohle, Asche, Schotter oder Kies. Die Österreicher nennen es eben Marie. Österreichische Bankräuber übrigens auch, so z. B. in dem Song der Band „Erste Allgemeine Verunsicherung“ über einen Banküberfall. Beweis ist obiges Zitat aus dem Songtext von 1985. Mit gleich mehreren Banküberfällen hat es Marie, so nennt Kinoblindgänger die barrierefreie Filmfassung, gerade zu tun bei „Ein Gauner und Gentleman“! Seit dem 28. März macht Robert Redford als Forrest Tucker diverse Banken in den Vereinigten Staaten unsicher, auf über 100 Leinwänden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Überall dort kann dank der Marie, also mit der Audiodeskription und den erweiterten Untertiteln über die Greta und Starks App, die Verfolgung aufgenommen werden! Aber mit Banküberfällen hat sich die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH die nötige Marie für die Produktion der Marie nicht ergaunert. Das könnten die auch gar nicht! Forrest Tucker beherrscht diese Disziplin dafür um so besser und den Bankräuber aus Leidenschaft hat es wirklich gegeben. Aus dessen langen Karriere hat sich der Regisseur David Lowery für das Drehbuch nur ein paar Monate aus dem Jahr 1981 herausgepickt. Da war Forrest 71 Jahre alt und trotz vieler Gefängnisaufenthalte kein bißchen überfallmüde! Robert Redford, nun etwas über 80, möchte seine ebenfalls sehr lange Karriere mit der Rolle als Forrest beenden. Sie ist ihm auf dem Leib geschneidert. Aber vorher muß er noch einige Banken überfallen und ein akustischer Beweis, wie ruhig, geschmeidig und höflich er dabei vorgeht, ist dieser Hörschnipsel: Fehlt eigentlich nur noch, daß sich Forrest namentlich vorstellt. Soweit geht er aber dann doch nicht. Als er die bezaubernde Jewel (Sissy Spacek) kennenlernt, behauptet er, sein Name sei Bob und er verdiene sein Geld als Handelsvertreter. Wenn er nicht gerade Banküberfälle plant oder Bankfilialen seine Besuche abstattet, verbringt er jede freie Minute mit ihr und sie reden über Gott und die Welt. Da haben sich zwei einsame Seelen getroffen und gefunden. Sie nähern sich ganz vorsichtig an und es ist eine große Freude, die beiden zu beobachten. Nur mit den Ohren geht das jetzt und hier ansatzweise mit Hörschnipsel Nummer zwei: Aber kann das mit den beiden etwas werden? Zumal sich das Netz der Ermittlungsbehörden um Forrest immer enger zuzieht. Den scheint das aber nicht im Geringsten zu beunruhigen. Er und seine zwei Komplizen, einer wird von Tom Waits gespielt, machen munter weiter. Mit dem Polizisten John Hunt (Casey Affleck) spielt er sogar ein bißchen Katz und Maus. Vielleicht ist Forrest deshalb die Ruhe in Person, weil er seine vielen Gefängnisaufenthalte meistens mit spektakulären Ausbrüchen abkürzen konnte. Diese werden, 16 an der Zahl, nacheinander in kurzen Szenen und ohne ein gesprochenes Wort gezeigt. Die ersten sechs gibt’s im dritten Hörschnipsel: Besonders dieser letzte Schnipsel beweist, wie unverzichtbar die Audiodeskription ist, um der Handlung folgen und den Film genießen zu können. Den Text der Audiodeskription erarbeiteten Inga Henkel und ich, die Redaktion machte Lena Hoffmann. Wir hatten alle drei sofort eine Frauenstimme für das Einsprechen des Textes im Ohr und entschieden uns schnell für die sehr erfahrene Ilka Teichmüller als Sprecherin. Ihre Stimme hebt sich deutlich von denen der Protagonistinnen ab. Sie klingt ein bißchen rau, ein bißchen energisch, aber auch einfühlsam, je nach der Situation. Eben einfach passend zum Gauner und Gentleman! Für die fantastische Filmmusik, die einen in die Zeit Ende der 70er, Anfang der 80er driften läßt, fallen mir Attribute ein wie: Leicht, beschwingt, spannungserzeugend, melancholisch, traurig, fröhlich und auch rockig! Unter die meist instrumentale Musik mischen sich Stücke von Scott Walker, Jackson C. Frank und mein absoluter Favorit: The Kinks mit Lola! Und jetzt ist der Film leider schon zu Ende und ich spreche noch ein letztes Mal über das liebe Geld. Selbiges wird nämlich dringend benötigt, um weitere so tolle Filme barrierefrei machen zu können. Damit die Kinoblindgänger gGmbH nicht doch unter die Bankräuber gehen muß, verweise ich hier auf die Seite https://www.kinoblindgaenger.com/spenden/ Dort gibt es mehrere Möglichkeiten, die Marie zu unterstützen. Ich sage schon einmal vielen Dank!

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